Die Spengler-Fachgruppenversammlung der Innung Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik München veranstaltete im Rahmen der Bau 2009 ein Spengler-Fachforum, auf dem 120 Teilnehmer mit Vertretern der Trennlagen-, Haft- und Metallhalbzeugindustrie diskutierten. Das weit gefasste Thema „Trennlagen und Hafte bei Metalldächern aller Art – Produkte und Eigenschaften“ erregte dabei die Gemüter überaus interessierter Klempner- und Spenglerkollegen. Die von Fachgruppenleiter Ulrich Leib (rechts) moderierteVeranstaltung wurde mit zum Teil sehr knackigen und auf wesentliche Inhalte beschränkten Statements eröffnet. Im direkten Anschluss an die Kurzvorträge der Trennlagenhersteller Beco Bermüller und BWK, der Hafthersteller Rees und SM-Systeme sowie den MetallhalbzeugHerstellern und -Lieferanten Arcelor Mittal Sersheim - Stainless Service Germany, KME Germany AG, Prefa und Rheinzink folgte eine lebhafte Podiumsdiskussion.
Das fällt auf
Offensichtlich ist ein Zusammenhang zwischen strukturierten Trennlagen und dem Werkstoff Titanzink tief in den Spengler-Köpfen verankert. Zu Beginn der Diskussion wurde leider nur am Rande über Anforderungen gesprochen, die Trennlagen heute bei komplexen und modernen Dachaufbauten zu erfüllen haben. Stattdessen ergötzten sich zahlreiche Foren-Teilnehmer an der Frage: „Benötigt Titanzink strukturierte Untergründe oder nicht?“ Besonders zwei unter den Forenteilnehmern anwesende Sachverständige widersprachen teilweise vorherrschender Referenten-Meinung. Mit lebhaften Schilderungen und Erfahrungsberichten aus der Praxis stimmten sie dabei aber auch untereinander nicht immer überein. Die Gespräche schienen sich bereits in die falsche Richtung zu entwickeln – ja sogar das Thema des Fachforums zu verfehlen – als Moderator Ulrich Leib sowie einige im Publikum anwesende Messeaussteller der Trennlagen- und Metallhalbzeugindustrie den Faden wieder aufgriffen. Daraufhin entwickelte sich die Diskussion rasch weg von der Metallsorte und hin zu möglichen Problemen, die gleichermaßen bei allen auf Wirrgelegen montierten Metallen auftreten können.
Wichtige Informationen
Plötzlich standen wichtige Fragen im Raum – etwa zur Beschaffenheit der Hafte im Hinblick auf die entsprechende Untergrundabstimmung oder zur vorherrschenden Hafthöhe nach erfolgter Haftbefestigung auf strukturiertem Untergrund. Unter dem Aspekt möglicher Verformung am Haftfuß und dauerhaft zu gewährleistender Dehnungsmöglichkeit der Metallschar, gaben vor allem die Hafthersteller wichtige Informationen weiter. So bestätigte Michael Rees, dass sich die Hafthöhe eindeutig nach der Beschaffenheit und der Konsistenz der Trennlage richten müsse und daher nicht pauschaliert benannt werden könne. Rudolf Treiber von SM-Systeme wies darauf hin, wie wichtig es ist, das Leistungsspektrum unterschiedlicher Hafttypen zu erkennen. Auch er nannte den spannungsfreien Einbau der Schar an erster Stelle und kündigte einen speziell zur Anwendung auf Wirrgelegen entwickelten neuen Hafttyp an.
