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Hosen runter . . .

Im September 2014 machen sich die Meisterschüler der Robert-Mayer-Schule (RMS) von Stuttgart aus auf den Weg und erreichen nach 1300 km die Kleinstadt Ales¸d im Norden des Apuseni-Gebirges. Obwohl der RMS-Hilfstrupp 2014 von seinen Vorgängern bereits einiges über das Rumänien-Projekt erfahren hatte (BAUMETALL berichtete in Ausgabe 1/2014), glauben einige von ihnen im falschen Film gelandet zu sein. Der Rumänienschock erfasst sie unmittelbar mit dem Verlassen der beiden Kleinbusse: „Hier sieht es aus wie im Mittelalter“, sagt ein Schüler und ein anderer stellt fest, dass die Gegend ziemlich ärmlich ist. Tatsächlich ist vom Glanz alter Zeiten kaum etwas übrig geblieben. Stattdessen nagt der Zahn der Zeit unaufhaltsam an einst prachtvollen Gebäuden. In der Blütezeit lebten in Ales¸d 13 500 Menschen, doch das ist lange her. Immer mehr Einwohner wandern aus und lassen ihre Kinder sowie die Alten zurück. Spätestens beim Anblick der baufälligen Behausung einer zehnköpfigen Familie ist den Klempnern klar: Hier muss Hilfe geleistet werden.

In der Werkstatt . . .

Direkt nach dem Entladen der beiden Kleinbusse und Anhänger richten die Meisterschüler Werkstatt und Baustelle ein. Segmentabkantbank, Klappwerkbänke, Titanzinkcoils, Seekieferplatten und zahlreiches Handwerkszeug werden ebenso platziert wie die mobile Spenglerei der Marke Knoll. Laut Hersteller soll der praktische Werkstatt-Anhänger so manches Unmögliche möglich machen. Und tatsächlich leistet die mobile Spenglerei wertvolle Dienste. Ihre auf dem Anhänger montierte Abkantbank überzeugt mit einer Biegeleistung von 1,00 mm bei Aluminium beziehungsweise 0,8 mm bei Kupfer und Zink. Die überdachte Biegemaschine erlaubt die Herstellung von Winkeln bis zu 180° – die ebenfalls auf dem Anhänger stationierte Abrollmulde sowie der dazugehörige Rollenschneider erleichtert das Zuschneiden der Bleche.

. . . und auf der Baustelle

Kaum ist das mitgebrachte Gerüst aufgebaut wird die Bauaufgabe in Augenschein genommen, doch der Anblick ist ernüchternd: Das zu renovierende Dach weist eine überaus schlechte Bausubstanz auf. Überall regnet es herein und der Dachstuhl ist an vielen Stellen vermodert. Folglich müssen die Meisterschüler vor dem Eindecken des Walmdachbereiches Bauholz besorgen – eine Aufgabe, die in Rumänien mindestens ebensoviel Fantasie erfordert wie die Sanierung der schadhaften Holzkonstruktion. Beherzt gehen die Männer aus Stuttgart ans Werk. Sie ersetzen oder verstärken die Sparren und bringen anschließend die Schalung auf. Die Montage der Titanzink-Rinnen, die an den Rinnenwinkeln mit liebevoll gefertigten Zierelementen verschönert werden, erfolgt ebenso routiniert wie die Fertigung und Eindeckung des Daches mit fächerförmigen Rheinzink-Scharen. Und weil normale Stehfalzscharen für angehende Meisterschüler irgendwie zu einfach sind, wird das kleine Türmchen über dem Erkerdach mit sonnenförmigem Halbkreis und strahlenförmigem Falzverlauf aufgewertet.

Rätselhaftes Abschlussfoto

Soviel seht fest: Die geleistete Arbeit und der damit verbundene Aufwand entspricht der nackten Tatsache, dass Meisterschüler auch fern der Heimat zu außergewöhnlichen Taten fähig sind. Unstrittig ist auch, dass die Truppe um RMS-Meistermacher und Ausbilder Daniel Wagner erneut ganze Arbeit geleistet hat. Von besonders meisterlicher Qualität zeugen die kunstvollen Details an Rinnenwinkeln und Turmbekleidung. Diese gelungenen Arbeiten belegen ebenso wie das prächtige Turmkreuz der Vorjahresklasse, dass eine Meisterausbildung in Stuttgart keine Fragen offen lässt. Einzig die Frage, warum die Meisterschüler zum großen Final-Foto ihre Hüllen fallen ließen, konnte bislang nicht zweifelsfrei geklärt werden. Wahrscheinlich symbolisiert das Foto mit dem Titel „Hosen runter“, dass der Zusammenhalt der Meister-Klasse seit Rumänien durch nichts erschüttert werden kann. Daran vermögen die im Vorfeld geführten Diskussionen ebenso wenig ändern wie die Tatsache, dass die Veröffentlichung des Fotos auf ausdrücklichen Wunsch der Meisterschüler erfolgt. Unabhängig davon ist Schleichwerbung bei einer solch vorbild-lichen Hilfsaktion ausdrücklich erlaubt. Die Meisterschüler und ihr Ausbilder Daniel Wagner bedanken sich in diesem Sinne bei Rheinzink in Datteln für das zur Verfügung gestellte Material und beim Handelshaus Barth in Renningen für zahlreiche Zubehörteile, Befestigungsmittel und die logistische Unterstützung.

Übrigens: Weitreichende Informationen über das vorbildliche RMS-Hilfprojekt sind ab sofort im Internet abrufbar. Und wie immer wird der Klick auf das BAUMETALL-Online-Extra mit vielen Fotos belohnt.

https://www.baumetall.de/baumetall-live/extras

Info

Exkursionsleitung Daniel Wagner, Praxislehrer an Robert-Mayer-Schule, Stuttgart

Organisation Hans-Peter Rösch, Theorielehrer an Robert-Mayer-Schule, Stuttgart

Teilnehmende Schüler Raphael Groß, Strass und Gross Bedachungen, Tholey

 Sven Buttkewitz, Flaschnerei Kranich, Großbottwar,

 Franz-Joseph Lorenz, HSK-Frank Lorenz GmbH, Treuen,

 Joahnnes Brenner, Edgar Brenner, Dach und Haustechnik, Tannhausen

 Marco Schmidmeier, Bauflaschnerei Henne GmbH, Nagold

 Steffen Linder, Flaschnerei Buck, Hechingen

http://www.rms.s.bw.schule.de

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