Yarm ist eine Stadt im Nordosten Englands, unmittelbar am Fluss Tee gelegen. Die Ende des 16. Jahrhunderts gegründete Yarm School blickt auf eine lange Tradition zurück. Um die schulischen Angebote zu erweitern und zu optimieren, wurde im Jahr 2008 das in Birmingham ansässige Architekturbüro Associated Architects beauftragt, eine neue Gesamtkonzeption für das Schulgelände zu schaffen. Herzstück des Projektes sollte ein möglichst multifunktionaler Veranstaltungsort sein, erklärt die verantwortliche Architektin Barbara Bott die Anforderungen seitens der Schule. 2012 wurde das auf 800 Personen ausgelegte Princess Alexandra Auditorium fertiggestellt.
Das Raumprogramm des Gebäudes gleicht eher dem eines Kulturzentrums für Musik, Theater und Tanz als dem einer klassischen Aula. Auf der ebenen Fläche des Saals finden Prüfungen und die täglichen Versammlungen statt. Die flexible aufsteigende Bestuhlung wird bei Konzerten und Schauspielaufführungen eingesetzt.
Herausforderungen durch Denkmalschutz und Topographie
Die Gebäudegröße und die Wahl des Fassadenmaterials erfolgte mit Rücksicht auf die historischen Gebäude der unter Denkmalschutz stehenden Anlage, wie Barbara Bott weiter erläutert; vorhandene Blickbeziehungen zum Fluss wurden gewahrt. Die schwierige Topografie und die Tatsache, dass das Gebäude in einem Überschwemmungsgebiet liegt, haben zur Entscheidung geführt, die Erdgeschossebene weit über das Geländeniveau zu positionieren und das komplette Sockelgeschoss in wasserundurchlässigem Beton zu erstellen. Die fächerförmige Gestaltung des Gebäudes resultiere aus funktionalen Überlegungen, denn die Zuschauersäle böten erfahrungsgemäß das beste Sicht- und Klangerlebnis. Durch die nach Norden ausgerichteten Fenster des Sägezahn-ähnlichen Dachs käme das Auditorium bei Prüfungen fast ohne künstliche Beleuchtung aus; andererseits sei es möglich, die Oberlicht- und die Seitenfenster komplett zu verdunkeln.
Spitzrauten aus Titanzink als dominierendes Fassadenmaterial
Alle Wandflächen des Auditoriums und der Bühne sind zu allen von außen sichtbaren Seiten hin mit einem einzigen Material versehen – Spitzrauten aus Titanzink. Zur Ausführung kamen blaugraue Rauten der Patina-Line der Rheinzink GmbH & Co. KG aus Datteln. Durch das einheitliche Material der schlanken Rauten auf über 400 m² hebt sich das Auditorium von den umliegenden Gebäuden deutlich ab und wirkt größer als es tatsächlich ist.
Besonders augenfällig ist die plastisch wirkende Oberflächenstruktur, die durch die Kanten der sich überlappenden Rauten verursacht wird. Diese Kanten bilden ein perfektes, weithin sichtbares Muster. Es zieht sich von den planen Wandflächen, unbeirrt des 90° Winkels, um die Stirnseiten der Wände bis zum Anschluss an die Fensterbänder. Auch am Dachabschluss wird das Rautenmuster bis zur Gebäudekante geführt. Aus gestalterischer Sicht sei die Detailplanung eine große Herausforderung gewesen, betont Bott, sie hätten keinerlei sichtbare Befestigungen, Abdeckungen oder Abdeckbleche gewollt.
Das Erstellen der Verlegepläne und die Ausführung der Metallarbeiten vor Ort oblag der NJM Roofing Ltd. aus Gateshead. Die Metallfachleute montierten Spitzrauten aus dem Standardsortiment des Weltmarktführers in Titanzink. Nach intensivem Abwägen unterschiedlicher Größen entschieden sich die Architekten für eine Großraute, deren Maße Barbara Bott mit etwa 600 x 450 mm angibt.
