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Klempnermagie im Dachgeschoss

Gaubenzauber

Bild 1.: Die Montage so genannter Fertiggauben grenzt fast schon an Zauberei. Wo die Hausbesitzer um 7:00 Uhr noch schliefen, entstand bereits bis 11:05 Uhr ein neuer Raum. Ob vom Systemanbieter (Bild: Mage Herzberg) oder aus Klempnerhand: Fertiggauben überzeugen Bauherren durch eine schnelle Montage, während sich der Klempner über die angenehme Vorfertigung in der Werkstatt freut.
Bild 1.: Die Montage so genannter Fertiggauben grenzt fast schon an Zauberei. Wo die Hausbesitzer um 7:00 Uhr noch schliefen, entstand bereits bis 11:05 Uhr ein neuer Raum. Ob vom Systemanbieter (Bild: Mage Herzberg) oder aus Klempnerhand: Fertiggauben überzeugen Bauherren durch eine schnelle Montage, während sich der Klempner über die angenehme Vorfertigung in der Werkstatt freut.

Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Dachlandschaften. Großflächige Stehfalzbedachungen werden seltener beauftragt und die Preiskapriolen bei den NE-Metallen machen das Klempnerleben auch nicht leichter. Doch wie immer bringen Veränderungen auch Chancen und neue Ideen mit sich. Was liegt also näher, als alte Strategien zu überdenken und das bisherige Leistungsspektrum dementsprechend zu erweitern? Dachgauben bieten eine Möglichkeit, das Geschäftsmodell der kleinen aber feinen Dachflächen aus Metall zu realisieren. Mit unzähligen Variationen und Bekleidungsarten dienen Gauben längst nicht nur zur Belichtung und Belüftung der Dachräume. Neben der Vergrößerung nutzbarer Räume im Dachgeschoss, werten sie Dachflächen und Gebäude auch optisch auf.

Immer öfter kommen vormontierte Fertigdachgauben zum Einsatz. Sie vereinen gleich mehrere Vorteile und eignen sich besonders zum nachträglichen Einbau bei bewohnten Gebäuden. Kurze Montagezeiten grenzen fast an Zauberei und nehmen Bauherren die Angst vor eventuellem Wassereintritt während der Bauphase (Bild 1.). Ein weiterer Vorteil ist der angenehme Arbeitsablauf in der Werkstatt. Beschwerliches Dachleitersteigen und die Unfallgefahr werden ebenso wie der Gerüstaufwand minimiert (Bilder 2. bis 4.). Durch diese Vorteile gelingt es immer mehr Klempnerfachbetrieben angemessene Preise durchzusetzen. Erst recht, wenn der Innenausbau der Fertiggauben mit zum Leistungsspektrum gehört. Der Bauherr hat dann nur einen Ansprechpartner und der Klempner kann, je nach Auftragslage, den Arbeitsumfang selbst bestimmen. Partnerbetriebe oder Subunternehmer können ebenso wie vielseitige Klempner beschäftigt werden, wodurch hohe Flexibilität bei der Arbeitsauslastung im Betrieb entsteht.

Gauben von der Stange

Das Angebot von vorkonfektionierten Dachaufbauten wird immer vielfältiger und umfasst unterschiedlichste Fertiggauben. Für Klempnerfachbetriebe, die hauptsächlich im Montagebereich tätig sind oder aber aus räumlichen Gründen keine Fertiggauben herstellen können, ist dieser Geschäftsbereich besonders interessant. Ebenso wie individuell gefertigte Gauben lassen sich die Dachaufbauten „von der Stange“ schnell und sicher in unterschiedlichste Dachflächen integrieren. Dabei versetzt die Formen- und Materialvielfalt selbst langgediente Dachprofis ins Staunen. Zudem können durch die Fertigbauweise strenge Anforderungen an Wärmeschutz und Winddichtigkeit besonders gut erfüllt werden. Zwischenzeitlich bieten erste Hersteller ihre Fertiggauben, mit begutachteter Eignung, zum Einbau im Passivhausbereich an. Diese wird beispielsweise durch Vakuum-Isolations-Paneele erreicht. Die Anwendung solcher Dämmpaneele mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,004 W/mK ermöglichen zudem architektonisch ansprechende schlanke Konstruktionen (Bild 5.). Neue Zeiten scheinen auch für vor Ort hergestellte Dachgauben und Dachaufbauten angebrochen zu sein. Der Zauberspruch heißt: „Mit individuellen Architekturakzenten kostengünstige Baustrukturen aufwerten“ (Bild 6.).Dazu werden Dachflächen mit unterschiedlichsten Dachaufbauten versehen. Die Möglichkeit Seiten- und Dachflächen der Gaube zu strukturieren und somit an Bedachungsmaterialien wie beispielsweise Ziegel anzupassen, ist ein weiterer Vorteil. Hier kann der Klempner in die Trickkiste der Materialvielfalt greifen. Ob farbliche Anpassung oder bewusst gewählter Kontrast – die nahezu unendlichen Materialkombinationen erstaunen Architekten und Bauherren immer wieder aufs Neue (Bild 7.).

