Old School Kaum ein Beruf birgt so viele Gegensätze wie der des Klempners. Und kein Beruf ist so erklärungsbedürftig. Berufskollegen, die im Großraum Stuttgart auch Flaschner genannt werden, haben dabei einen kleinen Vorteil. Sie umschreiben ihr traditionsreiches Handwerk mit folgendem Bild: Als es noch keine Einwegverpackungen gab und die Welt noch nichts von CO₂-Steuern ahnte, stellte der Flaschner Haushaltswaren wie Eimer, Töpfe, Pfannen und eben auch Flaschen aus Metall her. Das war überaus nachhaltig, denn Blechflaschen wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Weggeworfen wurde damals so gut wie nichts. Der ökologische Fußabdruck von Handwerkern und Kunden war folglich kaum wahrnehmbar, aber das ist freilich lange her.
Hightech Heute beschäftigen sich Fachbetriebe zunehmend mit der Herstellung und der Montage moderner Metallfassaden. Fertigungsverfahren wie der Einsatz von Blechbearbeitungszentren, Laserschneidanlagen, Stanzmaschinen oder 3D-Druckern revolutionieren althergebrachte Produktionsabläufe. Logischerweise wachsen somit auch die Anforderungen an Design, Statik, Bauphysik oder Ökobilanz sowie an die handwerkliche Umsetzung. Vor diesem Hintergrund ist es überaus ärgerlich, dass „unser“ Studiengang Gebäudehülle seiner Zeit anscheinend weit voraus war. Die Einstellung des Bildungsangebotes kommt für zahlreiche Branchenvertreter zur Unzeit. Sorgt sie doch dafür, dass immer
öfter externe Techniker, Planer und Statiker beauftragt werden müssen.
Kann das weg? Gerade vor diesem Hintergrund ist es ein regelrechter Schuss ins Sockelknie, wenn einige Vordenker jetzt darüber diskutieren, wichtige Basics aus der Ausbildungsordnung zu streichen. Techniken wie das Schweifen oder Bördeln sind nach wie vor wichtiger Ausbildungsbestandteil. Nur wer weiß, wie sich verschiedene Metalle beim Umformungsprozess verhalten, kann auch komplexe Bauaufgaben erfolgreich meistern. Ein bisschen ist das wie an Weihnachten: Nur wer mit der Tradition vertraut ist, kann das Weihnachtsfest neu interpretieren, ohne den eigentlichen Sinn aus den Augen zu verlieren. Das gilt für die künstlerische Umsetzung übrigens ebenso wie für den respektvollen Umgang mit den Mitmenschen.
Keine Zukunft ohne Herkunft Wer mich kennt, weiß, dass ich Neuem gegenüber stets aufgeschlossen bin. Umso wichtiger ist mir jedoch die regelmäßige Rückbesinnung auf meine Wurzeln. Die entsprechende Reflexion ist zur Ausübung eines Handwerks ebenso wichtig wie zur Vorbereitung des Weihnachtsfestes. In diesem Sinne wünsche ich
Ihnen besinnliche Festtage und einen guten Start in die Zukunft …
Herzlichst Ihr
Klempnermeister Andreas Buck
(Chefredakteur)