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BAUMETALL-Gespräche auf der Bau 2017

Von über 250 000 Besuchern kamen zur Bau 2017 erstmals 80 000 aus dem Ausland. Die Bau, Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme, hat damit international nochmals deutlich zulegen können. Ihren Ruf als Architektenmesse untermauerten 65 000 Besucher aus Architektur- und Planungsbüros. Mit 2120 Ausstellern aus 45 Ländern wurde auch auf Ausstellerseite ein neuer Rekordwert erzielt.

An der Spitze des Besucherrankings der Bau stehen auch diesmal die Nachbarländer Österreich, die Schweiz und Italien. Die 1964 ins Leben gerufene Messe hat sich in ihrer über 50-jährigen Geschichte zu einem weltweit beachteten Mega-Event entwickelt. Diesen Eindruck gewann jeder, der sich seinen Weg durch die 17 Messehallen bahnte. Vom ersten Tag an waren Hallen und Messestände voll, wie immer prägten aufwendig inszenierte – häufig doppelstöckige Standpräsentationen das Bild. Angesichts vieler neuer Kontakte, qualitativ hochwertiger Besucher und guten konjunkturellen Aussichten war die Laune an den Messeständen blendend. Die Position der Messe als absolute Nummer eins der Branche lässt sich auch aus der vom Marktforschungsinstitut Gelszus durchgeführten Ausstellerbefragung ablesen, deren Topwerte kaum noch steigerungsfähig sind. Danach beurteilten fast alle Aussteller die Bau mit „ausgezeichnet bis gut“. Wenig überraschend: Die aktuelle wirtschaftliche Situation wird von den Ausstellern diesmal besser gesehen als 2015. Diese beurteilen 91 % – gegenüber 81 % vor zwei Jahren – mit „ausgezeichnet bis gut“. Die Aussteller bestätigen: Die Bereitschaft zu konkreten Geschäftsabschlüssen hat sich im Vergleich zu 2015 nochmals verbessert.

Die Befragung der Besucher blieb stabil auf höchstem Niveau. Auch hier gilt: Steigerungen sind kaum möglich. Bestnoten vergaben die Besucher insbesondere für die Breite und Vollständigkeit des Angebots. Auch wenn die Bau nicht nur durch die Vielfalt der Besucher, sondern auch durch ihre Themenvielfalt überzeugte, so standen doch zwei Themen im Mittelpunkt des Messegeschehens: Wie stark die Digitalisierung die Zukunft des Bauens beeinflussen wird, zeigten vor allem die Aussteller der Bau IT in Halle C3. BIM – das Thema Building Information Modeling – war dort allgegenwärtig. Das andere in den Messehallen dominierende Thema: smarte „mitdenkende“ Bauelemente und -systeme, die bestimmte Eigenschaften besitzen und auf äußere Einflüsse reagieren – vom Türgriff mit Fingerscanner über die Energie erzeugende Fassade bis hin zur Systemlösung für das voll vernetzte Smart Home.

Begleitend zu den Präsentationen der Aussteller wurden die Leitthemen der Bau 2017 (Intelligente Fassade – Digital Planen, Bauen und Betreiben – Vernetzte Gebäude – Bauen und Wohnen 2020) in mehreren Sonderschauen thematisiert und veranschaulicht – aus verschiedenen Blickwinkeln und unter unterschiedlichen Aspekten. Eröffnet wurde die Bau 2017 von Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). In ihrer Rede bezeichnete sie die Baubranche als „Schlüsselbranche“ für zentrale gesellschaftliche Aufgaben. Mit der Wohnungsbauoffensive sei man auf dem richtigen Weg: „Es brummt auf Deutschlands Baustellen. Nach Jahren der Stagnation haben wir eine Trendwende geschafft.“ Nach einem ausführlichen Messerundgang eröffnete die Ministerin die BMUB-Konferenz unter dem Titel „Baupolitik ist gefragt!“.

