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Das Metalldach zählt zu den besten Dächern der Welt

Es ist unbestritten: Weltweit gibt es eine Vielzahl von Metalldächern, die deutlich älter als 100 Jahre sind. Nicht nur die Dächer der Hagia Sophia in Istanbul, des Schloss Versailles oder des Kölner Doms haben sich als äußerst zuverlässig erwiesen. Das wohl älteste bekannte Kupferdach auf dem Hildesheimer Dom wurde schon im 12. Jahrhundert erstellt und erst 750 Jahre später, nach Beschädigungen durch Fliegerbomben, einer ersten Reparatur unterzogen. Darüber hinaus schätzen die Bewohner des Alpenraumes Stehfalzdächer seit Generationen aufgrund ihrer hervorragenden Eigenschaften. Metalldächer sind leicht, bruchstabil, sturmsicher und zeichnen sich durch einen hohe Nutzungsdauer aus. Grundvoraussetzung für die Zuverlässigkeit von Stehfalzsystemen ist seit jeher eine fachgerechte Montage, wie sie nur von spezialisierten Fachbetrieben sichergestellt wird. Darüber hinaus garantieren die Fachregeln deutscher, schweizerischer oder österreichischer Fachverbände sowie der enge fachliche Austausch zwischen den Kollegen aus dem deutschsprachigen Raum höchste Qualität. Ergänzend sorgen die Halbzeughersteller unterschiedlicher Buntmetalle und Stähle mit ihren Verlegerichtlinien für höchste Transparenz und Produktsicherheit . . .

Systemkonfiguration durch den Spengler / Klempner

Neben der Produktion und Lieferung entsprechend falzbarer Bänder aus Aluminium, Edelstahl, Kupfer, Stahl oder Titanzink erfordert die gesamte Prozesskette sehr hohe Fachkenntnis. Dazu zählen im Einzelnen:

  • die Herstellung der Stehfalzscharen und die entsprechende Maschineneinstellung
  • die Wahl der benötigten Trennlagen und Befestigungsmittel
  • die Anordnung der Fest- und Schiebehafte
  • die Berücksichtigung späterer Dachflächennutzung, etwa durch Solaranlagen, Dachbegehungssysteme, Fangeinrichtungen, Schneefanganlagen, Dachbegehungsstege usw.
  • die Berücksichtigung der Bauphysik und der energetischen Vorgaben

Einen weiteren Punkt stellen neueste Anforderungen an den konstruktiven Holzschutz dar. Die verstärkte Nutzung der Räume unter dem Dach und der damit oft einhergehende Verzicht auf hinterlüftete Dachaufbauten verlangen sowohl auf der Gebäudeinnenseite, als auch auf der Außenseite eine äußerst gewissenhafte Ausführung. Besondere Beachtung gilt flach geneigten Dächern beziehungsweise flach geneigten Kehlbereichen.

Während früher geringe Mengen eindringender Feuchtigkeit problemlos von der Holzschalung aufgenommen, gespeichert und durch die Hinterlüftung wieder abtransportiert wurden, verzeihen moderne Dachaufbauten keine Fehler. Die Ausführung der Spengler/Klempnerarbeiten sowie des Innenausbaus mit entsprechenden Dampfsperren und Funktionsschichten muss hundertprozentig gewissenhaft und nach dem Stand der Technik erfolgen. Die Krux ist jedoch, dass Fehler selbst bei optimaler Montage nicht immer ausgeschlossen werden können. Der Grund: Manch moderner Baustoff hat sich speziell im Bezug auf Alterungsbeständigkeit noch nicht bewährt. Hier sind vor allem die Dauerstandsfestigkeit von Wirrfaser- und Strukturmatten der ersten Generation oder die UV- und Hitzebeständigkeit mancher Trennlagen oder Dampfsperrfolien zu nennen. Darüber hinaus zeigen Erfahrungswerte bei der Haft-Auswahl, dass scharfkantige Haftsockel sowie überstehende Nagel- oder Schraubköpfe zu Aufschürfungen der Schar führen können. Dem Fachmann obliegt nun unter Berücksichtigung aller Details, die zueinander passenden Produkte auszuwählen und entsprechend zu verarbeiten. Es liegt auf der Hand, dass die Zusammenstellung aller in Frage kommenden Bauteile sehr komplex ist und ebenso wie die Montage nur von Fachpersonal ausgeführt werden kann.

