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Voneinander lernen

Wissen, was geht

Wie können digitale Hilfsmittel im Handwerk effizienzsteigernd eingesetzt werden? Und können digitale Systeme die Zusammenarbeit rund um Bauaufgaben optimieren? Die einfache Antwort lautet: ja. Die entsprechend genaue Analyse der hier gestellten Fragen wagten 20 aus Österreich, der Schweiz und Deutschland angereiste Mitglieder des BM-digital-Anwendernetzwerks. Zum vierten Mal verdeutlichte die Veranstaltung, wie Handwerksbetriebe durch den Einsatz digitaler Tools und enger Kooperationen von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren können.

Freundschaftliche Begrüßung in Tannhausen

Die Wiedersehensfreude der Kollegen des BM-digital-Anwendernetzwerks war groß. Gemeinsam mit ihrem engagierten Team begrüßten die Eheleute Nina und Johannes Brenner ihre Gäste. Einer Führung durch das unlängst fertiggestellte Betriebsgebäude des Fachbetriebs Brenner Dach- & Fassadentechnik GmbH folgte die offizielle Begrüßung in der modern ausgestatteten Flaschnerwerkstatt. „Derzeit beschäftigen wir sieben Facharbeiter“, sagte Johannes Brenner und gab dann Auskunft über das Leistungsspektrum des Familienunternehmens. Neben diversen Flaschnerarbeiten werden demnach auch Flachdach- und Gebäudeabdichtungen mit Flüssigkunststoffen ausgeführt. Johannes Brenner ist davon überzeugt, dass eine flexibel erweiterbare Betriebsstätte die wichtigste Voraussetzung für anhaltenden Erfolg ist. Zum Beweis stellte er mit dem Neubau verbundene Vorteile wie verbesserte Werkstattabläufe zur Profilproduktion oder die optimierten Bedingungen rund um die Projektlogistik vor. Anschließend präsentierte er verschiedene Projekte, die das Leistungsspektrum des Familienbetriebs verdeutlichten. Dazu Johannes Brenner: „Wir wickeln viele individuelle Baustellen oft sehr anspruchsvoller Kunden ab. Ich freue mich daher auf eine offene Diskussion rund um Herausforderungen und Verbesserungsmöglichkeiten. Die dabei gesammelten Informationen werden erneut dazu beitragen, unsere Spenglerbetriebe weiterzuentwickeln …“

Papierkram war gestern

Dass Digitalisierung dazu beitragen kann, den Bürokratieaufwand im Fachbetrieb zu minimieren, ist den Veranstaltungsteilnehmern bekannt. Methoden und eingesetzte Systeme unterscheiden sich dennoch in erheblichem Maße. In einer moderierten Diskussion wurden daher folgende Punkte besonders thematisiert:

  • Wie regelt ihr die Auftragsvorbereitung und das entsprechende Ausmessen benötigter Profile? Handschriftlich? Digital? Einer schaut alles an und prüft?
  • Wie kann ein gutes Aufmaß zur korrekten Abrechnung beitragen?
  • Wie optimiert ihr die zur Auftragsabwicklung erforderlichen Notizen der Mitarbeiter und wie effizient bindet ihr diese in das Rechnungswesen ein?
  • Wie wird in euren Betrieben die Zeiterfassung organisiert?
  • Welche digitalen Möglichkeiten nutzt ihr generell?
  • Welchen Stellenwert hat eine gute Work-Life-Balance für euch und eure Mitarbeiter?
  • Erwartungsgemäß fielen die Antworten unterschiedlich aus. Ein von den Netzwerkern besonders thematisierter Bereich betrifft die Kostenkontrolle und den schnellen Zugriff auf Rechnungen im Archivsystem. Als Chefin der Zahlen des gastgebenden Fachbetriebs stellte Nina Brenner das dazu passende Archivsystem „Paperless“ vor. Es hilft dabei, umständliche Papierformulare und statische PDFs abzuschaffen und Prozesse zu automatisieren. Ein weiterer Vorteil des digitalen Systems ist das Ende-zu-Ende-­Automatisieren komplexer Geschäfts- und Verwaltungsprozesse. Erwartungs­gemäß werden Prozesse bestmöglich verarbeitet, sodass unübersichtliche Dokumentenstapel schnell der Vergangenheit angehören.

    Aus den Reihen der Teilnehmer wurde u. a. auf gute Erfahrungen mit dem Programm M-Files hingewiesen. Als metadatenbasierte Softwarelösung für Enterprise Content Management (ECM) und Dokumentenverwaltung speichert M-Files Dokumente nach dem Prinzip „was statt wo“. M-Files stellt demnach eine sinnvolle Ergänzung bereits eingesetzter ERP-Softwaresysteme dar. Ebenfalls gute Erfahrungen sammelten einige Teilnehmer mit dem Dienstleistungsangebot des Air Teams. Der Drohnenvermessungsdienst unterstützt Dachhandwerker dabei, ihre Bauvorhaben in kürzester Zeit als digitalen Zwilling darzustellen. Dazu werden 3D-Modelle erstellt, die dabei helfen, Bauvorhaben schnell und effizient zu inspizieren und zu vermessen.

    Seitenblick in Holzbaubetrieb

    Ein weiterer Programmpunkt war der Fachvortrag von Gabriel Fuchs (Taglieber Holzbau GmbH; Oettingen). Fuchs stellte das über 230 (!) Mitarbeiter starke Unternehmen vor und erläuterte, wie dort digitale Tools eingesetzt werden. Beispiele sind die digitale Baumappe oder standardisierte Details, die in Zusammenarbeit mit Partnerbetrieben wie der Brenner Dach- & Fassadentechnik GmbH optimiert werden.

