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Abschied nehmen

Lieber Heinz,

auf der Suche nach passenden Zeilen wollen sich die richtigen Worte oft nicht einstellen. Also lehne ich mich zurück und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Ich denke zum Beispiel an unsere erste Begegnung auf dem 9. Deutschen Klempnertag in Kassel. Damals, es müsste 1989 gewesen sein, gehörte ich mit 24 Jahren zu den Greenhorns der Branche. Von einem Heinz Lummel hatte ich zwar schon in der Fachpresse gelesen, doch live und wahrhaftig hatte ich ihn noch nie erlebt. Dieser Mann hat nicht nur Lötwasser, sondern flüssiges Metall im Blut, dachte ich. Wenn einer im Umgang mit Blech erfahren ist, dann er! Tatsächlich sollte Dein Auftritt meinen Blickwinkel nachhaltig verändern und offensichtlich war ich nicht der einzige, dem es so erging. Dich zu erleben hatte definitiv eine andere Qualität als „nur“ in BAUMETALL von Deinen Projekten zu lesen. Unzählige Male hast Du bewiesen, dass man aus Metall fast alles machen kann, und Du warst stets bereit, Dein Fachwissen mit anderen zu teilen. Darüber hinaus hast Du Dich leidenschaftlich für die Belange der Kollegen eingesetzt und, wenn es sein musste, wie ein Löwe für unsere Interessen und um unsere Rechte gekämpft.

Es folgten zahlreiche Begegnungen, die sich, wie kann es anders sein, fast immer auf dem Klempnertag ereigneten. Zu gerne erinnere ich mich an die verdutzten Gesichter der Zuhörer bei der Vorstellung der Fassade des neuen Düsseldorfer Zollhofes. Eine derartige Gebäudehülle hatte Klempnerdeutschland zuvor noch nie gesehen (oben). Nebenbei bemerkt bin ich nicht sicher, ob der Begriff Gebäudehülle damals bereits geläufig war. Wie dem auch sei – die gekrümmte Edelstahlfassade fasziniert die Fachwelt bis heute. Die 1998 nach Entwürfen von Stararchitekt Frank Gehry entwickelte Gebäudehülle fasziniert durch den konsequenten Verzicht auf Sockel und Gesimse jeglicher Art. Überhaupt markierte die Edelstahlfassade des Zollhofs den Beginn einer bis heute andauernden Serie herausragender Metall-Architektur.

Vorbildliche Projekte

Nicht weniger erstaunt waren die Teilnehmer des Klempnertages bei der Präsentation der geklebten Titanzinkfassade des Hauses der Presse in Berlin. „Blech klebt man nicht“, raunte es damals durch den Saal – und heute? Klebetechnik ist allgegenwärtig, gilt als zuverlässig und ist überaus wirtschaftlich. Seit den 1970er-Jahren unterscheidet sich die Vorgehensweise Deines Fachbetriebes von seinerzeit üblichen Firmenstrategien. Neben der Auftragsausführung betrifft das auch die Bereiche Planung, Strategie und Kooperation mit Werkstoffherstellern, Architekten oder Bauherren. Deine Begeisterung für moderne Architekturtendenzen führte immer wieder zu ungewöhnlichen Lösungen und sorgte in der Fachöffentlichkeit für entsprechendes Aufsehen. Klempnerhighlights wie die Zinkfassade des Flugkontrollturms in Edinburgh (r.), die strukturierte Wand- und Deckenbekleidung des Forum Barcelona (S. 10) oder die dreidimensionale Titanfassade in Kronberg sind nur drei Deiner unzähligen Vorzeigeprojekte. Gemeinsam mit Deinen Söhnen Georg und Stefan sowie Deinem Spezialistenteam hast Du die Liste herausragender Projekte ständig wachsen lassen. Dazu bist Du bei Stararchitekten ein- und ausgegangen und hast das Spenglerhandwerk stets aufs Neue revolutioniert. Gerne erinnere ich mich an die BAUMETALL-Fachberichte über das Porsche-Museum in Stuttgart, die BMW-Welt in München oder das Keltenmuseum am Glauberg.

Uneigennütziger Pionier

Dass Du die Branche nicht nur mit beeindruckenden Großprojekten, sondern seit Jahrzehnten auch mit uneigennütziger fachlicher Hilfe unterstützt hast, wissen heute nur noch wenige. Beispielsweise warst Du in Deiner Funktion als ZVSHK-Bundesfachgruppenleiter von 1987 bis 2002 für die Erstellung der Klempnerfachregeln verantwortlich. Mit Deinem technischen Know-how hast Du maßgeblich dazu beigetragen, ein Regelwerk zu schaffen, um das uns heute viele Spenglernationen beneiden. In der Tat ist es Dir gelungen, das Berufsbild der Klempner und Spengler ständig weiterzuentwickeln – eine Leistung, die allergrößten Respekt verdient.

Mindestens ebenso wegweisend war Dein Engagement bei der Entwicklung der Handabkantbank Lukas, einer Blechbiegemaschine, die 1988 mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet wurde. Heute ist das ausgeklügelte Prinzip der Maschine mit den auswechselbaren Ober- und Unterwangensegmenten in fast jedem Spenglerfachbetrieb anzutreffen.