Tests und Erfahrungswerte bei neuen Metalloberflächen

Mit der Einführung werkseitig vorbewitterter oder vorpatinierter Metalloberflächen galt es erneut Erfahrungen zu sammeln – ein Prozess, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Es ist jedoch abzusehen, dass die marktüblichen Metalle für Stehfalzeindeckungen herkömmlich verarbeitet werden können. Wichtig ist zum Beispiel, die je nach Metallsorte unterschiedliche Längenausdehnung zu berücksichtigen oder konstruktive Maßnahmen zur Vermeidung möglicher Rückseitenkorrosion zu treffen. Die dazu nötigen Ausführungsbestimmungen sind in den Fachregeln sowie den Verlegehinweisen der Halbzeughersteller dokumentiert.

Im Rahmen des Schweizer Spenglertages in Bern sorgte der Fachvortrag „Kapillarer Wassereintrag bei Falzkonstruktionen“ für besondere Aufmerksamkeit. Unterschiedlichen Quellen zufolge kam es demnach vereinzelt zu Undichtigkeitsproblemen bei Doppelstehfalzdächern. Meldungen wie diese werden von den Fachverbänden und den Fachleuten der internationalen D.A.CH.S.-Gruppe sehr ernst genommen, untersucht und entsprechend diskutiert. Im Rahmen umfangreicher Tests wurden Stehfalzsysteme aus unterschiedlichen Metallen geprüft. Die geforderten Grenzwerte wurden dabei weitestgehend eingehalten. Auffällig war jedoch, dass sich ein Werkstoff in unbewittertem Zustand anders verhält als dasselbe Material nach etwa fünfjähriger Bewitterung. Um verarbeitungsbedingte Unterschiede auszuschließen, wurden die Probanden zudem mit handgefalzten und maschinengefalzten Scharen ausgestattet. Eine ergänzende Testreihe veranschaulicht das Dichtigkeitsverhalten unter Verwendung diverser Falzdichtstoffe.

Erfahrung sammeln

Die im Auftrag der D.A.CH.S.-Gruppe vorgenommene Testreihe lässt die Vermutung zu, dass in den Falz eindringendes Wasser in den Haftbereichen transportiert wird und dort entsprechend abtropft. Mikroskopische Untersuchungen der Patina festigen diese Vermutung. Die Untersuchungen sind jedoch nicht endgültig abgeschlossen, weshalb weitere Aussagen zur Ursache rein spekulativen Charakter hätten. Sehr wichtig ist in diesem komplexen Zusammenhang jedoch Folgendes: Es handelt sich ausdrücklich um KEIN generelles Problem, denn es sind nur vereinzelte Versagensfälle bekannt! Was aber, wenn Falze Kapillarprobleme zeigen? Die Beseitigung der Ursache ist relativ unkompliziert: Betroffene Stehfalze können mit sogenanntem „Blue Water“ nachträglich imprägniert werden. Durch einfaches Einstreichen dringt die Imprägnier-Flüssigkeit in die Schwachstellen ein und minimiert die kapillaren Eigenschaften effektiv. Zudem wird von einem Namhaften Metallhersteller empfohlen, bei verzinntem Edelstahl ausnahmslos in allen Bereichen Falz-Dichtmittel einzusetzen, doch der Teufel steckt wie so oft im Detail . . .

Teufel steckt im Detail

Umfangreiche Testreihen und Erfahrungswerte geben Aufschluss darüber, dass es große Unterschiede bei der Wahl des eingesetzten Dichtstoffes gibt. Konkret bedeutet das: Nicht alle Dichtbänder, Gele oder pastenartige Dichtmittel halten, was sie versprechen! Zudem ist es entscheidend, ob die Dichtbänder unter oder über dem Haft, beziehungsweise im Unterdeck- oder Überdeckbereich des Falzes positioniert werden. Die Wirkung ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Es kann sogar sein, dass ein und dasselbe Produkt je nach Verarbeitung perfekt funktioniert oder kläglich versagt. An dieser Stelle ist der Erfahrungsaustausch unter Kollegen mehr wert als jedes Werbeversprechen! BAUMETALL bittet daher um aktive Mithilfe: Die Redaktion freut sich über jede Meldung zu infrage kommenden Produkten sowie bei deren Verarbeitung gesammelten Erfahrungen. Übrigens sind auch Wortmeldungen der Dichtmittel-Hersteller sowie der Metallhalbzeugproduzenten herzlich willkommen (siehe Kasten mit Aufruf zur Diskussion).

