In Bremen-Habenhausen/Hastedt befindet sich die alte Weserschleuse, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstand. Im Zuge der Erneuerung wurde eine modernisierte Schleusenanlage geschaffen. Wegen der vorhandenen Großstadtatmosphäre in Verbindung mit dem Einfluss des Meeresklimas entschied sich der Architekt im Bereich der Dächer und Außenwände für den Einsatz von verzinntem Edelstahl (nichtrostender austenitischer Edelstahl nach DIN 17.441/EN 10088-2 mit der Werkstoff-Nr. 1.4404) von der Brandt Edelstahldach GmbH aus Köln. Neben den drei Ausstiegshäusern und einem Pavillon mit Zeltdach war auch das Betriebsgebäude mit seinem ellipsenförmig geschwungenen Dach und anschließendem senkrechten Übergang in die Fassadenfläche mit diesem Material zu bekleiden.
Reflexionen unerwünscht
Vom zuständigen Schifffahrtsamt gab es jedoch noch zunächst Bedenken gegen diese Materialentscheidung. Herkömmlicher Edelstahl reflektiert beispielsweise das Sonnenlicht. Hier befürchteten die Verantwortlichen eine mögliche Beeinträchtigung der Sicherheit durch „geblendete“ Schiffsführer. Mit Hinweis auf die mattgraue Oberflächenverzinnung des Edelstahls konnten diese Bedenken schließlich ausgeräumt werden.
Solide Konstruktion
Auf der Unterkonstruktion aus Stahlbeton brachten die Mitarbeiter des ausführenden Klempner-Fachbetriebes Wilhelm Bagge aus Barnstorf unter Leitung von Klempnermeister Jens Dieckmann zunächst eine Dampfsperre auf. Danach verlegten sie eine Holzlattung sowie Konterlattung mit einer Aufbauhöhe von 180 mm. Zwischen der Holzlattung wurde eine zweilagige Wärmedämmung von 120 mm Höhe eingebracht. Dadurch ergibt sich eine belüftete Unterkonstruktion mit einer Luftschichthöhe von 60 mm. Es folgte die Verlegung einer 24 mm dicken Rauhspund-Vollschalung mit Nut und Feder. Nach der Anordnung einer Trennlage waren die eigentlichen Klempnerarbeiten an der Reihe. In Teilbereichen wurden die Metallscharen aus Gründen der Geräuschdämpfung zusätzlich mit dem Bitumenkaltkleber Enkolit befestigt.
Schiebenaht für saubere Optik
Kurz unterhalb des Scheitelpunkts der gewölbten Dachfläche im Übergang zum senkrechten Bereich, wurden die Edelstahl-Scharen durch die Anordnung der in Fachkreisen bekannten Schiebenaht zur Berücksichtigung der Wärmedehnung voneinander getrennt. Dadurch wurde erreicht, dass die maximale Scharenlänge nicht mehr als 11 m beträgt. Zusätzlich ermöglichte diese Schiebenaht die saubere konstruktive Trennung der im Dach- und Wandbereich verwendeten unterschiedlichen Materialdicken des verzinnten Edelstahls. Für die Dacheindeckung kam 0,4-mm-Edelstahl und für die Fassadenverkleidung 0,5 mm dickes Material in einer Ausgangs-Bandbreite von 580 mm zum Einsatz. Die Gesamtfläche der Dachdeckung und Fassadenverkleidung aller Gebäude umfasst gut 200 m2.
BAUTAFEL
Fachbetrieb: Wilhelm Bagge, Barnstorf http://www.w-bagge-gmbh.de
Material: Nichtrostender austenitischer Edelstahl nach DIN 17.441/EN 10088-2, Werkstoff-Nr. 1.4404, Brandt Edelstahldach GmbH, Köln