Großherziger Museumsgründer

Ein weiterer Meilenstein markiert das Jahr 1988. Auf Deine Initiative hin wurde damals die „Stiftung deutsches Klempner- und Kupferschmiedemuseum“ gegründet. Seitdem hast Du keine Gelegenheit versäumt, Dich für unser Europäisches Klempner- und Kupferschmiedemuseum stark zu machen, und das weit über Deine 16-jährige Präsidentschaft hinaus. Von der Stiftungsgründung über die 1995 erfolgte Grundsteinlegung bis hin zur Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen hast Du für unser Museum beharrlich gekämpft. Dabei hast Du das Werben von Mitgliedern sowie das Sammeln von Spendengeldern zur Chefsache erklärt. Dank Deiner Hilfe ist das Museum seit 2013 schuldenfrei, sodass sich die Vorstände jetzt in einer komfortablen Situation befinden. Anstatt über Finanzprobleme nachzudenken, entwickeln sie moderne Konzepte, die das Museum in Deinem Sinne weiterbringen werden.

Respekt

Für Dein unermüdliches ehrenamtliches Engagement und damit verbundene Verdienste wurde Dir 2005 das Bundesverdienstkreuz verliehen und auch im Ausland blieb Dein Wirken nicht unbeachtet.

Zu Recht unterstreicht die Auszeichnung mit dem Europäischen Architekturpreis der Peace Palace Academy in Den Haag Dein spezielles Metallverständnis, das Du bereits seit 1985 von Karlstadt aus in alle Welt exportiertest. Entsprechende Lummel-Projekte zeugen mittlerweile nicht nur in Europa, sondern auch in Ländern wie Arabien, Brunei, Hong Kong, China, der Mongolei, Nigeria oder auf den Seychellen von Deiner Schaffenskraft. Weitsichtig wie immer hast Du 1992 mit der Gründung des eigenständigen Fachbetriebes SIS Sheet Metal International Systems in Singapur die Weichen für diesen Erfolg gestellt.

Danke Heinz

Nie zuvor hat ein Spengler mehr für unsere Branche bewegt. Mit dem Europäischen Klempner- und Kupferschmiedemuseum hast Du unserer Zunft eine Heimat gegeben. Deinem weitsichtigen und uneigennützigen Handeln verdanken wir eine solide Basis für gemeinsame Projekte. Unserer Branche wünsche ich, dass Deine Visionen als leuchtende Spenglersterne den Weg in eine hoffnungsvolle Zukunft weisen werden. In diesem Sinne danke ich Dir im Namen der Branche und des BAUMETALL-Teams für alles, was Du für die Klempnerszene bewegt hast. Du wirst uns fehlen Heinz!

Höhepunkte im Spenglerleben Heinz Lummels

  • 1955  Heinz Lummel beginnt seine Spenglerlehre beim Fachbetrieb Schneider in Veitshöchheim
  • 1959  Heinz Lummel sammelt als Spenglergeselle wertvolle   Berufserfahrung in der Schweiz
  • 1964  Meisterprüfung im Spenglerhandwerk
  • 1965  Heinz Lummel eröffnet in der Werkstatt seines Vaters   das Geschäft wieder
  • 1971  Meisterprüfung als Installateur
  • 1978 Baubeginn der Werkstatt am heutigen Firmenstandort   in Karlstadt
  • 1985  Erster Auslandsauftrag in Riad, Saudi-Arabien
  • 1986  Georg Lummel beginnt seine Spenglerlehre
  • 1988  Beginn der Betriebserweiterung durch den zwei Jahre   dauernden Anbau von Produktionslagerhallen
  • 1988  Gründung der Stiftung deutsches Klempner- und   Kupferschmiedemuseum
  • 1992  Gründung des eigenständigen Fachbetriebes SIS   Sheet Metal International Systems in Singapur
  • 1994  Georg Lummel legt seine Meisterprüfung ab
  • 1995  Georg Lummel wird neben Heinz Lummel zum   Geschäftsführer bestellt
  • 1995  Grundsteinlegung des Museumsneubaus
  • 2003  Erweiterung der Maschineneinrichtung durch eine    Trumatic 3000 Stanznibbelmaschine
  • 2005  Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
  • 2007  Heinz Lummel scheidet als Geschäftsführer  aus. Sohn Stefan wird neben Georg Lummel    zum Geschäftsführer ernannt
  • 2013  Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen der  Stiftung deutsches Klempner- und Kupfer-   schmiedemuseum

Aufruf

Das Europäische Klempner- und Kupferschmiedemuseum in Karlstadt lag Heinz Lummel besonders am Herzen. In seinem Namen bittet Familie Lummel weiterhin um Unter-stützung. Spenden können direkt auf folgendes Konto überwiesen werden:

Stiftung Europäisches Klempner- und Kupferschmiede-Museum

IBAN: DE05 7906 9150 0057 7466 04

BIC: GENODEF1GEM bei der Raiffeisenbank Main-Spessart

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