BAUMETALL wollte es genauer wissen und startete eine Umfrage zum Thema Falzdichtheit per Newsletter sowie auf der BAUMETALL-Facebookseite. Im Mittelpunkt dieser Umfrage standen Produkte wie Dichtbänder, Falzeinlagen und andere falzdichtende Maßnahmen. Besonders viele Reaktionen erreichten uns per Facebook, wobei die Aussagen über den Social-Media-Kanal meist nur knapp ausfielen und sich in kurzen Sympathiebekundungen pro Gel, Band oder für den Verzicht auf falzdichtende Maßnahmen äußerten. Konkret lautete unsere Facebookfrage vom 19. April 2017: „Drunter oder drüber?“ Sie bezog sich auf die exakte Position des Dichtbandes über oder unter dem Haft. Obwohl die Meinungen teilweise sehr unterschiedlich ausfielen, sind sich die meisten Kollegen über Folgendes einig:
- „Alibi-Dichtbänder“ von fragwürdigen Anbietern sind weitestgehend nutzlos.
- Haftbereiche wirken kapillar und können durch unter- und oberseitig positioniertes Dichtband optimiert werden.
- Bevorzugt eingesetzt werden die Falzeinlage von M.A.S.C. sowie verschiedene Falzgele.
Werner Fünfer stellt die berechtigte Frage nach der Alterungsbeständigkeit von Dichtbändern und verweist auf die dauernde Beanspruchung durch thermisch bedingte Bewegungen des Daches. Außerdem vertritt Fünfer die Meinung, dass kein Blechdach mehr verlegt werden sollte, wenn „solche“ Zusatzmaßnahmen erforderlich sind. Die Spenglerei Kling berichtet indes, dass früher in kritischen Falz-Situationen „Spaghettikitt“ eingearbeitet wurde und eine Akku-unterstützte Lösung das Auftragen extrem vereinfache. Außerdem setzen die Profis von Kling die neue M.A.S.C.-Falzeinlage ein.
Detaillierte Leser-Feedbacks
Spenglermeister Patrik Doll (Fürstenfeldbruck) vertritt folgende Meinung: „Wer ein Falzdach schon bei Regen verlegt hat und Falzbänder verwendet, der weiß um das nervige Problem! Die Klebefläche der Bänder hält auf der feuchten Oberfläche unzureichend. Selbst wenn man vorab mit einem Tuch die Oberfläche zu trocknen versucht. Besteht die Abziehfolie dann noch aus gewachstem Papier, ist es noch wichtiger, darauf zu achten, dass diese nicht allzu lange mit Wasser in Kontakt kommt. Der feuchte Abziehstreifen teilt sich dann in zwei Lagen auf und bleibt als dünner Rückstand auf der Klebefläche haften. Der neue Abziehansatz muss mit geeignetem Werkzeug (Taschenmesser oder scharfem Fingernagel) von der Klebefläche abgepult werden. Das kostet unnötig Zeit. Falzgel ist da unempfindlicher und leichter einsetzbar.“
Noch konkreter wird Daniel Schuster. Über Dichteinlagen in Form vorkomprimierter Dichtungsbäder in den Falzen schreibt er: Das Anbringen auf dem Unterfalz nach dem Setzen der Hafte bringe in den meisten Fällen genügende Regendichtheit. Jedoch steige bei stehendem Wasser durch die Kapillarität der Hafte das Risiko des Wassereintritts erheblich.
Etwas besser sei demnach das Anbringen auf dem Unterfalz vor dem Setzen der Hafte, wenn zusätzlich kleine Teilstücke über dem Haft aufgeklebt würden. Diese Variante bevorzugt Schuster für erhöhte Beanspruchungen (Schneelage, komplizierte Dächer usw.), weil eine sehr gute Dichtheit erreicht würde.
Ebenfalls gute Ergebnisse erzielt Schuster mit Falzgel, das er (laut Prefa-Verlegeanleitung) auf der Innenseite des Oberfalzes aufträgt. Das viskose Dichtmittel umschließt den Haft beim Falzen und erzeugt eine gute Dichtheit. Und wer die M.A.S.C.-Falzeinlage laut Herstellerangaben einsetzt, erreicht ein vollständiges Umschließen des Haftes. Die entsprechend hohe Dichtheit belegt Schuster (wie auch alle anderen seiner Aussagen) mit entsprechenden Versuchsstücken.
Tradition mit Berechtigung
Eine traditionelle Stehfalzdachkonstruktion mit wasserführender Abdichtung, Luftraum, Lüftungsöffnungen an First und Traufe und diagonal auf Abstand verlegter Rauspundschalung verträgt es auch mal, wenn etwas Wasser in die Konstruktion eindringt, erinnert Maschinenprofi René Engelhardt aus Münchingen. Wird diese Feuchtigkeit zudem über eine funktionierende Abdichtungsebene sowie die Diffusion durch den Falz abgeführt, werden Falzdächer uralt. Natürlich ist Engelhardt bekannt, dass bei einem flachen Dach die Kaminwirkung der Hinterlüftung kritisch ist. Sie sei aber allemal besser, als die Feuchtigkeit zwischen Trennlage und Metall einzusperren. Engelhardt nimmt kein Blatt vor den Mund und macht neumodische Baustoffe wie OSB-Platten, Trennlagen, die zusammenbröseln, oder diverse Falzdichtungen langfristig für den Rückgang klassischer Falzdächer verantwortlich.
Als wirkungsvolle Alternative nennt er Zusatzmaßnahmen wie höhere Falze (die auf der Schlebach Quadro bis 50 mm möglich sind) oder das Schnappfalzsystem mit 38 mm Falzhöhe. Ziel müsse es sein, eventuell eindringendes Wasser konstruktiv abzuführen, anstatt es in künstlich erzeugten Feuchtbiotopen im Bereich flacher Traufen einzusperren.
Dicht ist nicht gleich dicht!
Generell verweisen nicht nur Daniel Schuster und René Engelhardt darauf, dass ein Stehfalzdach niemals als wasserdicht bezeichnet werden dürfe. Schuster bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Wie allgemein bekannt, sind Stehfalzdächer regendicht, wetterfest, regenleitend oder wasserleitend, aber eben nicht wasserdicht.“ Diesen Standpunkt vertreten übrigens zahlreiche Fachleute und auch die BAUMETALL-Redaktion. Die Bezeichnung Falzdichtband ist somit in höchstem Maße irreführend und sollte von den entsprechenden Herstellern nicht mehr eingesetzt werden. Abschließend sei darauf verwiesen, dass die hier veröffentlichten Meinungen auf Erfahrungswerten beruhen und sich somit auf keinerlei fundierte bzw. wissenschaftlich untermauerte Untersuchungen stützen. Gerade aus diesem Grund erwartet BAUMETALL das Feedback der Dichtband- und Falzgel-Hersteller mit großer Spannung. Sie fühlen sich angesprochen? Dann schreiben Sie an: redaktion@baumetall.de