In regelmäßigen Abständen wird Karlstadt am Main zur deutschen Klempnerhauptstadt. Dann treffen sich im dortigen Europäischen Klempner- und Kupferschmiedemuseum Kollegen von nah und fern. Sie tauschen Erfahrungen aus und besprechen neue Strategien. Das jüngste Treffen dieser Art fand am 8. und 9. Oktober 2009 statt und zu besprechen gab es allerhand. So stellte Fachgruppenleiter Ulrich Leib bereits in seiner Begrüßungsansprache zur zweitägigen Bundesfachgruppentagung fest, dass von der starken Klempnergemeinschaft in Zukunft so manches zu hören sein wird und er sollte Recht behalten:
Die Fachtagung überzeugte nicht nur mit einem hochinteressanten Programm auf das lebhafte Diskussionen folgten, sondern auch mit einem ganz besonderen Überraschungsgast. Kein Geringerer, als der neue ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Elmar Esser hatte sich eigens auf den Weg nach Karlstadt gemacht, um aus erster Hand zu erfahren, was „seine“ Klempner bewegt. Passender hätte er die Kulisse auch nicht wählen können und als er der Bundesfachgruppe (Bufa) von den Plänen zum Klempnertag 2010 berichtete, wurde klar: Der ZVSHK nutzt den Wechsel an der Verbandsspitze für eine umfangreiche Neuausrichtung. Mit dem Ziel, sich großen Herausforderungen zu stellen und dabei erkennbare Chancen zu ergreifen, warb Elmar Esser für den Klempnertag, der am 26. und 27. Januar 2010 im Würzburger Congresszentrum stattfinden wird. Ferner stellte er fest: „Beim Klempnertag muss man dabei sein. Wer nicht nach Würzburg kommt, verpasst etwas.“ Elmar Esser, der seinen Mitstreitern stets auf Augenhöhe begegnet, freut sich bereits heute auf den konstruktiven Austausch, auch über die Landes- und Berufsgrenzen hinaus und wünschte sich abschließend zahlreiche Teilnehmer.
Übrigens: Bereits am Vorabend des Klempnertages 2010 lädt der ZVSHK zu einem „get together“ ins Klempnermuseum nach Karlstadt ein. Mit Sicherheit ergeben sich bei dieser Gelegenheit interessante Gespräche.
Zusammenhängende Referate
Das Themenspektrum der Bufa-Sitzung reichte von der Handhabung der Fachunternehmererklärung im Zusammenhang mit der EnEV 2009 (Leonhard Knobloch, ZVSHK) über bauphysikalische Vorgaben im Zusammenhang Holzunterkonstruktionen (Wolfgang Schäfer, Verband des Zimmerer und Holzbaugewerbes-BW) bis hin zu den Themen Brandschutz (Klaus Richter, Rockwool) und Blitzschutz im Zusammenhang mit Metallbedachungen und Photovoltaikanlagen. Der erfahrene Blitzschutzexperte Reinhard Schüngel bestätigte Metallbedachungen hervorragende Blitzschutzeigenschaften. Ordnungsgemäß geerdet, trügen Metalldächer wesentlich zum Blitzschutz bei, jedoch gölten für auf Metalldächern montierte PV-Anlagen besondere Maßnahmen. Um durch Blitzeinschlag verursachte Fehler an dachseitig montierten Stromerzeugern zu vermeiden, sei es unerlässlich, PV-Kollektoren ebenfalls an die Blitzschutzanlage anzuschließen. Doch auch der Blitzschutz an den einschlaggefährdeten Leitungen der PV-Module müsse, beispielsweise durch metallische und an das Blitzschutzsystem angeschlossene Kabelkanäle, gewährleistet sein.
Ergänzend berichtete Heinz Effelsberg von der Ingenieurgesellschaft für Umwelt und regenerative Energiesysteme über das Süddach der Zukunft und das damit einhergehende Energieeinspeisegesetz. Doch auch die sichere Kollektorenmontage am Falzdach sowie die fachgerechte Montage von Schneefangsystemen für PV-Anlagen wurde erörtert. Dazu informierten Klemens Kling (Kling Dach) und Michael Rees (Rees Schneefangsysteme) sowie Rudolf Treiber (SM-Systeme). Sie präsentierten aktuelle Laborerkenntnisse sowie plakative Schadensfälle, wobei deutlich wurde, wie wichtig zuverlässige Falzklemmen sind. Aktuell diskutiert die Bufa, welche Eigenschaften dauerhaft sichere Falzklemmen aufweisen sollten und befürwortet klare Regelungen beim Neubau von Stehfalzbedachungen. Festgestellt wurde, dass nur der Einsatz dauerhaft funktionierender Systeme Bauschäden und Reklamationen wirkungsvoll vermeiden kann.
