Seit der erstmaligen Durchführung des Wettbewerbs „Goldene Spenglerarbeit“ im Jahr 1999 begeistern zahlreiche Objekte die Fachwelt mit herausragender Spenglertechnik. Der Wettbewerb wird alle drei Jahre vom Verein diplomierter Spenglermeister der Schweiz – dem VDSS – ausgeschrieben. Neben der Verleihung des hoch dotierten VDSS-Zehnder-Preises für den Erstplatzierten veröffentlicht der VDSS alle nominierten Objekte in einem Sonderdruck. In dieser Broschüre macht der Verein auf die hohen Handwerkskünste des Spenglers aufmerksam und leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit und zur Imagepflege der Branche.
Ebenfalls vorbildlich ist die Pressearbeit rund um den Wettbewerb, die nahezu vollständig vom eidgenössisch diplomierten Spenglermeister Bernard Trächsel geleistet wird. Er und seine Jurykollegen erledigen die umfangreichen Aufgaben rund um Pressearbeit und Erstellung des Sonderdrucks ehrenamtlich. Im BAUMETALL-Gespräch gibt Bernard Trächsel nicht nur zu seiner Vorgehensweise und den Ergebnissen Auskunft, sondern verrät auch, wie er es schafft, seine Pressetexte bei unzähligen Fach- und Architekturzeitschriften sowie in der Tagespresse zu platzieren:
Wie viele Veröffentlichungen zur Goldenen Spenglerarbeit 2011 verbuchen Sie inzwischen auf Ihrem Konto?
Bernard Trächsel: Wie bei einem Fußballmatch beginnt jeder Wettbewerb bei 0:0. In Kenntnis der früheren Erfolge habe ich vor jedem neuen Wettbewerb riesigen Respekt und doch haben wir es erneut geschafft, frühere Bestmarken zu knacken. Unsere Wettbewerbsjuwelen wurden bisher auf drei Fachmagazin-Titelseiten sowie in 110 Einzelpublikationen, verteilt auf etwa 15 Lokalzeitungen und 20 Fachzeitungen in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich, publiziert. Insgesamt wurden 300 Seiten veröffentlicht – 80 % davon im deutschsprachigen Raum und 20 % in der französischen Schweiz. Das ist ein neuer Rekord, wobei noch immer vereinzelt über unsere Wettbewerbsprojekte berichtet wird. Dieser Presseerfolg ist einmalig und ich hoffe, er bringt den Teilnehmenden und der Branche den erhofften Erfolg.
Das ist mehr als beachtlich. Was ist Ihr Geheimrezept? Wie schaffen Sie es, unterschiedlichste Zeitschriftenredaktionen auf den Wettbewerb aufmerksam zu machen?
Erfolg hat ja oft viele Väter! Schwebend zwischen Hoch- und Demut stelle ich fest, offensichtlich der leibliche Vater dieses Presseerfolges zu sein, aber … der Vater hat eine große Familie und somit sind die Bausteine dieses Erfolges ohne Wertung der Reihenfolge:
- tolle Spenglerarbeiten und Metallbekleidungen;
- kompetente Teilnehmer, welche die Marketingchance erkennen;
- ein anerkannter Verein, der die Basis zur Abwicklung bereithält;
- eine Jury, die engagiert, berufsliebend aber auch kritisch hingeht, sieht, und kommentiert;
- konstruktive Zusammenarbeit mit Fachverbänden wie Suissetec und Gebäudehülle Schweiz, die den VDSS symbolisch und finanziell unterstützen;
- Hersteller, Händler und Lieferanten, die sich mit der Zielsetzung identifizieren und unsere einmalige Marketingaktion mit Inseraten unterstützen;
- ein Sekretär/Pressemann, der wohl auch ein wenig von innerem „feu sacré“ (Feuer der Begeisterung) beseelt ist und mit einem Arbeitgeber, einem Produkt, eigenen Bauten sowie einem Firmenauftritt im Rücken Flügel verliehen bekommt.
- Altmodisch für die einen, aber zutreffend und wahr: Kontinuität im Auftritt, ein Schuss Emotionen und Authentizität bei der Projektdokumentation in Bezug auf Qualität von Text und Bild, aber auch im Umgang, in der Zuverlässigkeit und der Verbindlichkeit.
- Beim Arbeiten bilden sich Kontakte mit Redaktionen, die irgendwann zu Kollegschaften und gar Freundschaften mutieren. Es entsteht plötzlich ein Netzwerk, eine Win-Win-Situation, an der alle Spaß haben.
- Und schließlich ist die Goldene Spenglerarbeit möglicherweise eine Marke geworden. Wenn dies so ist, dann haben wir es verdammt gut gemacht! Es lebe unser goldener Spenglerberuf.
Herr Trächsel, mir scheint, Sie sind ein Vollprofi. Wo haben Sie die enormen Fähigkeiten erworben?
