Herkömmliche Notebooks, Tablet-PCs und Smartphones sind für Einsätze unter rauen Bedingungen, auf nassen, feuchten und schmutzigen Baustellen und bei Sturzgefahr in der Regel zu empfindlich. Daher haben einige Hersteller spezielle „rugged“ Hardware auf den Markt gebracht (engl. für robust, stabil). Der höhere Preis, insbesondere von sogenannten Ultra-rugged-Geräten, schreckt allerdings noch viele Planer und Handwerker ab. Die Investitionskosten können sich jedoch schnell amortisieren. Ob sich diese etwas teurere Technik bezahlt macht oder ob konventionelle Mobilhardware mit zusätzlicher Schutzausstattung ebenso gut ist, sollte man individuell entscheiden.
Was macht robuste Hardware aus?
Robuste Hardware verfügt meist über ein schlagfestes Metall- oder ein besonders stabiles Kunststoffgehäuse. Eine manchmal an den Ecken und Kanten aufgebrachte Gummierung federt Stürze und Stöße ab und macht das Gehäuse griffiger. Bei Rugged-Notebooks oder -Convertibles (wandelbaren Geräten, die sich auch als Tablet verwenden lassen) dient das zugeklappte Gehäuse zugleich als Hartschalenkoffer mit teilweise integriertem, praktischem Tragegriff. Tastatur, Touchpad und Display sind spritzwassergeschützt, Schnittstellen durch Gummiabdeckungen abgedichtet. Die Festplatte ist durch eine Gel- oder Gummilagerung vor Stößen und durch eine zusätzliche wasserdichte Ummantelung vor Nässe geschützt.
Bei besonders robusten Geräten sorgt eine Heizung dafür, dass Festplatten auch bei extremen Minusgraden funktionieren – oder es kommt die gegenüber äußeren Einflüssen unempfindlichere SSD-Speichertechnik zum Einsatz. Lüfterlosen Rugged-Modellen macht auch feinster Baustaub nichts aus und in ruhiger Umgebung stört kein Lüftergeräusch beim Arbeiten.
Wie robust ist robust?
Den Grad der Widerstandsfähigkeit geben der sogenannte IP-Code und der aus dem Militärbereich stammende US Military Standard (MIL-STD) an. IP steht für Ingress Protection (Eindringschutz) und gibt den Schutzgrad des Gehäuses gegen Berührung, Fremdkörper und Wasser an. Eingeteilt werden Outdoor-taugliche Geräte meist in Semi-rugged und Fully-rugged.
Semi-rugged-Hardware widersteht äußeren Einwirkungen wie Spritzwasser, Staub oder Stürzen/Stößen eingeschränkt und verfügt immer über einen Lüfter. Eingeschränkt bedeutet zum Beispiel, dass die Hardware zwar nach IP54 staub- und spritzwassergeschützt, aber eben nicht staub- und spritzwasserdicht ist.
Fully-rugged-Hardware ist nahezu vollständig gegen äußere mechanische oder klimatische Einflüsse abgeschottet und hat keinen Lüfter. Sie ist nach IP65 staub- und strahlwasserdicht sowie nach den jeweiligen MIL-Standards (MIL-STD 810F, 810G, 461F etc.) getestet und zertifiziert. Stürze aus Hüfthöhe werden auch in aufgeklapptem Zustand klaglos hingenommen, ebenso wie extreme Temperaturen (–20 bis +60 °C). Ein Sturz aus großer Höhe kann dagegen auch robuster Technik den Garaus machen. Wichtig ist, sich die Robustheitsangaben der Hersteller im Einzelnen genauer anzuschauen, denn sie sind nicht immer transparent und nicht immer vergleichbar.
Welche Kriterien sind wichtig für die Auswahl?
Im Hinblick auf die Kapazität von Smartphone- oder Tablet-Speichern unterscheidet man zwischen dem Arbeitsspeicher (RAM) sowie dem internen Flash-Speicher, auf dem Daten dauerhaft abgelegt werden. Aktuelle RAM-Speicher sind zwischen 256 MB und 10 bzw. 16 GB groß, interne Speicher zwischen 4 GB und 512 GB. Hier gilt: je größer, desto besser. Bei vielen, aber nicht bei allen Modellen lässt sich der interne Speicher extern per SD- oder MicroSD-Karte erweitern.
Ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium ist die Displaygröße. Diese reicht bei Rugged-Smartphones von 4 bis 6", was einer Bildschirmdiagonale von rund 10 bis 14 cm entspricht. Je größer das Display, desto bequemer ist die Bedienung, aber desto größer sind auch das Gehäuse und der Stromverbrauch. Bei Rugged-Tablets beträgt die Bildschirmgröße zwischen 7 und 17". Auch die Bildschirmauflösung entspricht in etwa konventionellen Modellen; sie liegt zwischen 1024 × 768 (XGA) und 1680 × 1050 Bildpunkten (WSXGA+). Einige Geräte verfügen über das früher verbreitete 4:3-Bildschirmformat, das aufgrund der größeren sichtbaren Fläche und einer korrekten Abbildung von Proportionen insbesondere im Hinblick auf CAD-Anwendungen Vorteile bietet.
Ganz wichtig für Tätigkeiten im Freien ist eine matte Bildschirmoberfläche, die Spiegelungen vermeidet, sowie eine große Variabilität der Bildhelligkeit, die sich sowohl an eine direkte Sonneneinstrahlung als auch an Dunkelheit anpassen lässt. Bei hoher Lichtintensität kommt teilweise transflektive Displaytechnik zum Tragen, die das Umgebungslicht nutzt, sodass der Akku geschont wird.
Ein wichtiges Maß ist die Leuchtdichte (von 200 bis über 1000 Cd/m2), die beim Ausprobieren des Monitors bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen am besten beurteilt werden kann.
Eine Digitalkamera-Funktion auf der Gehäuserückseite ist ab einer Auflösung von 5 Megapixeln sinnvoll, darunter sind Fotos unbrauchbar. Eine zusätzliche Frontkamera kann man für die Videotelefonie nutzen.
Sehr gut ausgestattet ist robuste Mobilhardware meist im Hinblick auf Erweiterungssteckplätze, Daten- und Kommunikationsschnittstellen. Ebenso wie ein LAN-Anschluss für die Anbindung an das Telefon- und Computernetz gehören mehrere USB-Schnittstellen für den Anschluss von Maus, Drucker, USB-Stick/Festplatte etc. zur Ausstattung. Für die schnelle Übertragung von Digitalkamera-Fotos auf den Rechner sorgt ein eingebauter Multiformat-, mindestens aber ein SD-Speicherkartenleser.
Mobilität beim Zugriff auf Netzwerke und beim Austausch von Informationen bieten unter anderem drahtlose Netzwerke für die Datenübertragung auf kurze und größere Entfernungen (WLAN, WWAN), Bluetooth für die drahtlose Kommunikation zwischen Drucker, Notebook und Desktop-PC. Standardmäßig enthaltene oder optional integrierbare Mobilfunkstandards ermöglichen den mobilen Zugang zu E-Mails und Internet.
Auch robuste Hardware hat Schwächen
Während im Baucontainer in der Regel ein Stromanschluss vorhanden ist, spielt die Akkulaufzeit bei der Baustellendokumentation oder bei Aufmaßen eine wichtige Rolle. Bei einem realistischen Nutzungsprofil kann auch robuste Hardware teilweise schon nach drei bis vier Stunden schlappmachen. Herstellerangaben sind häufig irreführend, denn die angegebenen 6, 8 oder gar mehr Stunden im Akkubetrieb sind nur bei einem praxisfernen Nutzungsprofil mit heruntergedimmtem Display, sparsamem Speicherzugriff, geringer CPU-Auslastung, ohne aktivierte WLAN- oder Bluetooth-Funktion etc. zu erreichen. Behelfen kann man sich aber mit einem zweiten Akku-Satz, der bei einigen Modellen auch im Betrieb gewechselt werden kann.
Leider macht der Zusatzschutz Rugged Hardware vergleichsweise groß und schwer. Mit 3 bis 5 cm Bauhöhe und 3 bis 5 kg Gewicht sind beispielsweise Fully-rugged-Notebooks mindestens doppelt so dick und schwer wie konventionelle Modelle. Semi-rugged-Geräte sind kompakter und leichter.
Eine besondere Form robuster Notebooks sind Convertible-Modelle: Das LC-Display lässt sich um 360 Grad drehen und mit der Displayoberfläche nach oben auf die Tastatur klappen oder ganz abnehmen. Dadurch wird aus dem Bildschirm eine Schreib- oder Zeichentafel, die eine grafische Dateneingabe per Stift ermöglicht. Ein teilweise im Lieferumfang enthaltener Schultergurt erleichtert Eingaben im Stehen.
