Immer dann, wenn es in Karlstadt fast kein Hotelzimmer mehr gibt, sind die Klempner in der Stadt. Am 14. November 2018 war es wieder so weit. Den Start markierten die Delegierten der ZVSHK-Bundesfachgruppe Klempnertechnik. Gemeinsam mit ihrem Bundesfachgruppenleiter Ulrich Leib und ZVSHK-Referent Klempnertechnik, Michael Kober, sprachen sie über Strategien und Möglichkeiten, dem drastischen Rückgang der Ausbildungszahlen zu begegnen. Längst drohen in einzelnen Bundesländern Schließungen ganzer Berufsschulstandorte bzw. entsprechender Klempnerklassen. Dieser Trend setzt sich im bislang relativ stabilen Süden der Republik fort. Auch dort sinkt die Anzahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge im Klempnerhandwerk. Laut aktueller ZVDH-Statistik stellt sich die Situation folgendermaßen dar: Bundesweit wurden am 31. Dezember 2017 exakt 4335 Klempnerfachbetriebe erfasst. Diese Betriebe bildeten zum selben Zeitpunkt 1087 Klempner-Azubis aus. Das sind 4,9 % weniger als im Vorjahr. Zeitgleich legten 78 Klempner-Jungmeister ihre Prüfung ab. Zur Vollständigkeit: 2015 wurden in deutschen Klempnerfachbetrieben 25 697 Personen beschäftigt. Sie erwirtschafteten einen Umsatz von 2 641 995 000 Euro.
Die überaus ernüchternde Faktenlage sorgte für kontroverse Diskussionen, wobei der erstmals im Klempnermuseum anwesende neue ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann (Bild 1) mit seiner Expertise immer wieder für Klarheit sorgte.
Fachtagung mit Werkstatt-Exkursion
Direkt im Anschluss begrüßten Helmut Bramann, Ulrich Leib und Michael Kober die Teilnehmer der Klempnerfachtagung. Neben Mitgliedern der Bundesfachgruppe waren Vertreter verschiedener Projektgruppen sowie zahlreiche Gutachter anwesend (Bild 2). Das Tagungsprogramm beinhaltete u. a. die Objektvorstellung des Wikingermuseums Haithabu. Um das Unesco-Natur- und -Kulturerbe auf lange Sicht vor Wittterungseinflüssen zu schützen, hatte das Team um Klempnermeister Jörg Kleinfeld ein Bleidach montiert ( BAUMETALL-Ausgabe 2/2018). Über die Ermittlung der wasserdampfdiffusionsäquivalenten Luftschichtdicken von Doppelstehfalzeindeckungen referierte Ferdinand Grotzke. Er studiert in der Fachhochschule Rosenheim im Teilstudiengang Energie- und Gebäudetechnologie. Über seine zum Teil überaus ernüchternden Erkenntnisse berichtet BAUMETALL zeitnah und ausführlich. Ebenfalls spannend war eine Liveschaltung (Bild 4) nach St. Augustin, von wo aus Christoph Theelen (ZVSHK-Referent Berufsbildung) berichtete. Weitere Themen befassten sich u. a. mit Flachdachrichtlinien, Gewerbeabfallverordnungen oder individueller Fassadengestaltung. Nach kurzer theoretischer Einführung lud Edelstahlexperte Bruno Rösch die Teilnehmer in die Museums-Werkstatt ein, um dort einen Klempnerspiegel aus hochglanzpoliertem legiertem Stahl der Marke Rimex anzufertigen (Bild 3 +6). Dazu kanteten die Teilnehmer Winkelprofile und befestigten diese mit Innotec-Klebstoff direkt auf einer Holzplatte. Der Vorteil: Die Montage geht schnell und das Ergebnis ist schöner als mit mechanischer Schraubbefestigung.
BAUMETALL-Treff
Ganz andere Themen wurden im Rahmen des nachfolgenden „BAUMETALL-Treff Intensiv“ diskutiert. Gemeinsam mit einigen Gästen aus der Reihe der Bundesfachgruppe betrieben die Baumetaller zunächst Ursachenforschung: Anhand offizieller Statistiken sowie Ergebnissen einer zuvor in Umlauf gebrachten Onlineumfrage definierten sie den typischen Durchschnittsleser der BAUMETALL. Sie erarbeiteten, wie viele Mitarbeiter und Azubis in dessen Fachbetrieb beschäftigt sind und welche Probleme dort am dringendsten gelöst werden müssen.
Sorgen vieler Unternehmer
Dabei fiel auf, dass massive Arbeitsüberlastung sowie zunehmende Verwaltungsaufgaben einschließlich wachsender Dokumentationspflicht die Unternehmen stark belasten. Ein weiteres Ärgernis stellt das Überangebot an Veranstaltungen einschließlich damit verbundener Terminüberschneidungen dar. Aber auch die Entwicklung unterschiedlicher Kampagnen zu ein und demselben Thema stößt auf Ablehnung. Stattdessen schlagen die Baumetaller vor, zukünftig mit vereinten Kräften zu agieren und Absprachen im Hinblick auf die Kernkompetenzen anzustreben. Ein solches Vorgehen sei unter dem Strich effektiver und es trage außerdem dazu bei, schneller voranzukommen. Entwicklungen wie dem dramatischen Rückgang der Ausbildungszahlen oder dem Phänomen des weiterhin schlechten Branchenimages könnte somit wirkungsvoller entgegengewirkt werden. Abschließend bedankte sich BAUMETALL-Chefredakteur Andreas Buck bei seinen Gästen (Bilder 5 + 7).