Drei Fragen

Der TFV Technischer Fachverlag GmbH war mit dem Messe-Slogan „Wer mit Metall baut, sollte BAUMETALL lesen“ in München präsent. Anstatt sonst üblicher Kurzbesuche auf den Messeständen der Aussteller standen bei dieser Bau Gespräche über die Zukunft der Branche im Mittelpunkt. Dabei wurde folgender Trend festgestellt: Aussteller und Besucher aus der Branche nehmen einen leichten Rückgang von Stehfalzbedachungen sowie die Zunahme von Metallfassaden wahr. Die im Mittelpunkt der BAUMETALL-Messe-Gespräche stehenden Themen bringen folgende Fragen auf den Punkt:

  • <span class="GVSpitzmarke">Frage 1</span>Wie erklären Sie den derzeit vorherrschenden Sanierungsstau?
  • <span class="GVSpitzmarke">Frage 2</span>Warum werden derzeit tendenziell weniger Stehfalzdächer ausgeführt?
  • <span class="GVSpitzmarke"> Frage 3: </span>Warum sind vorgehängte, hinterlüftete Fassaden eine gute Alternative zu anderen Fassadensystemen?

Geantwortet haben Mike Bucher (Prefa-GF, Österreich), Dr.-Ing. Knut König (VM-Zinc-Marketingleiter für Deutschland/Österreich/Schweiz), Ulrich Leib (ZVSHK-Bundesfachgruppenleiter Klempnertechnik), Marc Metzler (Battisti-GF, Roofinox, Österreich) und Walter Müntener (Spengler Direct, Schweiz).

Ulrich Leib zu Frage 1

Einen Sanierungsstau kann ich für unseren Bereich beziehungsweise unser Kundenklientel nicht erkennen. Wir sind mit unserer Auftragslage im Landkreis Fürstenfeldbruck (Regierungsbezirk Oberbayern) zufrieden. Allerdings ist tatsächlich festzustellen, dass einige Objekte, die von Architektur- und Ingenieurbüros als komplette energetische Sanierung vorbereitet sind, aufgrund der Komplexität und daraus folgender hoher Kosten nicht von den Bauherren beauftragt werden. Hier wäre es hilfreich, wenn der Gesetzgeber sanierungswillige Bauherren durch bessere Förderung von Einzelmaßnahmen oder einer Ausführung in Teilabschnitten unterstützt.

Ulrich Leib zu Frage 2

Leider sind aktuell Architekturtrends und gewisse Modeerscheinungen erkennbar. Derzeit ist das Flachdach ein Stil der Zeit. Etwas mehr Abwechslung und Mut zu Neuem wäre meiner Meinung nach sehr wünschenswert.

Ulrich Leib zu Frage 3

Sogenannte VHF-Fassaden sind nachhaltiger und bieten dem Gebäude in der Regel ein besseres Raumklima. Auch die Gestaltungsmöglichkeiten sind abwechslungsreicher und besser. Diesen Markt müssen wir Klempner/Spengler uns besser erschließen. Die Metallfassade wartet darauf, neu entdeckt zu werden.

Knut König zu Frage 1

Es gibt insgesamt einen Stau bei der Ausführung von Bauvorhaben. Man sieht diesen, wenn man die Zeit zwischen Baugenehmigung und Fertigstellung vergleicht. Der Durchschnittswert hierfür hat sich in den letzten Jahren vergrößert. Wir führen dies vor allem auf fehlende Kapazitäten bei Handwerksbetrieben zurück. In bestimmten Bereichen kommen aber auch noch Unsicherheiten hinzu, wie derzeit bei der Entsorgung von Styropor.

Knut König zu Frage 2

Zurzeit kann man einen architektonischen Trend hin zum Flachdach beobachten. Dies gilt nicht nur für kommerzielle Gebäude, sondern immer öfter auch für Wohngebäude. Wie alle Trends hat dieser seine Hochzeit, welche eventuell noch vor uns liegt, und wird danach durch eine andere Mode ersetzt.

