Zugegeben – wie das Eckhaus am Alten Graben im Tönisvorster Zentrum, zwischen Viersen und Mönchengladbach gelegen, heute aussieht, das mutet schon etwas an, wie aus fernen Sternenwelten auf uns gekommen. Aber es ist doch zunächst einmal vor allem: schick und stylisch! Durch diese auffallende Sanierung haben die Inhaber des Hauses, Architekt und Dachdecker ein seit 1980 etwas in die Jahre gekommenes Wohn- und Geschäftshaus wieder in die Jetztzeit katapultiert und für viele Jahre und für auch heftiges Wetter fit gemacht.
Viele Anwohner erinnern sich noch, dass das beidseitig angebaute Gebäude zuvor mit Bitumenschindeln verkleidet gewesen war, an denen man besonders augenfällig erkennen konnte, dass es eine neue „Haut“ brauchte. Diese alten Bitumenschindeln, aufgebracht auf der Holzschalung der Dach- und Fassadenflächen, waren schmutzig-grau geworden, lösten sich und wiesen an immer mehr Stellen Beschädigungen auf. So kam es zunehmend zu Ausblühungen und Vermoosungen und durch kleine Risse in den Schindeln drang Nässe ein, wodurch die darunterliegende Holzschalung teilweise schon beträchtlich beschädigt war. Eine nachhaltige, dauerhafte Lösung musste folglich her; der Charakter des Gebäudes sollte jedoch dabei erhalten bleiben.
Leichte Alternative
Eine Verkleidung mit Schiefer erschien den Eigentümern als deutlich zu teuer, herkömmliche Dachpfannen wären für den relativ leichten Dachstuhl zu schwer gewesen, und mit der Verlegung von Zinkplatten wäre der Charakter des Gebäudes zerstört worden.
Wie der die Sanierung begleitende Architekt Albrecht Caspari aus Niederkrüchten professionell und neidlos anerkennt, folgte er, schnell überzeugt, einem Vorschlag der für die Ausführung der Arbeiten herangezogenen, sehr erfahrenen Dachdeckerei, der Firma Norbert Goerissen aus Mönchengladbach. So konnte er mit dieser zusammen die Eigentümergemeinschaft von einer bisher noch ziemlich innovativen Lösung überzeugen: Die sogenannte Kanada-Schindel aus dem beschichteten Werkstoff Aluminium, hergestellt von der Firma Haushaut in Köln, wies den richtigen Weg. Diese Schindel wird nach dem Falz-in-Falz-System verlegt und ist damit extrem sturmsicher. Mit ihrer eher matten, strukturierten Oberfläche erinnert sie von der ästhetischen Wirkung her leicht an den Baustoff Schiefer, ist preislich demgegenüber aber unschlagbar günstiger. Sie sei außerordentlich dauerhaft und „idiotensicher“ zu verarbeiten, sagt Dachdecker Norbert Goerissen.
Mit seiner ausgezeichneten Umweltbilanz ist das Leichtgewicht Aluminium als Wetterhaut resistent gegen jegliche Umwelteinflüsse und darüber hinaus unendlich recycelbar. Man wird nicht zu weit gehen, diesem Baustoff auch und gerade für die Verwendung an Fassaden und Dächern eine glänzende Zukunft vorherzusagen.
Etwas für Fachleute
Die Fassadenfläche ist um 75° geneigt und geht an Vorder- und Rückseite des Hauses in die um 50° geneigte Dachfläche über. Die Schindeln wurden auf dieser gesamten Fläche im sogenannten Viertelverband von unten nach oben verlegt, das heißt, die jeweils nach oben folgende Reihe von Schindeln wurde jeweils um ein Viertel der Länge einer Schindel seitlich versetzt. Auf diese Weise wurden etwa 1100 m² Kanada-Schindeln mit Zubehörband, Firstkappen und Laufroststützen verbaut. Die Arbeiten fanden im Winter zwischen November 2016 und März 2017 statt.
Als Ergebnis sehen die Anwohner und Passanten heute ein auffallendes, sehr modernes Gebäude, das für einige Jahrzehnte seine Wirkung gewiss nicht verlieren wird. Hier findet Zukunft statt, die sich der Baustoff Aluminium, beschichtet in vielen modernen Farben, als Fassadenverkleidung oder Dachdeckungsmaterial sicher noch weiter erobern wird. Es gibt eine Menge gute Gründe dafür.