Leserbrief zu „Angst vor Veränderung?“, einem KME-Interview in BAUMETALL-Ausgabe 4/2011. Robert Smejkal, SHK-Landesfachgruppenleiter der baden-württembergischen Klempner schreibt:
Die Gegenfrage mit dem geschäftstüchtigen Metzger kann ich nicht so stehen lassen, weil sie inhaltlich nicht richtig kommentiert oder verstanden wurde. Der Metzger fragt, bevor er die Wurst schneidet: „Geschnitten oder am Stück?“ Dann entscheidet der Kunde, welche Variante er bevorzugt. Der Metzger schneidet anschließend das entsprechende Stück herunter und bemerkt, dass er sich verschätzt hat. Nun versucht er mit dem Spruch „Darf es ein bisschen mehr sein?“ seine Überproduktion loszuwerden. „Darf es ein bisschen mehr sein?“ ist für ihn eine wichtige betriebswirtschaftliche Frage, weil er sonst am Ende zuviel Verschnitt produziert und womöglich draufzahlt, wenn der Kunde nicht darauf eingeht. Das nenne ich nicht geschäftstüchtig, sondern unfähig, seine eigene Arbeitsleistung abzuschätzen, mit dem Resultat, dass der Metzger seiner Bank eine schlechte Jahresbilanz vorlegen muss und er immer dicker wird, weil er seinen gesamten Verschnitt selber essen muss.
Ich von meiner Seite aus bevorzuge lieber die Rewe-Werbung, in der die Käseverkäuferin auf das Gramm genau herunterschneidet, dreimal hintereinander, und einen fassungslosen Kunden hinterlässt. Solche Leute sind meiner Meinung nach geschäftstüchtig und kompetent. Sie wissen genau, wo ihrer Tätigkeitsfelder liegen und sie zeigen, wo ihre Stärken hingehören. Überproduktionen und rückläufige Umsätze in Marktbereichen auf diese Weise wieder wettzumachen kann und werde ich auf Kosten einer Verdrängung jahrzehntelanger, gewachsener Geschäftspartnerschaften nicht mitmachen. Wir brauchen nicht schon wieder einen Generalunternehmer, der auf Kosten unserer Handwerksbetriebe das Profitdenken eines Großkonzerns auf uns überträgt und nur Umsatz und Rendite in den Vordergrund stellt. Der Handwerksbetrieb bleibt auf der Strecke und darf, wenn es schief geht, die Restwurst essen. Die Produkthaftung liegt letztendlich eben bei uns.