Knut König zu Frage 3

Die große Auswahl unterschiedlicher Werkstoffe und deren Kombination schafft hohe Gestaltungsvielfalt. Die konstruktive Trennung von Wärme- und Witterungsschutz führt zu einer geringeren Schadensanfälligkeit. Besondere Anforderungen an Brandschutz, Schallschutz oder Blitzschutz sind einfach und gestalterisch ansprechend umsetzbar. Hinzu kommt, dass vorgehängte, hinterlüftete Fassaden aufgrund der hohen Lebensdauer und des geringen Wartungsaufwands eine, über einen größeren Zeitraum betrachtet, sehr wirtschaftliche und nachhaltige Lösung darstellen.

Marc Metzler zu Frage 1

Wir bei Roofinox würden gar nicht von einem „Sanierungsstau“ sprechen, weil wir ihn nicht gespürt haben. In den Gesprächen mit Handwerkern jedoch bekommt man den Eindruck, dass der öffentlichen Hand das Geld fehlt bzw. nur mehr reduzierte Mittel zur Verfügung stehen. Das ist die eine Seite, die Information, die von außen auf uns zukommt. Auf der anderen Seite muss man aber auch sehen, dass es seit 2009 zu einem regelrechten Sanierungsboom gekommen ist und sich die Situation nun auf ein Normalmaß reduziert. Es gibt also auch sehr praktische Gründe für die verminderte Anzahl an Projekten.

Marc Metzler zu Frage 2

Ein gewichtiger Grund dafür ist sicher der aktuelle Architekturtrend zum kubischen Bauen, der natürlich mit Flachdächern ausgeführt wird. Das ist nicht nur ein ästhetischer Trend, sondern auch ein Kostenfaktor. Bei den steigenden Grundstückspreisen muss der Raum besser genutzt werden. Außerdem sind die Baukosten in den anderen Gewerken stark angestiegen, was zu erhöhter Kostensensibilität führt. So wird leider teilweise die Lebenszyklusrechnung auf lange Sicht nicht mehr berücksichtigt. Der Sanierungsbedarf von geneigten Dächern im Vergleich zu Flachdächern ist ungleich höher, was nicht selten für spätere böse Überraschungen sorgt.

Marc Metzler zu Frage 3

Wir bei Roofinox würden sogar so weit gehen und es nicht nur als gute Alternative, sondern sogar als zu bevorzugendes Fassadensystem bezeichnen. Die Vorteile liegen auf der Hand und müssen natürlich wieder mittel- und längerfristig betrachtet werden: Das Fassadensystem ist sehr langlebig und macht praktisch jede Art von Außenbekleidung möglich. Die Hinterlüftung sorgt für ein perfektes Raumklima im Gebäude und bietet den perfekten Schutz gegen Kälte, Hitze und Schall. Auch der Brandschutz ist wesentlich erhöht. Und noch etwas: Da vorgehängte, hinterlüftete Fassaden sortenrein rückbaubar sind, ist das System sehr umweltfreundlich. Ganz besonders dann, wenn die Fassade mit einem 100 % recyclebaren Material wie Roofinox Edelstahl bekleidet wird!

Walter Müntener zu Frage 1

Die wirtschaftliche Situation wird von vielen Hausbesitzern noch als unsicher beurteilt und daher wird abgewartet. Die Zinssituation sollte allerdings dazu beitragen, dass sich doch viele Eigentümer entscheiden, in den Werterhalt und die Wertsteigerung ihrer Immobilien zu investieren.

Walter Müntener zu Frage 2

Auch die Architektur ist Modetrends unterworfen. Im Moment stehen Flachdächer für Ein- und Mehrfamilienhäuser hoch im Kurs. Ich denke aber, dass der Höhepunkt für Flachdächer überschritten ist und sich viele Planer von den tollen Gestaltungsmöglichkeiten und der Vielfalt unserer Baumetalle inspirieren lassen werden.

