Vor über 150 Jahren nimmt mit der Gründung einer Eisenhandlung der Brüder Gustav und Carl Barth die Firmengeschichte der heutigen Gustav Barth GmbH ihren Anfang. Mit Andreas Votteler steht heute die fünfte Generation der Barth-Votteler-Familie an der Unternehmensspitze. Vor wenigen Wochen wurde mit der Investition in zwei neue Schwenkbiegemaschinen von Thalmann ein weiterer Meilenstein für die zukünftige Ausrichtung des Traditionsunternehmens mit Stammsitz im schwäbischen Renningen gesetzt. Ein guter Zeitpunkt, die Firma Barth etwas genauer vorzustellen beziehungsweise Andreas Votteler nach aktuellen Entwicklungen bei Barth zu befragen:
Herr Votteler, am 1. Juli 2014 sind Sie in das Unternehmen Ihres Vaters Jürgen Votteler eingetreten, der ein gutes Jahr später völlig unerwartet im Alter von 73 Jahren gestorben ist. Wie sind Sie damit umgegangen und welche Konsequenzen hatte dieser Schicksalsschlag für Sie persönlich und für das Unternehmen an sich?
Andreas Votteler: Eigentlich möchte ich über dieses Thema überhaupt nicht mehr sprechen, da ich ein Mensch bin, der nach vorne schaut. Mir persönlich fehlt er natürlich. Als Vater, als Freund und als Ratgeber bei schwierigen unternehmerischen Entscheidungen. Aber Ihre Frage ist durchaus berechtigt, da es mir genau darum ging und geht – möglichst keine Konsequenzen für das Unternehmen und die Mitarbeiter entstehen zu lassen. Zumindest keine negativen Konsequenzen. Ganz im Gegenteil sogar.
Können Sie uns dazu ein Beispiel nennen?
An allererster Stelle stehen auch für mich unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, da sie das Herz unseres Unternehmens bilden, für das stehen, was uns in der Vergangenheit erfolgreich gemacht hat, und nicht zuletzt den täglichen Umgang im Unternehmen prägen. Sie verkörpern das, was die Gustav Barth GmbH ausmacht und von anderen Unternehmen unterscheidet. Wie mein Vater versuche auch ich für unsere gesamte Belegschaft jederzeit verfügbar zu sein und ein offenes Ohr zu haben – auch für Anliegen, die über den Arbeitsalltag hinausgehen. Das hat viel mit Vertrauen zu tun. Und Vertrauen spielt in unserer Unternehmensphilosophie eine wichtige Rolle.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Würden Sie diese Aussage so unterschreiben?
Nein, würde ich so nicht unterschreiben. Ich bin zwar ein Befürworter von Protokollen und Dokumentationen, was aber meiner Ansicht nach nichts mit Kontrollmechanismen aus einem Misstrauen heraus zu tun hat. Maßnahmen dieser Art sollen lediglich helfen, den Überblick zu bewahren, Strukturen zu verbessern und Arbeitsprozesse zu optimieren. Wenn ich mich also zwischen Vertrauen und Kontrolle entscheiden müsste, wäre meine Wahl klar.
Ihre Antwort überrascht mich etwas, Herr Votteler. Ist es nicht so, dass heutzutage viele erfolgreiche Unternehmen alles und jeden kontrollieren, um möglichst profitable Unternehmenserfolge zu erzielen?
Ich maße mir nicht an, über andere Unternehmen zu urteilen oder deren Geschäftsgebaren infrage zu stellen. Selbstverständlich ist auch für die Firma Barth eine nachhaltige, profitable Entwicklung des Unternehmens zentrales Ziel und Prinzip. Aber nicht um jeden Preis. Für uns sind vertrauensvolle und langfristige Beziehungen wichtiger als schnelle Geschäfte und kurzfristige Profite. Diese Einstellung haben wir auch bei der Thalmann Maschinenbau AG vorgefunden, was neben den rein rationalen und wirtschaftlichen Aspekten dazu beigetragen hat, uns für die Schwenkbiegemaschinen von Thalmann zu entscheiden.
Gibt es rationale und wirtschaftliche Aspekte, die für Thalmann-Maschinen sprechen?
Qualität, Geschwindigkeit und Flexibilität. Das sind aus unserer Sicht die wesentlichen Aspekte, die eine Schwenkbiegemaschine leisten muss. Kommen dann noch ein hoher Innovationsgrad, einfache Bedienbarkeit und gute Serviceleistungen hinzu, steht einer langfristigen Partnerschaft nichts mehr im Wege. Ich bin mir sicher, diesen Partner in Thalmann gefunden zu haben.
Thako, TZ und TD Doppelbieger – Barth setzt voll auf Thalmann. Kann man das so stehen lassen?
