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Fassadenprojekt

Projekt Libelle

Was haben Libellen, Kupfertafeln, Metallbildhauer und Spenglersoftware gemeinsam? Sie sind Bestandteil eines von Spengler-Meisterschülern aus Würzburg sowie Spenglern und Auszubildenden aus der Schweiz realisierten außergewöhnlichen Fassadenprojekts. Das Projekt Libelle ist absolut nachahmenswert. Es veranschaulicht die kreative und innovative Kraft des Spenglerhandwerks und verknüpft dabei handwerkliche Tradition und Digitalisierung.

Die fertige Fassade wird vom 5. bis 8. März 2024 auf Dach + Holz in Stuttgart am BAUMETALL-Messestand BAUMETALL in Halle 8, Stand 8.223, präsentiert

KI generiert / Dall-E 3

Die fertige Fassade wird vom 5. bis 8. März 2024 auf Dach + Holz in Stuttgart am BAUMETALL-Messestand BAUMETALL in Halle 8, Stand 8.223, präsentiert

BAUMETALL-Chefredakteur Andreas Buck erinnert sich: „Die Idee zum Projekt Libelle entstand im Herbst des vergangenen Jahres und ist das Ergebnis eines dynamischen Prozesses.“ Vorausgegangen sind Gespräche des BAUMETALL-Teams mit Arno Fell (Meisterausbilder, Würzburg), Valentin Schnyder (Inhaber Fachbetrieb Spenglerei Schnyder, Elgg, CH) und Luigi Greco (Softwarespezialist, Gesacon, Tägerwilen, CH). Ziel der Ideengeber war es, eine Prototyp-Fassade zu konzipieren, zu planen und zu realisieren, die als Medium in der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden kann. Neben ihrer besonderen Form und Funktionsweise erfüllt die Fassade weitere wichtige Aufgaben. Das Gemeinschaftsprojekt veranschaulicht zum Beispiel, wie problemlos Fachaustausch und Zusammenarbeit grenz­überschreitend funktionieren, wie einfach zeitgemäße Planung mithilfe digitaler Tools ist, wie die moderne Meisterausbildung organisiert werden kann, wie effektiv durchgängige und spenglertaugliche Digitalisierung in modernen Fachbetrieben umgesetzt wird, wie motivierend derartige Projekte auf die Branche und speziell auf den Branchennachwuchs wirken.

Passt: Ein Kupferkunstwerk von Manuela Geugelin wird in Fassadenelement integriert

BAUMETALL

Passt: Ein Kupferkunstwerk von Manuela Geugelin wird in Fassadenelement integriert

Neben den genannten Punkten veranschaulicht die aktive Einbindung von Schülern der Würzburger Spengler-Meisterschule ­außerdem, wie effektiv die Ausbildung von Fach- und Führungskräften im Spenglerhandwerk in einem kundenorientierten, überregionalen Kompetenzzentrum für die Fort- und Weiterbildung sein kann. Ganz konkret gelang es Ausbildungsleiter Arno Fell und Ausbilder Stefan Klem, 13 Meisterschüler des Lehrgangs 23/24 für das Projekt zu begeistern und in das grenzüberschreitend arbeitende Team einzubinden. Gemeinsam mit Spenglern und Auszubildenden des Schweizer Fachbetriebes Schnyder AG aus der Schweiz und der Freiburger Metallbildhauerin Manuela Geugelin wurde das Projekt Libelle inzwischen erfolgreich umgesetzt. Die fertige Fassade wird vom 5. bis 8. März 2024 auf der Dach + Holz in Stuttgart am Messestand der Fachzeitschrift BAUMETALL in Halle 8, Stand 8.223, präsentiert.

Projekt-Konzept

Das funktionale Konzept der Projektfassade lässt sich durchaus mit den außergewöhnlichen Flugeigenschaften einer Libelle vergleichen. Libellen sind in der Lage, ihre Flügelpaare unabhängig voneinander zu bewegen und abrupte Richtungswechsel zu vollziehen. Die eleganten Insekten sind außerdem für ihre Leichtigkeit und Schönheit bekannt. Die Projektfassade greift einige dieser Attribute auf. Sie besteht aus acht jeweils um 180 Grad drehbaren Einzellamellen. Die vertikal angeordneten Metallelemente können unabhängig voneinander bewegt werden. Gefertigt wurden sie aus Kupfer der Marke Aurubis. Verschiedene Legierungen und Oberflächen verleihen den Lamellen einen natürlichen und edlen Charakter. Und noch etwas ist erwähnenswert: Die Kupferlamellen verfügen über eine speziell von den Meisterschülern entworfene Unterkonstruktion. Ein ausgetüfteltes Drehlager ermöglicht es, die Position der Fassadenelemente jederzeit zu verändern. Das gibt den Blick auf die dahinter liegende Fläche frei und die Lamellen können je nach Lichteinfall und Perspektive neu positioniert werden. So präsentiert sich die Fassadenfläche in verschiedenen Farben und Oberflächen.

Manuela Geugelin fertigt ihre Werke ausschließlich mit dem Hammer an

Geugelin

Manuela Geugelin fertigt ihre Werke ausschließlich mit dem Hammer an

Die Lamellen sind von beiden Seiten optisch ansprechend gestaltet. Als weiterer visueller Leckerbissen wurden zwei Fassadenelemente als Sonderbauteile konzipiert. Sie dienen zur Aufnahme von künstlerisch gestalteten Arbeiten von Manuela Geugelin. Die Freiburger Bildhauerin hat, speziell zur Verwendung im Projekt Libelle, frei geformte Objekte aus Kupfer geschaffen, die sich harmonisch in die Fassade einfügen und einen spannenden Kontrast zu den geradlinigen Lamellen bilden. Übrigens: Aufmerksame BAUMETALL-Leser kennen Manuela Geugelin von zahlreichen BAUMETALL-Workshops, die regelmäßig unter dem Motto „Kreative Kupferwerkstatt“ angeboten werden.