  • Digitale Baumappe als Sharepoint: Wird von allen am Projekt beteiligten Unternehmen genutzt, um relevante Projektinformationen zentral zu verwalten. Das System ermöglicht eine schnelle und effiziente Kommunikation und reduziert zugleich das Fehlerrisiko.
  • Standarddetails: Durch ihre Entwicklung können Schnittstellen zwischen verschiedenen Gewerken präzise definiert und die Montagezeit verkürzt werden.
  • Laut Fuchs ist eine klare und offene Kommunikation die wichtigste Grundlage erfolgreicher Zusammenarbeit. Regelmäßige Abstimmungen und ein gemeinsames Verständnis der jeweiligen Anforderungen sind daher unerlässlich. Überhaupt zeigt die Zusammenarbeit zwischen Brenner und Taglieber, wie Handwerksbetriebe durch enge Kooperation voneinander profitieren. Künftig will Taglieber den Vorfertigungsgrad in enger Abstimmung mit seinen Partnerbetrieben optimieren bzw. weiter erhöhen.

    Digital ausmessen

    Aufmerksame BAUMETALL-Leser kennen Rainer Löber von diversen Fachartikeln und aus BAUMETALL-Videos. Der als Gastredner eingeladene Experte befasst sich seit vielen Jahren mit dem digitalen Ausmessen von Gebäuden und Dachflächen. Seine Überzeugung lautet: „Ohne perfektes Aufmaß kann es kein passendes Angebot geben.“ Um diese These zu verdeutlichen, stellte er diverse Systeme zur Maßerfassung vor – darunter den BLK3D von Leica. Das kompakte All-in-one-Photogrammetriewerkzeug kombiniert eine kalibrierte Stereokamera, Messsensoren, Software und integrierte Kantenerkennungsfunktionen, um Messungen im Bild mit professioneller Genauigkeit durchzuführen. Jedes aufgenommene Bild ist ein vollständiges und präzises 3D-Messprotokoll.

    Als weiteren Schwerpunkt präsentierte er eine Totalstation des Typs Geomax. Die damit eingesetzte und wesentlich genauere Mess­technik ist in der Spenglertechnik kaum bekannt. Wie und warum sich das zukünftig ändern soll, erklärte Löber mithilfe eines allgegenwärtigen Werkzeugs – des Smartphones: „Geräte wie das iPhone sind in der Lage, mithilfe spezieller Apps hochwertige 3D-Modelle zu erstellen. Die integrierten Lidarsensoren erlauben zum Beispiel das sekundenschnelle Scannen von Räumen“, so Löber. Wie diese Technik für den Außenbereich und speziell an Metalldach und Metallfassade genutzt werden kann, erläuterte Löber ebenfalls. Sein Fazit: „Die Kombination von Mess­punk­ten (Totalstation) und 3D-Scan führt zu millimetergenauen Ergebnissen, die in der Spenglertechnik sogar zur Profileanfertigung eingesetzt werden können.“ (Anmerk. d. Red.: Am 7. Februar 2025 führt der BAUMETALL-Workshop „Zollstock ade“ in das Thema ein – Testmessungen sowie die sich anschließende kontrollgebende Profilanfertigung inklusive. Info: www.baumetall.de/workshops.)

    Digitalisierung im Handwerk: Mehr als nur ein Trend!

    Die Digitalisierung bietet zahlreiche Vorteile. So kann beispielsweise die Auftragsabwicklung durch den Einsatz digitaler Werkzeuge deutlich beschleunigt werden. Auch die Kommunikation mit Kunden und Lieferanten wird effizienter. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, Daten zu analysieren und so Schwachstellen in den Prozessen zu identifizieren.

    Die Mitglieder des BM-digital-Anwendernetzwerks werden weiterhin durch Digitalisierung entstehende Zukunftschancen kritisch hinterfragen. Dazu ist im Frühjahr 2025 ein weiteres Treffen geplant. Dann sollen Punkte thematisiert werden wie:

  • Individuelle Lösungen, die auf Kundenbedürfnisse eingehen
  • Neue Geschäftsmodelle durch Geräte- und Maschinenvernetzung oder durch die Entwicklung digitaler Dienstleistungen
  • Attraktivitätssteigerung des Berufes speziell für junge Menschen und zukünftige Azubis
  • Optimierung der Wettbewerbsfähigkeit im Unternehmen
  • Damit verbunden entstehen zahlreiche neue Herausforderungen. So müssen Mitarbeiter geschult und Investitionen in neue Technologien getätigt werden. Der entsprechende Fachaustausch gewinnt folglich zunehmend an Bedeutung!

    Fazit

    Die BAUMETALL-Netzwerker sind sich einig: Wer die Digitalisierung nicht nutzt, wird auf Dauer nicht wettbewerbsfähig bleiben. Das Netzwerktreffen bot den Teilnehmern die Möglichkeit, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und neue Impulse für die eigene Arbeit zu gewinnen. Das BAUMETALL-Team bedankt sich herzlich bei den Gastgebern Nina und Johannes Brenner für die Ausarbeitung eines informativen Programms und die Möglichkeit, einen inspirierenden Tag miteinander zu verbringen. BAUMETALL-Leser, die genannte Aspekte vertiefen oder an einem der nächsten Treffen teilnehmen möchten, können sich per E-Mail und mit dem Stichwort „Anwendernetzwerk“ bewerben.

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