Ja, das kann man so stehen lassen. Hinter dieser Entscheidung stehen wir zu 100 %. Uns hat auch sehr gefallen, dass die Firma Thalmann nahezu alles im eigenen Hause herstellt und ansonsten nur Top-Komponenten namhafter Zulieferer verwendet. Wir werden uns künftig ohnehin nur noch auf einen Hersteller konzentrieren.
Birgt eine solche Konzentration nicht eine gewisse Gefahr?
Überhaupt nicht, denn die Formel lautet: ein Hersteller + ein Ansprechpartner + eine Steuerung = eine Schnittstelle = maximale Produktionseffizienz. Zumal es ja nicht die erste Maschine ist, die wir von Thalmann beziehen. Unsere Thako aus dem Jahre 2007 läuft heute noch so einwandfrei wie am ersten Tag. Wir hatten nie Probleme damit und haben sie nur ab und zu mal geschmiert. Dieser Erfahrungswert hat sicher auch noch in unsere Entscheidungsfindung und Konzentration auf Thalmann positiv eingewirkt.
Was haben Sie eigentlich vor Ihrer Zeit bei der Firma Barth gemacht? Mit 34 Jahren zählen Sie zu der etwas jüngeren Geschäftsführergeneration. Sehen Sie das eher als Vor- oder als Nachteil an?
Nach meinem BWL-Studium bzw. vor meiner Zeit bei der Firma Barth konnte ich in einem international tätigen Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung viel Erfahrung sammeln – bei großen Automobilzulieferern, in der Großhandelsbranche und in der pharmazeutischen Industrie. Es war spannend zu sehen, wie andere Unternehmen ticken und ihre Geschäfte führen. Von daher sehe ich die Kombination aus relativ jungem Alter und relativ vielen Einblicken durchaus als Vorteil an. Außerdem ist es ja nicht so, dass ich hier alleine sitze und Entscheidungen treffe. Wie gesagt: Wir sind ein großes Team und ich kann auf den Erfahrungsschatz von vielen guten Leuten zugreifen. Und man sagt mir nach, dass ich sehr neugierig und wissbegierig bin: Wie funktioniert was? Warum ist das so? Ob das nun ein Vorteil oder ein Nachteil ist, sollen andere beurteilen.
Was hat sich bei Barth in den letzten vier Jahren geändert?
Die Firma Barth ist und bleibt Großhandelspartner des Handwerks! Das hat sich auch seit meinem Mitwirken in den letzten vier Jahren nicht geändert und soll auch so bleiben. „Mehr als Metall“ ist das, was wir anbieten und wofür wir arbeiten. Auf einer Lagerfläche von rund 8500 m² haben wir weit über 7000 Artikel im Sortiment. Mit derzeit sechs Standorten und einer eigenen Lkw-Flotte bestehend aus 32 Fahrzeugen mit einer Zuladekapazität von bis zu 15 t wissen wir, wie man unsere Produkte ordentlich, pünktlich, schnell und flächendeckend zu unseren Kunden bringt. Darüber hinaus bieten wir unseren Kunden umfassende Beratungs- und Serviceleistungen sowie Schulungen und praxisorientierte Seminare an. Und mit der Investition in zwei neue Thalmann-Maschinen möchten wir den Bereich der Metallbearbeitung weiter ausbauen. In diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren in der Tat einiges getan.
Inwiefern?
Für viele unserer Kunden ist es von Vorteil, die Profile bei uns zu bestellen und direkt auf die Baustelle liefern zu lassen, anstatt sie selber in der Werkstatt herzustellen. Der Mitarbeiter, der in der Werkstatt steht, fehlt auf der Baustelle, was derzeit natürlich ein Thema ist. Und wenn trotz unserer zweistufigen Qualitätskontrolle mal was schiefgehen sollte, nehmen wir das selbstverständlich auf unsere Kappe. Zudem können wir Profile mit bis zu 8 m bearbeiten und liefern, was je nach Objekt eine erhebliche Erleichterung sein kann.
Welche langfristigen Planungen und Zielvorgaben verfolgen Sie?
Ich bin kein großer Freund von langfristigen Planungen und Zielvorgaben. Es gibt viele Beispiele, wo enge Zielvorgaben eher kontraproduktiv wirken, da die Ellenbogenmentalität gefördert, Fehlleistungen verursacht und die Handlungsflexibilität eingeschränkt wird. Manchmal muss man auch einen Schritt zurück machen, Situationen neu bewerten und dann geeignete Maßnahmen ergreifen. Außerdem habe ich keine Kristallkugel. Und selbst wenn ich eine hätte – ich bin mir nicht sicher, ob ich sie benutzen würde.