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Gelötete Kupferdächer

Sowohl Klempner als auch Dachdecker in den USA verlegen Kupferdächer mit gelöteten Fugen. Flach gehämmerte umgelegte Falze, die sich durch das Löten wasserdicht verschließen lassen, sind seit fast 200 Jahren verbreitet. Die praktische Langzeitlösung, die nicht korrodiert und kaum Wartung erfordert, schützt bei fachgerechter Ausführung Jahrzehnte vor der Witterung.

Stimmungsbarometer

Reisende können diese Kupferdächer auf vielen bekannten Sehenswürdigkeiten bewundern. So weisen etwa die flachen Dachbereiche des Kapitols in Washington D.C. diese Eindeckung auf. Besucher entdecken den Stil auch auf dem Kansas State Capitol in Topeka oder auf dem Massachusetts State House in Boston. Über den Giebeln des Old Courthouse in St. Louis (Missouri) liegen sogar bleibeschichtete gelötete Kupfertafeln. Bei privaten Immobilien sind die flachen Fugen auf vielen Vorhallen, Vordächern, Loggien und anderen flach geneigten Bereichen zu sehen. Die Dachkonstruktionen haben meist kein Gefälle oder einen geringen Neigungswinkel, der höchstens 14° beträgt. Weil die Kupfertafeln an Unebenheiten angepasst werden können, eignet sich die Eindeckung auch für leicht gewölbte oder bogenförmige Dächer.

Tafeln in Standardgröße

Die Kupferprofile in Rechteckform messen in der Regel etwa 457 x 610 mm, damit sie sich aus in den USA handelsüblichen Bändern oder Tafeln herstellen lassen. Die Stärke beträgt circa 0,66 bis 0,69 mm. Sind die Profile größer als 610 x 762 mm, steigen laut Experten die Risiken durch die Wärmeausdehnung des Kupfers. Wenn sich die thermische Bewegung in einem Bereich sammelt oder staut, könnte die Eindeckung reißen oder brechen. Das Internet bietet viele Montagetipps und Videos zum Verlegen dieser Dächer.

Falzen und Vorverzinnen

Durch etwa 19 mm breite und liegende Falze stabilisieren sich die Tafeln gegenseitig. Die Falzbreite differiert je nach Verarbeiter-Vorlieben und -Erfahrung zwischen 12 mm und 25 mm. Die Ecken der Profile müssen im 45°-Winkel abgetrennt ausgeklinkt werden. Die Schnittlinie liegt dabei wenige Millimeter innerhalb der Punkte, in denen sich die Falzlinien kreuzen. So bleibt später zwischen den umgefalzten Kanten ein schmaler Spalt. Sind die Ecken abgetrennt, erfolgt noch vor dem Falzen das Vorverzinnen, um undichte Stellen beim Löten der Fugen zu vermeiden. Das Lötzinn kann streifenförmig auf beiden Seiten jeder Tafel aufgetragen werden. Dabei beträgt der vorverzinnte Bereich etwa die doppelte Falzebreite.

Profis tauchen dazu die Kanten der Kupfertafeln in ungebogenem Zustand in ein Bad aus flüssigem Lötzinn. Dabei erhitzen industriell hergestellte Geräte (z. B. der Wenesco Solder Trough) das Lötzinn und halten es auf Temperatur. Teilweise werden die Kanten mit spitzen Werkzeugen oder Schabern aufgeraut. Nach dem Vorzinnen formen die Spezialisten die Profile an der Schwenkbiegemaschine in der Werkstatt, indem sie zwei Kanten um 130° nach oben, die anderen beiden im gleichen Winkel nach unten biegen.

Heften und Löten

Die Kupfertafeln werden im versetzten Muster auf einer Unterkonstruktion aus stabilem, gewachsenem Holz (kein Sperrholz) befestigt. Auf der Holzschalung liegt eine Filztrennlage und darüber eine Bahn aus imprägniertem Papier oder Folie. Dies ist wichtig, damit sich die Profile auf glatter Oberfläche ausdehnen können. Für sicheren Halt sorgen etwa 25 x 76 mm große, vorgefertigte Hafte aus Kupfer. Diese werden per Kupferstift im Holz befestigt. Zwei bis drei Hafte an der Längsseite fixieren eine Kupfertafel optimal. Die Falze der verlegten Profile können zunächst mit einem Holzhammer niedergeklopft und dann mit einem rückschlagfreien Hammer flach geschlagen werden.

Um Leckagen vorzubeugen, raten professionelle Verarbeiter, (geschlossene) „gehämmerte“ Liegefalze noch am selben Tag zu löten, d. h. schrittweise wenige Tafeln zu verlegen, zu hämmern und zu löten. Dadurch bleibt Raum für Korrekturen. Erfahrene Fachleute sprühen zunächst etwas Flussmittel auf die Falze und halten dann den heißen Lötkolben an die Spitze einer Fuge bzw. an die Nahtstelle. Wenn das Metall heiß genug ist und schmilzt, geben sie Lötzinn hinzu, bis die gefalzte Fuge durch den Kapillareffekt mit Zinn gefüllt ist. Bei Bedarf fügen sie weiteres Flussmittel hinzu. Die Spezialisten bewegen ihren Lötkolben langsam in die Richtung, in die gelötet wird. Dabei ziehen sie das erhitzte Kupferstück immer in dieselbe Richtung – nicht zu schnell und nicht hin und her. Historiker vermuten den Ursprung gelöteter Falzdächer im 19. Jahrhundert, als verzinnte Stahltafeln viele Holzdächer ersetzten.

Buchtipp

Metals in America’s Historic Buildings von Margot Gayle, David W. Lock und John G. Waite , Washington D.C. 1992

Autor

HENRY Rasch

ist Inhaber des Verlags Illustrierte Welten & Informationen in Berlin.

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