Deutlich abgesetzt vom Zuschauerraum ist die Bühne, die sich nach außen hin als ein komplett geschlossener, stark konisch verlaufender Kopfbau darstellt. Die gerundete und um fast 10° nach innen geneigte Wandfläche, an die sich die Titanzink-Bekleidung ebenfalls wie eine zweite Haut schmiegt, stellt nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern auch die größte Herausforderung an die Ausführung dar.
Handarbeit und Perfektion durch Unikate vor Ort
Nachdem die Architekten zunächst eine Montage auf vorgefertigten gerundeten kassettenartigen Trägerkonstruktionen in Erwägung gezogen hatten, entschieden sie sich bei den gerun-deten Fassadenflächen für vergleichsweise kleine Rauten. Der Grund lag darin, so Bott, dass sich eine gefalzte Verkleidung oder Rauten als kosteneffizienter erweist. Detailliert beschreibt die Architektin die Ausführung: „Jede einzelne Raute wurde anhand einer Schablone erstellt und vor Ort per Hand ausgeschnitten, um die geometrische Form des Gebäudes zu treffen und eine perfekte Reihung zu erzielen. Die Rauten verringern sich in der Größe zum Boden hin und werden nach oben hin größer. Auf diese Weise schaffen sie die optische Illusion eines senkrechten Musters auf der geneigten gerundeten Fassade. Für den Verarbeiter war das zweifellos die größte Herausforderung.“
Titanzink auch im Innenraum und als Dachbekleidung
Diese mustergültige Perfektion in Entwurf und Ausführung der gesamten Fassadengestaltung dürfte ein wesentlicher Baustein für die Auszeichnung des Auditoriums mit dem renommierten Architekturpreis RIBA Award sein, der jedes Jahr in einem mehrstufigen Verfahren die beste Architektur Großbritanniens in seinen einzelnen Regionen auszeichnet. Detailüberlegungen wie eine innenliegende Regenwasserführung zugunsten der optisch ungestörten Titanzinkfassade oder die Abkantung der Rauten für einen verletzungsfreien Schulbetrieb waren eher kleine Bausteine, die zur Qualifikation als RIBA North East Award geführt haben. Wichtiger dürfte der Jury des Royal Institute of British Architects sicher die materialimmanente Fortführung vom Außen- in den Innenraum gewesen sein: Auch im Foyer dienen Spitzrauten aus Titanzink als Wandbekleidung und sind zugleich ein optischer Blickfang. Und sämtliche flachen Pultdächer des Auditoriums haben eine Doppelstehfalzeindeckung in derselben Ausführung Pre-Patina blaugrau wie die Rauten.
Übrigens: Eine neue Oberflächenbeschichtung des deutschen Herstellers sorgt seit Kurzem für eine langlebige Nutzung von Titanzink speziell in Innenräumen. Die innovative Interieur Line setzt in Gebäuden eigene Akzente und eröffnet völlig neue innenarchitektonische Möglichkeiten. Die Tafeln und Bänder dieser Produktlinie bestehen aus Rheinzink-Titanzink gemäß den Kriterien der EN 988 und den Quality-Zinc-Kriterien des TÜVs Rheinland. Als Schutz gegen nutzungsbedingte Einflüsse in Innenräumen weisen die Tafeln und Bänder eine transparente, dauerhafte Beschichtung auf. Diese Beschichtung bewahrt die vorbewitterte Materialoberfläche in ihrer ab Werk hergestellten natürlichen Erscheinung und Maserung.
Bautafel
Objekt: Yarm School
Architektur: Associated Architects, Birmingham (UK)
Fachbetrieb: NJM Roofing Ltd., Gateshead (UK)
Fassade: 412 m², Quadratrautensystem in Rheinzink-Pre-Patina blaugrau
Interieur: Quadratrautensystem, Rheinzink-Interieur blaugrau