Über den Umgang mit Reklamationen und Schadensfällen wusste auch Dr. Heinrich Merl, Richter a.D., zu berichten. Sein Vortrag „Der Sachverständige im Spannungsfeld vor Gericht und Parteien“ vermochte tatsächlich die Blickrichtung des einen oder anderen Tagungsteilnehmers zu ändern. Der Spezialist für Baurechts- und Gewährleistungsfragen legte dar, welche Stellung der Sachverständige vor Gericht inne hat und dass es alleine in dessen Ermessen liege, technisch relevante Entscheidungen zu treffen. „Schließlich ist der Sachverständige vor Gericht eine Schlüsselfigur und trägt mit seiner Sachkenntnis wesentlich zur Entscheidungsfindung bei,“ so Dr. Heinrich Merl.
Museumsstiftung mit neuem Vorstand
Im Anschluss trafen sich interessierte Mitglieder der Stiftung Deutsches Klempner- und Kupferschmiede-Museum e. V. Der bisherige Vorsitzende Rainer Schaefer berichtete vom spürbaren Erfolg der 2007 beschlossenen Beitragserhöhung. Diese Maßnahme habe entschieden dazu beigetragen, die finanzielle Situation der Stiftung langfristig zu sichern. Außerdem forderte er jüngere Klempnergenerationen eindringlich dazu auf, im Museum tätig zu werden und mit neuen Ideen auf neue Anforderungen zu reagieren. Rainer Schaefer machte sich in seiner Amtszeit trotz der räumlichen Distanz nach Hamburg stets für die Museumsstiftung stark. Die Stiftungsmitglieder danken ihm auf diesem Wege für sein langjähriges Engagement. Im Anschluss berichtete der stellvertretende Bürgermeister von Karlstadt, Theo Dittmaier, von umfangreichen Sanierungsmaßnahmen der städtischen Infrastruktur und warb damit, die touristisch attraktive Fachwerkstadt stärker in das zukünftige Museumsmarketing einzubeziehen. Nach Bekanntgabe der Vorjahres-Kassenberichte bedankte sich die Vorstandschaft für das großzügige Spendenaufkommen und ging direkt zur Vorstandsneuwahl über. Dabei wurden die Klempnermeister Mario Bott (49) aus dem nur 12 km von Karlstadt entfernten Thüngersheim und Jens Sperber (47) aus dem rund 200 km entfernten Langenschade in Thüringen einstimmig gewählt.
Mario Bott wurde mit der Aufgabe des ersten Vorsitzes betraut. In den zurückliegenden Jahren hatte er sich bereits für die Belange des Museums eingesetzt und bildete in seiner Funktion als zweiter Vorsitzender die Speerspitze vor Ort. Der Inhaber des gleichnamigen Spenglerfachbetriebes ist auf Spenglerarbeiten an Metallbedachungen und -fassaden spezialisiert. http://www.bott-spenglerei.de.
Jens Sperber, der zum stellvertreten-den Vorsitzenden ernannt wurde, ist Geschäftsführer des Fachbetriebes Sperber Klempner GmbH. Das international tätige Unternehmen ist ebenso an Großprojekten wie an Eigenheimen beschäftigt. https://sperber-klempner.de/.
Jens Sperber, auch Mitglied des BAUMETALL-Treffs und der Dachdecker-innung Thüringen Mitte, engagiert sich seit geraumer Zeit ehrenamtlich an der Dachdeckerschule in Lehesten.
Museums-Zukunft
Der Ehrenvorsitzende Heinz Lummel zeigte sich mit den aktuellen Entwicklungen sichtlich zufrieden. „Die zahlreichen Sorgen der Vergangenheit scheinen nun überwunden zu sein, weshalb solch wunderbare Momente wie heute besonders wertvoll sind“, betonte der Mitinitiator des Museums und fügte an: „Ich blicke zuversichtlich in die Museums-Zukunft, auch weil die neu gewählte Vorstandschaft tragfähige Ideen angekündigt und entsprechenden Handlungsbedarf erkannt hat.
Abschließend bedankte sich der scheidende Vorstand Rainer Schaefer für das ihm entgegengebrachte Vertrauen und wünschte sich für die Zukunft ein stärkeres Engagement aus den Reihen der Kupferschmiede.
Anmerk. d. Red.: Spengler und Klempner aus dem deutschsprachigen Europa sind ebenso wie die Vertreter interessierter und metallaffiner Dachdeckerfachbetriebe zum Klempnertag eingeladen. Weitere Informationen ab S. 12 in vorliegender Ausgabe
INFO
Über die hochkarätigen Referate der zweitägigen Bufa-Sitzung berichtet BAUMETALL zeitnah und ausführlich.