Umsetzung im Team

Die Umsetzung des Projekts Libelle erforderte weit mehr als eine enge und perfekt koordinierte Zusammenarbeit zwischen den ­beteiligten Partnern, die sich zum Teil vorher nicht persönlich kannten. Die Planungsphase startete vor wenigen Wochen per Zoom-Meeting. Vertreter der Meisterschüler präsentierten ihre Entwürfe und stimmten entsprechende Details mit Spenglern und Auszubildenden aus der Schweiz ab. Im nächsten Schritt erfolgte die exakte Planung der Bauteile mithilfe der einfach zu bedienenden Bendex-Software. Das digitale Planungs- und Produktionssystem wurde speziell für Spengler entwickelt. Bendex ist zur durchgängigen, spenglertauglichen Planung und Fertigung von Metallelementen und Profilen perfekt geeignet. Mit wenigen Klicks können Ausklinkungen, Löcher oder Biegelinien definiert und Profile, Kassetten oder Boxen zugeschnitten und gebogen werden. Dabei werden entsprechende Fertigungsmaschinen direkt angesteuert und erforderliche Zuschnitte, Stanzungen oder Biegeabfolgen fehlerfrei übermittelt. Selbstklebende Etiketten, die alle relevanten Informationen zur Steuerung geeigneter bzw. in den Prozess eingebundener Maschinen enthalten, werden übrigens ebenso wie übersichtliche Werkstattpapiere automatisch generiert. Somit kann auch unabhängig von CNC-Maschinen präzise auf manuellen Maschinen gefertigt werden.

Luigi Greco (l. hinten) führt die Meisterschüler in die Funktionsweise der Bendex-Software ein

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Luigi Greco (l. hinten) führt die Meisterschüler in die Funktionsweise der Bendex-Software ein

Den technischen Support leistete Luigi Greco von Gesacon. Er unterstützte die Meisterschüler gemeinsam mit Ausbilder Arno Fell bei der Anwendung der Software und stand bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite. Die benötigten Bendex-Lizenzen wurden von Prefa zur Verfügung gestellt.

Digitalisierung braucht das Handwerk und umgekehrt

Die Fertigung der Fassadenelemente fand in der Werkstatt des Fachbetriebs Spenglerei Schnyder AG in Elgg statt. In der durchgängig digitalisierten Spenglerwerkstatt arbeiteten die Meisterschüler aus Würzburg mit den Spenglern und Auszubildenden aus der Schweiz Hand in Hand. Die Fertigung der Fassadenelemente umfasste folgende Schritte:

  • Zuschneiden der Kupfertafeln mit einer Hebeltafelschere von Schechtl
  • Ausstanzen der Eckbereiche mit einer Stanze von Euromac
  • Biegen der Kassetten mit einer Langabkantmaschine von Jorns und einer Schwenkbiegemaschine von RAS
  • Zusammenfügen der Unter- und Oberteilkassetten per Steck- und Nietverbindung in Handarbeit.
  • Als konstruktive Besonderheit kann das raffinierte Bauteildesign der einzelnen Lamellen genannt werden. Sie bestehen jeweils aus einem Ober- und einem Unterteil sowie einem Drehlager, das die Beweglichkeit der Fassadenelemente ermöglicht. Einzige Ausnahme: Die Metallkunstobjekte von Manuela Geugelin wurden in zwei entsprechend vorbereitete Sonderlamellen eingesetzt und befestigt.

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    Ergebnis

    Das Projekt Libelle ist ein gelungenes Beispiel für die kreative und innovative Kraft des Spenglerhandwerks, das Tradition und Moderne verbindet. Die Fassade ist nicht nur ein handwerkliches Meisterwerk, sondern auch ein ästhetisches Highlight, das die Symbiose von Kunst und Spenglertechnik veranschaulicht. Das Projekt ist zudem ein nachahmenswertes Beispiel grenzüberschreitender Zusammenarbeit von Handwerkern, die sich durch ihre Leidenschaft für ihren Beruf verbunden fühlen. „Es ist einfach das Schönste, was ein Mensch erleben darf, wenn er befähigt ist, etwas entwerfen zu dürfen, es digital zu zeichnen, es mit seinen Händen und mit Unterstützung modernster Maschinen zu erschaffen. Zu beobachten, wie sich Handwerkskollegen freuen und dabei sogar Landesgrenzen sprengen, erzeugt ein ganz spezielles Miteinandergefühl“, gibt sich Teammitglied Valentin Schnyder überzeugt. Für ihn und seine Kollegen ist die „Libelle“ eine raffinierte Metallfassade und gleichzeitig Transportmittel einer wichtigen Botschaft: Das Spenglerhandwerk lebt und hat Zukunft.

    Blick in die Werkstatt

    BAUMETALL

    Blick in die Werkstatt
    An der Schwenkbiegemaschine informiert Azubi Lukas Gasser (r.) zwei Meisterschüler über die digitale Datenübergabe

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    An der Schwenkbiegemaschine informiert Azubi Lukas Gasser (r.) zwei Meisterschüler über die digitale Datenübergabe