Anschlusstrick mit Ortgangknick

Der Anschlusspunkt am Übergang von Seitenkehle zu Hauptdach und Gaubendach ist eines der heikelsten Details. Immer wieder entstehen hier so genannte „Spatzennester“. Diese Öffnungen unter den Übergangspunkten sehen unschön aus und fordern Vögel und Insekten förmlich dazu auf sich einzunisten. Abhilfe schafft leider viel zu oft Walzblei in großen Mengen. Unschöne Details, abstehende Dachziegel und durch Auswaschungen verschlier-te Dachflächen sind die Folge. Alternativ wird hier auch farbbeschichtetes Walzblei oder flexibles und selbstklebendes Anschlussband verarbeitet. Inwieweit Bauherren und Architekten damit einverstanden sind ist fraglich. Weitaus besser ist die frühzeitige Detailabstimmung mit dem Dachdecker oder Zimmermann. Besonders bei Schleppdachgauben erleichtert ein Ortgangknick den Anschluss erheblich und verhindert nachträgliches Improvisieren (Bilder 8a. – 8c.). Durch diesen Knick am Gaubenortgang findet der oberste Ziegel am Seitenkehlanschluss ausreichend Platz. Die darüber liegende Ziegelreihe kann somit durchgehend verlegt werden. Das Ergebnis ist ein sicherer Übergang, der (wenn überhaupt) mit sehr kleinflächigen Walzbleiergänzungen funktioniert. Da die Knickausklinkung den Bleianschluss auch optisch verbirgt, lohnt sich die Mühe in doppelter Hinsicht.

Aus einem Guss

Was zumindest für Laien oft an Zauberei grenzt, ist für den Klempner pure Faszination. Die metallische Gebäudehülle aus einem Guss. Selbstredend kann diese Disziplin auch auf Dach- und Gaubendachflächen, nebst Gaubenwänden angewandt werden (Bild 9.). Ob einheitliches Erscheinungsbild, beispielsweise als Stehfalzeindeckung oder Kontrastprogramm mit unterschiedlichen Eindeckarten, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Systemanbieter bereichern die Artenvielfalt zusätzlich. Dachplatten, Schindeln und Paneele in unterschiedlichen Materialien sorgen für die Qual der Wahl. Lange Zeit war die Bekleidung von Gaubenwänden und Dachflächen in gleichem Material typischen Klempnertechniken vorbehalten. Aber auch die Anbieter von Profiltafeln und Schindeln haben ihre Systeme weiterentwickelt. Gaubenwände und Dachflächen können in konkav- und konvexgebogenen Formen bekleidet werden. Ebenfalls aus der Trickkiste der Systemanbieter stammt die so genannte Knick-Bombierung, wodurch Bauteile an gewölbte Gebäudeformen angepasst werden (Bild 10.).

Laserzuschnitt

Für Rundgauben werden an den An-schlüssen zur Hauptdachfläche aufwendig gebogene Kehlprofile benötigt. Diese lassen sich sowohl mehrteilig (Bild 11.) wie auch als Faltenkehle ausbilden. Eine wirtschaftlich interessante Alternative stellen industriell gefertigte Kurvenkehlen dar. Mit nur drei Kontrollmaßen können Radien und Bogenweiten bestimmt und die Bauteile bestellt werden. Auch hier sind alle gängigen Materialien lieferbar. Die industrielle Rundkehle bietet neben Passgenauigkeit den Vorteil der raschen Montage. Dies ist wiederum bei Gaubenanschlüssen an bewohnten Gebäuden ein entscheidender Pluspunkt. Auch gerundete Abschlussblenden und gebogene Fenstersimse und Attiken sind lieferbar (Bild 12.).

Die hohe Kunst des Gaubenzaubers bilden seit jeher Klempnerornamente. Hier zeigen Spezialisten ihr ganzes Können (Bild 13.). Ob Jugendstil oder schlichte Eleganz, (Bild 14.), wenn Klempner in die Trickkiste greifen, wird die enorme Bandbreite der Möglichkeiten sichtbar. Leider ist die metallische Vielfalt Architekten und Bauherren nicht immer bekannt. Abhilfe schafft aufwendige Aufklärungs- und Informationsarbeit. Eine Strategie kann das Vorstellen verschiedener Bekleidungsarten durch Mustertafeln oder Fotosammlungen sein. Kollegen, die ihre Aufträge per Musterständer bewerben, berichten einheitlich vom Erfolg dieser Vermarktungsstrategie.

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