Wie bitte? Verstehen Sie beim Lesen dieser Überschrift auch nur Bahnhof oder zumindest Bahnhofsplatz 1? Genau dort befindet sich das 25-hours-Hotel „The Royal Bavarian“. Und wussten Sie, dass es Gäste gibt, die dem Besuch des Münchner Lifestyle-Hotels eine gefühlte Tageszeitverlängerung um jeweils eine Stunde zuschreiben? Ob das stimmt, ist kaum zu beurteilen, aber man erzählt sich so manches. Vielleicht hängt das Phänomen ja in irgendeiner Weise mit dem stylishen Hotelambiente samt kupfernem Elefantenbrunnen im Foyer zusammen. Ja, Sie haben richtig gelesen – dort gibt es einen Brunnen, in welchem zwei Elefantenstatuen mit großer Präzision Wasser in ein kupfernes Bassin prusten. Und wie zum Beweis spiegelt sich die märchenhafte Szene in einem gewölbten, patinierten Messingspiegel wider, und zwar so, als würden sich die wasserspeienden Rüssel jeden Augenblick in eine entlanggleitende Zauberschlange verwandeln. Wildromantisch und schön ist der Blick in den Spiegel, aber Achtung: Wer dabei die Zeit vergisst, läuft Gefahr, auch das hektische Treiben auf dem Bahnhofsplatz hinter sich zu lassen! Wer es hingegen eilig hat, hält es so wie beim Besuch der Fontana di Trevi in Rom. Dort schnippen Touristen wie von einer unbekannten Macht gesteuert seit jeher kiloweise Münzen in das Brunnenbecken. In manchen Jahren sollen dabei über 100 000 Euro zusammenkommen, aber das ist eine andere Geschichte.
Aufwendig konstruiert
Zurück nach München: Wie um alles in der Welt kommen die ausdrucksstarken Bronzegusselefanten ausgerechnet an den Bahnhofsplatz? Bekanntlich wollte schon König Ludwig II. Elefanten nach München holen. Und auch in Berlin gibt es seit Langem Hotel-Dickhäuter – und zwar im weltbekannten Adlon. Dies brachte Hotelier Christoph Hoffmann auf die Idee, zwei wasserspeiende Elefanten in seinem neuen Hotel anzusiedeln. Natürlich musste dazu ein würdiges Ambiente geschaffen werden – am besten in Form eines opulenten Kupferbrunnens. Dessen künstlerische Form wurde von den Fachleuten der Ornamentenspenglerei Lorenz Sporer gemeinsam mit dem Münchner Künstler Jan Davidoff erarbeitet.
Die siebeneckige Grundform des Brunnens wurde halbkreisförmig im Bereich der Sitzfläche und des darunterliegenden Gesimskranzes festgelegt. Eine verschweißte Unterkonstruktion aus verwindungssteifen Aluminium-Strangpressprofilen sowie darauf aufgenietete 3,00-mm-Aluminiumtafeln sorgen für die nötige Stabilität. Die relativ leichte Aluminium-Unterkonstruktion wurde durch geeignete Trennlagen galvanisch von der Kupferbekleidung getrennt. Die Beckenverkleidung in Form einer Gesims-Rahmenkonstruktion besteht aus magnetisch eingesetzten, vertieften Kupferkassetten der Stärke 0,7 mm. Das Brunnenbecken selbst wurde aus 1,00-mm-Kupfer hergestellt. Damit kein Tropfen des kostbaren Nasses danebengeht, verschweißten die Sporer-Spezialisten alle Beckensegmente im WIG-Schweißverfahren.
Mit einer Abmessung von 2400 mm Höhe, 2400 mm Breite und 1400 mm Tiefe ist der Brunnen in Relation zu den Figuren relativ klein. Um dennoch ein imposantes Indoor-Wasserspiel zu erzeugen, musste die Wasserführung exakt geplant werden. Damit am Rand sitzende Gäste sowie umliegende Fußböden und Wände nicht nassgespritzt werden, entwickelten die Ornamentenspengler einen speziellen Spritzwasserschutz, der an einen Zierpokal erinnert. Dazu ermittelten sie die perfekte Standposition der Elefanten sowie das entsprechende Spritzbild in aufwendigsten Versuchsaufbauten. Auch die Pumpenleistung und die Fördermenge mussten genau definiert werden.
Rüssel, Rüssel an der Wand, wer hat den schönsten Brunnen im ganzen Land?
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Unablässig prusten die Elefanten aus Bronze das nasse Element in die Brunnenschale und auf die darin liegenden Münzen aus aller Herren Länder. Es scheint, als sei der Kupferbrunnen samt magischem Spiegel inzwischen zu einer kleinen Fontana di Trevi geworden. Für die Hotelgäste steht dabei aber nicht der Wunsch, Rom zu sehen und wiederzukehren, im Mittelpunkt. Vielmehr freuen sie sich auf ein Wiedersehen mit den Bronzegusselefanten des Münchner 25-hours-Hotels. Nur so lässt sich erklären, warum man früher Lire in den Trevi-Brunnen schleuderte, um wieder nach Rom zu reisen, während heute Euro- und Centmünzen in das Kupferbassin des Münchner Elefantenbrunnens geworfen werden.