Man lernt ja auch durch das Leben, die Weiterbildung, die Wiederholung, durch den Mut etwas auszuprobieren, den Glauben an den Erfolg. Und in einem großen Projekt arbeitet man ja auch im Team. Es gibt Dinge, die man aus dem Ärmel schüttelt, und andere, die man besser delegiert, bevor sie in die Welt geschickt werden.
Aber um doch auch ernst zu sein – es gibt natürlich auch einmalige Konstellationen. Dies war und ist bei mir bestimmt der Fall: Spenglerausbildung, Installateur, kaufmännische Zusatzausbildung, Unternehmerschulung, Verbandserfahrung, Lieferantenerfahrung, Referenten- und publizistische Erfahrungen, Zweisprachigkeit, Lust auf gute Leistungen, Erlebnisse … „Tue Gutes und rede darüber“ macht ebenso Spaß wie etwas Konstruktives für den Spenglerberuf zu leisten.
Jeder Wettbewerb lebt zunächst vom Mitmachen. Wie motiviert der VDSS die Teilnehmer und wer darf sich überhaupt bewerben?
Erfolg bringt Erfolg. Die Idee vom Wettbewerb war von Anfang an: „Mitmachen kommt vor dem Rang“. Außerdem veröffentlichen wir alle Bauten, nicht nur den Sieger. Aus zehn eingereichten Objekten beim ersten Wettbewerb wurden bei den letzten drei Wettbewerben jeweils 20 Objekte. Wir haben also seit Beginn über rund 80 Metall-Juwelen rapportiert – mit Text und Bild, in Deutsch und Französisch. Der seit 2008 zusätzlich durch VDSS-Ehrenpräsident Alex Zehnder und seine Frau Jeannette gespendete „VDSS-Zehnder-Preis“ (ein Scheck in Höhe von 10000 Schweizer Franken für die Siegerfirma) hat den Mitmach-Wert zudem erhöht. Dasselbe erreichte auch der 2008 erstmals erstellte Sonderdruck mit einer Auflage von 13000 deutschen und 3500 französischen Exemplaren, die allen Architekten und Liegenschaftsverwaltungen der Schweiz zugestellt wurden.
Aber ich erinnere gerne an unsere Grundhaltung: Für die Teilnehmer ist es eine große Ehre mitzuwirken. Eine bessere und kostengünstigere Werbung für die Firmen und für unseren Beruf kann ich mir nicht vorstellen. Es gibt zwar nur einen Sieger, aber alle Mitwirkenden sind Gewinner.
Die Kollegen in Deutschland lernen nicht zuletzt dank solcher vorbildlichen Aktivitäten die Schweizer Spenglerbranche zunehmend besser kennen. Die Goldene Spenglerarbeit ist ein beeindruckendes Marketinginstrument, das geradezu prädestiniert ist, die Öffentlichkeit über die Handwerkskünste der Spengler zu informieren. Wo sehen Sie den Wettbewerb, vor allem mit Blick auf die jüngste Entwicklung der länderübergreifenden Zusammenarbeit, in Zukunft?
Als älterer Fachmann weiß ich, dass die Schweiz schon immer so etwas wie eine Spenglerhochburg war. Aber der Trend zu Metallbekleidungen kam durch die internationale Architektur ursprünglich aus Deutschland zu uns.
Ich blicke auf unzählige interessante Begegnungen mit Kollegen auf Tagungen in Deutschland, Österreich und in Bern zurück. Auch die zahlreichen Fachausflüge des VDSS zu unseren nördlichen Nachbarn waren stets bereichernd. Zusammenarbeit ist grundsätzlich gut und dienlich. Bauten im Ausland zu betrachten öffnet unsere Sinne für den Nachbarn, für seine Sorgen, Ideen, Lösungen. Wieso sollen wir Probleme lösen, die unsere Nachbarn bereits im Griff haben? Wer weiß, vielleicht entsteht im Ausland auch wieder eine „Goldene“. Wer weiß, vielleicht erleben wir künftig sogar eine „iib-Goldene“. Alles ist möglich, wenn es jemand will und tut!
Wir vom VDSS werden unsere „Goldene“ bestimmt weiterpflegen. Es gilt, diese einmalige Marketingpflanze der Spenglerbranche aufrecht zu halten. Die Höhe der Messlatte kennen wir ja unterdessen. Abschließend: Marketing und Erfolg für die Branche sind ja im Kausalzusammenhang schwer zu messen. Ich sage manchmal ernüchtert, dass wir im Verkauf nicht den Erfolg haben, den wir verdienen. Aber alles ist relativ. Ich hoffe, dass alle Branchenmitwirkenden in irgendeiner Form mit dem Ruf der Firma und mit künftigen Aufträgen von der „Goldenen“ profitieren können.
Der große Erfolg und die große Beachtung werden unserem goldenen Kind auch künftig die verdiente Bedeutung zusprechen. Für uns und besonders für den Spenglerberuf.