Weiterentwicklung
Einig waren sich alle Beteiligten über das Ziel der aktuellen Diskussionen. Im Hinblick auf die Jahrzehnte lange Haltbarkeit von Metallbedachungen müsse das Stehfalzsystem vor allem bei technischen Veränderungen der Dachkonstruktionen und -aufbauten permanent weiterentwickelt werden. Dabei sollte stets überprüft werden, welche Konstruktion vorrangig die Richtige ist. Der Klempner muss bei der Auswahl der Systemkomponenten auch die Nutzung unter und auf den bekleideten Metallflächen berücksichtigen. Hinzu kommen ein ständig wachsender Anspruch an die Architektur im Allgemeinen und an das Design im Speziellen. Folglich stehen Klempnerfachbetriebe mit ihren angebotenen Leistungspaketen in einer hohen Verantwortung und übernehmen dabei entsprechende Gewährleistungen. Die Erfahrung zeigt: Vom Klempner/Spengler fachtechnisch korrekt zusammengestellte und ausgeführte Systeme können höchst flexibel eingesetzt und ohne zu erwartende Schwierigkeiten mit gutem Gewissen angeboten werden.
Ziele und weitere Vorgehensweisen
Pauschale Aussagen über genau definierte Hafthöhen für Stehfalzeindeckungen in Kombination mit strukturierten Trennlagen zu treffen, ist derzeit ebenso unmöglich, wie die Standardisierung einer allgemein definierten Metalldach-Philosophie. Die Podiumsredner erkennen dringenden Handlungsbedarf, verwiesen jedoch auf tausendfach erfolgreich montierte Dachflächen – und das weltweit. Mit dem Ziel, eindeutige Angaben zu Haft-Abmessungen und deren Bauhöhen zu erarbeiten sowie der Absichtserklärung, gemeinsame Versuchsreihen auf den Weg zu bringen, endete die informative Veranstaltung. Die Trennlagenhersteller Beco Bermüller, BWK und Colbond sowie die anwesenden Vertreter der Metallhalbzeugindustrie signalisierten ihre Bereitschaft, zeitnah und in enger Zusammenarbeit Versuchsreihen auf den Weg zu bringen.
(Anmerk. d. Red.: Aktuell empfiehlt SM-Systeme zur Montage auf Wirrfasergelegen den SM-ES Edelstahl-Schiebehaft mit Haftabdeckung).
Aufgeschnappt
Die Stimmung der Forenteilnehmer spiegelt die allgemein vorherrschende Kollegenmeinung wider. Folgende Zitate sollen dies verdeutlichen, erheben jedoch keinen Anspruch auf fachliche oder technische Vollständigkeit:
- Das Metalldach ist eines der sichersten und somit wirtschaftlichsten Bedachungssysteme und muss diesen Anspruch durch entsprechend konsequente Weiterentwicklung auch zukünftig erfüllen.
- Beim Kaufvertrag mit einem Großhändler entsteht eine fünfjährige Gewährleistungspflicht, bei den Gewährleistungsübernahmen, etwa mit dem ZVSHK, sind es zehn Jahre.
- Ein Verband ist nur so gut wie seine Mitglieder!
- Wichtig ist es, die Verklebung zwischen Metalleindeckung und dem Untergrund (der Trennlage) zu verhindern.
- Der Klempner stellt ein Dachsystem aus Produkten unterschiedlicher Hersteller zusammen und steht fürdas angebotene Produktpaket in der Haftung. Genau dabei benötigt er Unterstützung von den Verbänden und der Industrie.
Innung Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik München
Gabrielenstr. 3, 80636 München
Tel.: (0 89) 12 15 89 - 0
Hintergrund:
Das in BAUMETALL 6 und 7/2008 ausführlich behandelte Thema „Trennlagen und Hafte“ geht in eine neue Runde: Parallel zur Innung München beschäftigt sich auch die Bundesfachgruppe Klempnertechnik des ZVSHK mit einer verbindlichen Regelung zur entsprechenden Hafthöhenabstimmung beim Einsatz strukturierter Trennlagen unter Metallbedachungen. Gleichfalls befasste sich am 5. und 6. Februar 2009 der Klempnertreff des FVSHK-Baden-Württemberg mit dem hochinteressanten Thema.