Dieses Meisterstück aus der traditionsreichen Münchner Ornamenten-Manufaktur veranschaulicht, wie aus einer einfachen Kupferkugel eine bayerische Spenglerschönheit wird. Schade nur, dass die auf einer 4,20 m hohen Windfahne montierte Kugel inzwischen nur noch von Weitem bestaunt werden kann. Zum Glück gibt es genügend Fotos von der Herstellung sowie der Montage des kupfernen Bauteils. In diesem Bericht sowie in der ergänzenden Fotostrecke auf www.baumetall.de/extra zeigt BAUMETALL einmal mehr, wozu Spengler fähig sind.
Doch wie entsteht eigentlich ein solcher Artikel? Ganz einfach: Mit einer E-Mail, die neugierig macht! Im konkreten Fall schrieb Caroline Sporer (Geschäftsführerin der Lorenz Sporer GmbH) folgende Zeilen an die Redaktion: „Nachdem ich der Meinung bin, dass Ihnen die Arbeit nicht ausgehen sollte, sende ich Ihnen diese E-Mail samt Fotos einer originalgetreu gefertigten Windfahne. Wie Sie sehen, haben meine Meister einer einfachen Kugel zur wirklichen Schönheit verholfen. Vielleicht haben Sie dafür Platz in einer der nächsten BAUMETALL-Ausgaben?“
Bereits ein Klick später war klar: Diese beeindruckende Kugel müssen die BAUMETALL-Leser unbedingt sehen! Und so folgte auf die begeisterte Antwort aus der Redaktion die Übermittlung weiterer Fotos, welche die Herstellung des kupfernen Ornaments minutiös dokumentieren. Und weil BAUMETALL den Beitrag per Vorschau in Ausgabe 5/2018 ankündigte, meldete sich kurz darauf Spenglermeister Andreas Millkreiter vom gleichnamigen Fachbetrieb aus Kiefersfelden ebenfalls per E-Mail zu Wort …
Bei eBay keine Chance
„Nachdem eine Windfahne in dieser Länge und Ausführung nicht gerade preisgünstig ist, wurde zunächst darüber nachgedacht, ob über eBay eine günstigere Variante zu organisieren sei“, erinnert sich Caroline Sporer. Als Fachfrau weiß sie natürlich, dass individuell angefertigte und entsprechend hochwertige Ornamente nicht im Internet zu ergattern sind. Erst recht nicht, wenn ein Bauteil möglichst genau dem Original entsprechen soll. Das wusste auch Andreas Millkreiter, der Sporer seit seinem Besuch auf der Münchner Meisterschule kennt und schätzt. „Das 1882 als Münchner Metallornamenten und Blitzableiter-Artikel Fabrik gegründete Unternehmen liefert originalgetreu rekonstruierte oder restaurierte Metallornamente in alle Welt“, erklärt Millkreiter. Tatsächlich befinden sich Sporer-Ornamente nicht nur auf zahlreichen Projekten in Deutschland, sondern auch auf Dächern in der Schweiz, den USA, England und insbesondere in Frankreich. Beeindruckende Arbeiten befinden sich zum Beispiel in Evian am Genfersee (siehe BAUMETALL 3/07) oder an den Türmen des berühmten Kaufhauses „Printemps“ in Paris (siehe BAUMETALL 6/09).
Die Aufgabe
Bei der Sanierung eines Herrenhauses in Kiefersfelden musste auch das historische Turmdach samt Dachspitze und Windfahne instand gesetzt werden. Den entsprechenden Auftrag erhielt Andreas Millkreiter, der das Dach gemeinsam mit seinem Team neu eindeckte. Dabei wurde der belüftete Dachstuhl im unteren Bereich mit einer kleinteiligen Stehfalzeindeckung aus walzblankem 0,6-mm-Kupfer eingedeckt. Im oberen Bereich wurde eine Rauteneindeckung aus vorpatinierten Tecu-Patina-Kupferrauten angebracht. Um die insgesamt 4,20 m hohe Turmspitze möglichst originalgetreu zu rekonstruieren, demontierte das Spenglerteam die vorhandene Windfahne aus Zink und lieferte die Bauteile als Vorlage in die Ornamentenwerkstatt nach München.
Originale als Vorlage
Dort übertrug das Sporer-Team die Maße der historischen Windfahne sorgfältig auf die Zuschnitte der neuen Kupferbauteile. Dabei machten sich die Kollegen um Detlef Rheinwein zur Aufgabe, die Qualität des historischen Musters deutlich zu übertreffen. Zunächst fertigten sie den an der Unterseite quadratischen und nach oben geschwungenen, sich auf einen Durchmesser von 70 mm verjüngenden Stiefel aus 0,7- bis 0,8-mm-Kupfer an. Die vier Einzelteile verzierten sie mit dreiecksförmig angeordneten Sicken. Die Verbindung entlang der Gratlinien erfolgte per überlappter Weichlotnaht. Die darauf aufgesetzte Kupferkugel besteht aus zwei ornamentierten Halbschalen und einem mit Sicken verstärkten Zwischenring. Die senkrecht verlaufenden Sicken wurden von Hand eingetrieben – die getriebenen Pfeifen wurden durch Weichlöten aufgesetzt. Am unteren sowie am oberen Kugelübergang befinden sich zudem stabile Ringe aus 10-mm-Kupferdraht. Auf der Kugel wurde ein Kupferkegel aufgesetzt, um den sich eine schneckenförmige Dreifachsicke windet. Doch damit nicht genug: Ein umgedrehter und verzierter Kegelstumpf sowie eine weitere Halbkugel aus Kupfer bilden von hier aus den Übergang zu einem konisch zulaufenden Kupferrohr. Das Rohr misst unten 65 und oben 38 mm. Auf dem konischen Rohr wurde das Sporer-Fahnenblatt KN 490 mit der Jahreszahl 1901 aufgesetzt.
Um eine verwindungssteife und stabile Statik zu erhalten, wurde im Inneren der Windfahne ein stabiles Futterrohr aus Edelstahl eingebaut, dessen Durchmesser 38 mm und dessen Wandstärke 3 mm beträgt. Das Futterrrohr wurde bauseits an einem stabilen Dachdorn befestigt. Neben der beeindruckenden Wetterfahne wirken die beiden ebenfalls zum Auftrag gehörenden und nach historischem Muster hergestellten 950 mm hohen Dachspitzen beinahe filigran.
Die Arbeit geht nicht aus
Während das Team der Spenglerei und Dachdeckerei Millkreiter Windfahne und Turmspitzen per Hebebühne in rund 23 m Höhe montierte, wurde bei Sporer bereits der nächste Auftrag bearbeitet. Und wer weiß: Vielleicht entstehen in der Münchner Rotmundstraße genau in diesem Augenblick abermals imposante Spenglerornamente, über die BAUMETALL in einer der kommenden Ausgaben berichten könnte…
Bautafel
Projekt:Wohnhaussanierung in Kiefersfelden
Projektleitung:Architekt Sepp Horn
Spenglerarbeiten:Spenglerei und Dachdeckerei Millkreiter GmbH, Kiefersfelden
Falzeindeckung: Kupfer 0,6 mm
Rauteneindeckug: Kupferrauten Tecu Patin
Ornamente: Nachbildung von Turmspitzen und Windfahne durch Lorenz Sporer GmbH, München