Für den täglich wechselnden Einsatz zwischen Büro und Baustelle sollte man unbedingt eine optional erhältliche Docking-Station verwenden. An dieser sind im Büro externe Geräte wie Drucker oder Scanner sowie das Büronetzwerk angeschlossen, sodass man das Tablet oder Notebook nur noch einstecken muss. Auch für Fahrzeuge gibt es spezielle Halterungen und Akku-Ladegeräte.
Wann lohnt sich Rugged Hardware?
Rugged Hardware ist für die meisten Augen weniger schick, etwas schwerer und nicht ganz billig. In der Rugged-Version kosten Smartphones, Tablets, Netbooks oder Convertibles schnell mal das Doppelte und Dreifache dessen, was man von vergleichbaren konventionellen Modellen gewohnt ist. Semi-rugged-Modelle sind etwas günstiger.
Weshalb sollte man mehr bezahlen? Weil viele konventionelle Modelle einige Schwächen haben: gebrochene Scharniere bei Notebooks und Convertibles, hakende Tastenkappen, defekte Netzanschlussbuchsen oder Netzteile, gesprungene Displaygläser oder kaputte Akkus sind häufige Schadensbilder schon nach wenigen Jahren. Das kommt bei Rugged-Geräten praktisch nie vor, dank besonderer Technik, robustem Gehäuse, hochwertigen Bauteilen und Materialien.
Die Alternative: Schutzausstattung für herkömmliche Modelle
Dass Rugged-Geräte nicht über die neueste Prozessortechnik verfügen und aktuellen Standards technisch immer einen Tick hinterherhinken, ist für Bauunternehmen oder Handwerker nur ein marginaler Nachteil – schließlich spielen Aspekte wie Modellkontinuität, Zubehörauswahl, modulare Ausbaumöglichkeiten für individuelle Anpassungen, ein guter Service oder die langjährige Verfügbarkeit von Ersatzteilen eine größere Rolle.
Wer Wert darauf legt, immer das neueste Smartphone-Modell zu besitzen, wird sich mit einer zusätzlichen Schutzausstattung behelfen müssen. Für konventionelle Smartphones, Tablets und Notebooks gibt es eine reiche Auswahl an staub- und wasserdichten Schutzhüllen aus Neopren oder anderen Materialien, die auch vor Stößen und Kratzern schützen. Allerdings mindert dies meist die Geräte-Zugänglichkeit und den Bedienkomfort.
Rugged Hardware ist nachhaltiger
Spezielle Rugged-Geräte sind treue und zuverlässige Begleiter mit langer Lebensdauer. Doch Vorsicht – nicht überall, wo „rugged“ draufsteht, ist auch rugged drin. Bezeichnungen wie „ruggedized“ können auf eine niedrigere Robustheitsstufe hindeuten und viele Anbieter konventioneller Mobilhardware, die einzelne Modelle unter dem Label „rugged“ anbieten, verfügen nicht über das langjährige Know-how von ausschließlich auf die Rugged-Technik spezialisierten Herstellern, wie beispielsweise Panasonic oder Getac.
Leider setzen Prozessor- und Betriebssystemzyklen, insbesondere bei Smartphones, der Langlebigkeit von Rugged-Geräten Grenzen. Wird die neueste App nur ab einer bestimmten Betriebssystem-Version unterstützt respektive der Support für ein Betriebssystem abgekündigt (wie aktuell von Windows 7 zum 14. Januar 2020), wird man meist doch zu einem Wechsel gezwungen, obwohl die Hardware noch viele Jahre durchhalten würde.
Autor: Marian Behaneck
Maßnahmen für eine längere Akku-Betriebsdauer
- Sofern es die Lichtverhältnisse zulassen, Display herunterregeln, denn Displays sind die größten Stromverbraucher.
- Der Internetzugriff per Mobilfunk benötigt mehr Energie als das WLAN, deshalb möglichst über WLAN im Internet surfen.
- WLAN/Bluetooth etc. möglichst nur dann aktivieren, wenn man auch tatsächlich online gehen oder Daten übertragen will.
- Auch die E-Mail-Synchronisation belastet den Akku, deshalb sollte man das Abrufintervall verlängern oder auf manuell umstellen.
- iOS- und Android-Stromverbrauchsstatistiken nutzen und möglichst entsprechende Energiefresser-Apps deinstallieren.
- Auch über die Systemeinstellung des Geräts lässt sich der Stromverbrauch des Akkus minimieren.
- Akkus nur aufladen, wenn sie nur noch etwa 10 % Leistung haben, denn die Lebensdauer hängt auch von der Ladehäufigkeit ab.