Die Frage, ob und wann Falzabdichtungen in Stehfalzen notwendig und ob Falzeinlagen, Dichtbänder oder Falzgele/Falzöle am effektivsten sind, führt immer wieder zu Kontroversen. BAUMETALL wollte es genauer wissen und stellte dieses Thema via Newsletter sowie auf der BAUMETALL-Facebook-Seite zur Diskussion. Aufgrund zahlreicher Kommentare greift BAUMETALL das Thema auch in der gedruckten Ausgabe auf. Rückblick: Die Älteren unter uns erinnern sich bestimmt noch an doppelreihig genietete Shedrinnen. Vollnieten und in Bleimennige (früherer Rostschutz) getränktes Zeitungspapier garantierten an Rinnenstößen und Böden über viele Jahrzehnte uneingeschränkte Dichtigkeit. Nun kann man argumentieren, dass damals vorwiegend verzinktes Stahlblech eingesetzt wurde und moderne Baumetalle einen wesentlich höheren Ausdehnungskoeffizienten aufweisen. Stimmt! Doch zum Glück gibt es moderne, industriell vorgefertigte Dehnungselemente. Aber wie sieht es bei der Falzabdichtung aus? Hier hat sich seither wenig verändert. Während in den frühen 1950er-Jahren Falzeinlagen selten und wenn überhaupt in Form von Zeitungspapier eingesetzt wurden, fällt die Auswahl des entsprechenden Dichtmittels heute schwerer. Deutlich wird dies auch durch zahlreiche Antworten auf die BAUMETALL-Frage.
Drunter oder drüber?
Am Stehfalzdach zählen umgelegte und aufgekantete Falze, kalte Traufzonen oder andere Bereiche, an welchen sich im Winter Schnee sammelt, zu den Problemzonen. Doch sind falzdichtende Maßnahmen tatsächlich ein Allheilmittel? Bereits in BAUMETALL 04/2015 wurden fünf Experten dazu befragt, ob falzdichtende Maßnahmen bei handwerklich hergestellten Stehfalzbedachungen notwendig sind. Die Antworten fielen sehr unterschiedlich aus. Nun liegt es auf der Hand, dass Hersteller gern ihre eigenen Produkte empfehlen und für die Verarbeitung ihres Materials entsprechende Herstellerrichtlinien herausgeben. Im Allgemeinen werden bei flachen Dachneigungen zwischen 3° und 7° Sondermaßnahmen nach DIN 18339 „Klempnerarbeiten“ empfohlen, z. B. mit Butylkautschuk-Bändern. Allerdings kann Kapillariät prinzipiell bei jeder Dachneigung entstehen, weshalb manche Hersteller die Verwendung von zusätzlichen Dichtmaßnahmen inzwischen grundsätzlich nahelegen. Doch welches Dichtmittel ist am besten geeignet? Während Dichtgele oder die Falzversiegelung Blue Water vor allem in Skandinavien sehr beliebt sind, wird hierzulande noch immer ein Dichtband im Falz eingelegt. Und genau jetzt wird es spannend, denn längst nicht jedes Dichtband hält, was es verspricht. Staub oder Feuchtigkeit auf dem Falz sind nur zwei von zahlreichen unkontrollierbaren Variablen, doch der eigentliche Knackpunkt ist der Haft. Dieser durchdringt die „Dichtung“ und sorgt für entsprechende Schwachstellen. Dabei ist es unerheblich, ob die Anordnung des Dichtbandes unter oder über dem Haft stattfindet. Sogar vorsichtige Anwender, die das vermeintliche „Allheilmittel“ zur Sicherheit gleich unter und über dem Haft anbringen, sollten gewarnt sein: Ein abgedichteter Falz kann überhaupt nicht dicht sein.
Dicht per Definition?
Regendicht, wasserdicht oder einfach nur dicht, das ist hier die Frage. Zu Recht sagen Praktiker, dass die Qualität eines Falz-daches unter keinen Umständen von zusätzlichen Materialien abhängig sein darf. Ein Diskussionsteilnehmer fragt zum Beispiel, wie lange die Eigenschaften unterschiedlicher Dichtmittel überhaupt Bestand haben. Ein anderer möchte wissen, welchen Einfluss die enormen Temperaturwechsel auf die Alterungsbeständigkeit von Dichtbändern haben.
Einigkeit herrscht scheinbar darüber, dass der Einsatz von Dichtmitteln möglichst nur in den oben genannten Problemzonen erfolgen sollte. Außerdem bestätigen zahlreiche Anwender der Falzeinlage von M.A.S.C. gute Noten. Das Produkt umschließt den Haft beim Falzvorgang und macht somit zumindest die Frage nach dem Drunter oder Drüber überflüssig. Letztendlich bestimmt aber die jeweilige Bausituation sowie die Erfahrung der Anwender die Wahl der entsprechenden Dichtmittel. Und genau diese Erfahrung gilt es zu verbreiten – am besten bevor die Industrie erneut mit übereilten Verlegeempfehlungen reagiert.
Sie sind gefragt:
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