Walter Müntener zu Frage 3

Die Gestaltungsmöglichkeiten mit Blechbekleidungen in Spenglertechnik sind enorm und den System-Fassaden in puncto Materialvielfalt und Oberflächen überlegen.

Mike Bucher zu Frage 1

„Sanierungsstau“ ist ein interessantes Wort und kann unterschiedlich interpretiert werden. Ich möchte das je nach Markt unterschiedlich beantworten. In Deutschland boomt die Baubranche derzeit und je nach Region ist es sehr schwer, überhaupt Handwerker auf die Baustelle zu bekommen. Insbesondere, wenn es sich um eine „Kleinigkeit“ von nur einem Bad oder nur einer Fassade auf der Wetterseite handelt. Gerade auf der Bau in München habe ich viele Bekannte und Endkunden getroffen, die darüber gewerkeübergreifend geklagt haben. Daraus ergibt sich ein Sanierungsstau, da die Neubauten, die in Deutschland derzeit am stärksten zulegen, die Kapazitäten abziehen. Im benachbarten Österreich hingegen beobachten wir keinen Anstieg im Neubau und seit drei Jahren einen Rückgang der Sanierungstätigkeiten. Die starken Sanierungsjahre haben Renovierungen vorgezogen und derzeit herrscht Abwarten – privat und öffentlich. Auch das erzeugt einen Stau. Es wird nur saniert, was saniert werden muss. Und dann auch oft nur das Nötigste.

Mike Bucher zu Frage 2

Diesen Trend kann ich momentan für kein Land bestätigen. Generell ist das geneigte Dach weiterhin unter Druck – am stärksten in der Schweiz. Im Neubau werden viele Dächer als Flachdächer ausgeführt. Der prozentuale Anteil der Flachdächer ist meiner Meinung nach 2016 nicht mehr gestiegen, sondern stagniert auf hohem Niveau. Es gibt wieder erste Anzeichen von steilen Dächern, die möglichst ohne Überstand in die Fassade übergehen sollen. Ich bezeichne solche Gebäude gerne als „Nikolaus-Haus-Architektur“. Diese ist bereits sichtbar, aber nimmt den Flachdächern noch keine Mengen. Allerdings können diese Dach-Fassaden-Kombinationen nicht mit herkömmlichen Dachmaterialien ausgeführt werden, sodass Metall hier Vorteile hat. Ich prognostiziere hier eher weitere Zuwächse für Stehfalzdächer.

Mike Bucher zu Frage 3

Auf diese Frage kann ich natürlich mit einem ganzen Buch antworten. Vorgehängte, hinterlüftete Fassaden sind nicht nur eine gute Alternative, sondern bieten jede Menge Vorteile: Das beginnt bei B wie Bauphysik und endet bei S wie Schalldämmung. Interessant ist eine aktuelle Studie der Donau-Universität Krems, die den Lebenszyklus und die Lebenszykluskosten für vorgehängte, hinterlüftete Fassaden untersucht hat. Das Ergebnis ist beeindruckend: Die Langlebigkeit und die geringen Instandhaltungs- und Wartungskosten wiegen die höhere Erstinvestition wieder auf. Damit ist dann auch das letzte Gegenargument entkräftet. Eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade aus Metall erfüllt dazu noch alle technischen Anforderungen an Regen-, Schall-, Blitz- und Brandschutz, die ein Bauherr so stellen kann. Gerade das Kapitel Brandschutz ist derzeit in aller Munde und nicht nur im öffentlichen Bau ein echter Dauerbrenner. Wir haben die Lösungen für komplexe Brandschutzanfragen.

Bau 2019

Die nächste Bau findet vom 14. bis 19. Januar 2019 mit zwei neuen Hallen auf dem Gelände der Messe München statt. Das Ausstellungsgelände vergrößert sich auf 200 000 m².

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