Wichtige Hinweise

Die Verarbeitung von Dichtmitteln im Stehfalz ist nicht zwangsläufig die einzig richtige Lösung zur Problemvermeidung. Es sei ausdrücklich nochmals daran erinnert, dass je nach Dachaufbau, Metallsorte, Oberflächenbeschaffenheit des Metalls und bauphysikalischem Anspruch der zu deckenden Dachkonstruktion die entsprechende Systemwahl von Fall zu Fall abgestimmt werden muss. Ein weiterer Punkt bezieht sich auf die Wahl der entsprechen Hafte sowie deren genauer Positionierung in Abhängigkeit zur Sturmsicherheit oder später auf dem Stehfalz aufgeklemmter Systeme. Die Fachgruppen der Verbände sind hier in der Pflicht, die Fachregeln und Wegleitungen schnellstmöglich auf den neuesten Stand zu bringen und die Weiterentwicklung anhand der stetig wachsenden Ansprüche kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Unbestritten ist: Das Stehfalzsystem und damit einhergehend das Metalldach aus Spengler- und Klempnerhand, ist eines der besten Bedachungssysteme. Seine Vorteile kommen jedoch nur dann zum Tragen, wenn alle Parameter entsprechend berücksichtigt und aufeinander abgestimmt werden. Dies wiederum können nur ausgebildete Spezialisten sicherstellen!

Zusatzmaßnahmen bei verzinntem Edelstahl

Wie den meisten bekannt ist, entstand vor einigen Jahren innerhalb der Klempnerbranche der Verdacht, dass es einen Zusammenhang zwischen undichten Doppelstehfalzdächern und der Oberfläche von verzinntem Edelstahl gibt. Obwohl es sich bei mehreren tausend Tonnen verzinntem Edelstahl nur um einige wenige Dächer mit Problemen handelt, ließ sich dieses nicht genau erklären bzw. belegen. Da dieses Problem auch in den umliegenden deutschsprachigen Ländern diskutiert wurde, hat sich die D.A.CH.S.-Gruppe dazu entschieden, verzinnten Edelstahl im bewitterten und nicht bewitterten Zustand auf einem Dachmodell von einem unabhängigen Prüfinstitut gegenüberstellen zu lassen. Die Untersuchungen wurden dann im März 2014 am IFT in Rosenheim durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass es beim geprüften Aufbau einen deutlichen Unterschied zwischen bewittertem und nicht bewittertem verzinntem Edelstahl gab. Während der bewitterte Teil schon bei simulierten üblichen Wetterverhältnissen Niederschlag eindringen ließ, drangen beim nicht bewitterten Teil erst bei extremsten simulierten Wetterverhältnissen, die so nicht bzw. seltenst vorkommen, einige wenige Tropfen ein. Als Grenze für ein „Bestehen“ oder „Nichtbestehen“ des Tests wurden 2 Gramm Wasser pro Minute pro Quadratmeter gesetzt. Nach den Versuchen in Rosenheim hat die D.A.CH.S.-Gruppe dann das Gespräch mit Aperam gesucht. Obwohl die Ursache nur vermutet werden kann und nach Aussage von Aperam in aufwendigen Untersuchungen auch nicht ermittelt werden konnte, fordert Aperam in den Verlegerichtlinien zukünftig neigungsunabhängig zusätzliche dichtende Maßnahmen, um einem möglichen Zusammenhang zwischen Oberfläche und Wassereintrag vorzubeugen. Für Bestandsdächer mit kapillarem Wassereintrag gibt es eine Sanierungslösung in Form einer Falzversiegelung.

Nach Aussage von Marc Metzler (Roofinox) wird sich auch die Firma Battisti diesen Vorgaben in zukünftigen technischen Informationen anpassen und neigungsunabhängig zusätzliche dichtende Maßnahmen für verzinnten Edelstahl fordern. Diese Forderung bezieht sich ausschließlich auf verzinnten und nicht auf walzblanken Edelstahl.

Wir denken, dass mit diesen klaren Forderungen Unsicherheiten mit verzinntem Edelstahl ausgeräumt werden. Aller Voraussicht nach werden wir diesen Hinweis dann auch in zukünftigen Ausgaben der Klempnerfachregel geben, damit wirklich jeder ausführende Betrieb diese Vorgaben kennt und beachtet.

Erfahrungsaustausch

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