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Oase der Ruhe

Nur wenige Gehminuten vom Kölner Dom und dem Hauptbahnhof liegt das Tagungszentrum des Erzbistums Köln mit angeschlossenem Hotel und Restaurant. Das Maternushaus grenzt an eine stark befahrene Verkehrsader. Nichtsdestotrotz bietet der Bau eine ruhige Atmosphäre, die kreatives und konzentriertes Arbeiten ermöglicht. Nach außen zeigt das Maternushaus zwei unterschiedliche Gesichter. Auf der Ostseite schottet sich der Baukörper mit hohen Ziegelmauern gegen den Großstadtlärm ab. Auf der Westseite erzeugt das Gebäude mit Innenhöfen, Brunnen und Gärten einen Wohlfühleffekt. Bei der Gestaltung übernimmt Walzblei an Dach und Fassade eine zentrale Rolle ein. Der Werkstoff bietet neben einer hohen Witterungsbeständigkeit auch einen zuverlässigen Schallschutz. So trägt die Materialwahl maßgeblich dazu bei, dass das Maternushaus eine Oase der Ruhe in der pulsierenden Großstadt ist. Folgerichtig wurde das Gebäude 1985 mit dem Kölner Architektenpreis, dem ältesten deutschen Preis für Architektur, prämiert.

Eintretende Feuchtigkeit

Die Bleieindeckung hat das Gebäude jahrzehntelang vor allen Witterungs- und Umwelteinflüssen bewahrt. Nach gut 30 Jahren treten plötzlich feuchte Flecken an einzelnen Decken und Wänden auf. Offenbar sind Teilbereiche der Dacheindeckung schadhaft. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, zieht man Michael Nebeler aus Bedburg als Gutachter für die Dächer zurate. Der Dachdecker- und Klempnermeister verfügt über langjährige Erfahrungen in der Verarbeitung und Qualitätsprüfung von Metalldächern, insbesondere aus Walzblei. Ausgangspunkt bildet eine ausführliche Dachbegehung mit Vertretern des Kölner Architekturbüros Orend + Erkens. Der Gutachter nimmt alle sensiblen Dachflächen und Nahtstellen gründlich unter die Lupe. Dann steht fest: Zwar zeigen die Walzblei-Eindeckungen erste Alterserscheinungen, aber ursächlich für den Feuchtigkeitseintritt sind vorrangig konstruktive Fehler. Normalerweise halten Bleieinkleidungen deutlich länger. Bei fachgerechter Verlegung ist der Werkstoff im Prinzip wartungsfrei und gewährleistet einen dauerhaften Witterungsschutz. Bei der Ersteindeckung wurden einige Befestigungen und Anschlüsse nicht nach den geltenden Verarbeitungsregeln für Walzblei ausgeführt. So wurden etwa die Auftriebshafte angenagelt, aber die Nagellöcher teilweise nur 2 cm überdeckt. Die Verarbeitungsregeln sehen eine Überdeckung von mindestens 5 cm vor.

Detailtreu ans Ziel

Es folgt eine umfassende Sanierung von Teilbereichen der Bleieindeckung. Insgesamt kommen rund 2,2 t Walzblei in einer Stärke von 2,0 und 2,5 mm zum Einsatz. Um das vorhandene Deckbild beizubehalten, werden beim Zuschnitt der neuen Bleischare stets die erforderlichen Überdeckungen hinzugerechnet. Auch die sichtbaren Auftriebshafte sollen optisch unverändert bleiben. Aus funktionalen Gründen werden diese auf jede Schar im Überdeckungsbereich aufgeschweißt. Das Kegeldach wird mit 2,0-mm-Blei saniert. Aufgrund der flachen Dachneigungen von rund 20° besteht besonders bei Regen in Kombination mit Windeinwirkung eine hohe Gefahr des Feuchtigkeitseintritts. Die Sanierung erfolgt entsprechend sorgfältig: Als Erstes werden die vorhandenen Hohlwulste geöffnet. Dann wird unter jede Überdeckung ein ausreichend großes Schichtstück mit aufgeschweißten Haften eingearbeitet. Auf eine Behandlung mit Patinieröl wird bewusst verzichtet. So können sich die neuen Bauteile schneller an die Patina der alten Bleiplatten angleichen und eine optische Einheit bilden.

Im nächsten Schritt erfolgt die Sanierung des Satteldaches mit 2,5-mm-Blei. Die Entwässerung der Dachfläche wird über Tropfbleche aus 1,0-mm-Kupfer realisiert. Nachdem die vorhandene Bleieindeckung demontiert und der Bleischrott zum nächsten Rohstoff-Sammelbetrieb transportiert wurde, erfolgt die Montage der neuen Eindeckung auf der gut erhaltenen Holzunterkonstruktion. Als Vordeckung wird eine diffusionsoffene Schalungs- und Unterdeckbahn aufgebracht. Danach erfolgt die Verlegung der konisch geschnittenen Holzwulste. Hierzu kommen etwa 2,5 m lange Leisten aus Fichten- und Tannenholz mit einer äußeren Abmessung von 40 x 40 mm zum Einsatz. Der Holzwulst ist in der oberen Hälfte halbrund geformt und verjüngt sich in der unteren Hälfte, um thermische Längenänderungen der Bleibleche aufzunehmen. Die Leisten werden im Abstand von knapp 60 cm angeordnet und mit Edelstahlschrauben auf der Unterkonstruktion befestigt. Die Eindeckung erfolgt als Holzwulstdeckung mit vedeckten Haften aus Kupfer. Für alle Befestigungen werden Schrauben aus rostfreiem Edelstahl gewählt. Im Rahmen der Sanierung wurden alle konstruktiven Fehler beseitigt. Nun ist der Bau wieder für Jahrzehnte sicher verwahrt.

Bautafel

Projekt: Dachsanierung des Maternushauses unter Einsatz von Walzblei

Bauherr: Tagungszentrum Maternushaus/Erzbistum Köln

Architektur: Orend + Erkens, Köln

Material: RAL-geschütztes Saturnblei in 2,0 und 2,5 mm Stärke, Patinieröl

Fachbetrieb:  Michael Nebeler Bedachungen, Bedburg

Hersteller: Gütegemeinschaft Saturnblei e.V., Krefeld

Fotos: Gütegemeinschaft Saturnblei e.V. und Michael Nebeler Bedachungen, Bedburg

 https://saturnblei.de

Kai Christian Busch

ist als Fachautor der Agentur conovo media in Köln zuständig für die Themen Immobilien, Bauen, Wohnen.

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