Pünktlich zum neuen Schuljahr konnte die im südlichen Stuttgart errichtete neue Zweifach-Sporthalle im September 2018 in Betrieb genommen werden. Nach einer fast zweijährigen Bauzeit entstand aufgrund ihrer Größe eine wettkampftaugliche Sporthalle, die sowohl von drei Schulen als auch für den Freizeitsport sowie das Vereinsleben genutzt wird. Unter anderem kann der Sportunterricht der benachbarten Grundschule Riedenberg auf dem 24 x 44 m² großen Spielfeld stattfinden. Aber auch die Waldorfschule Silberwald und das Geschwister-Scholl-Gymnasium nutzen regelmäßig die neuen Räumlichkeiten. Mit einem elektrischen Trennvorhang kann die Hallengröße halbiert werden und lässt so ideal eine parallele Nutzung unterschiedlicher Gruppen zu.
Zeitgemäßes Baukonzept
Nachhaltige und innovative Baumaterialien stellten einen zentralen Punkt der Planung dar. So hat das Stuttgarter Büro Cheret Bozic Architekten für die Dachkonstruktion Fachwerkträger aus Baubuche verwendet. Dank ihrer hohen Festigkeit und Steifigkeit ermöglicht Baubuche schlanke Konstruktionen für hohe Lasten und gleichzeitig große Spannweiten. Baubuche ist ein Furnierschichtholz aus regionalem Buchenholz, das in einem hochtechnologisierten und wirtschaftlichen Verfahren hergestellt wird.
Die Shedverglasungen und Lamellenfenster sind in die fünf Fachwerkträger integriert und sorgen für viel natürliches, freundliches Tageslicht. Zusätzlich bieten Photovoltaikelemente, die in südlicher Richtung an den Sheds auf dem Metalldach installiert worden sind, einen energetischen Nutzen. Um dem geforderten Schallschutz gerecht zu werden, wurden für die Bekleidung der Innenwände akustisch wirksame Prallschutzwände und für die äußere Fassade eine witterungsbeständige Bekleidung aus acetylierten Dreischichtplatten (Anm. d. Red.: ein Holzwerkstoff der Marke Accoya/Tricoya) eingesetzt. Die bis zur Unterkante des Tragwerks 7 m hohe Halle musste an das städtebauliche Umfeld angepasst werden und sollte aus Rücksicht auf die Nachbarbebauung eine möglichst geringe Gebäudehöhe aufweisen. Aus diesem Grund wurde die Bodenplatte aus Stahlbeton vertieft in das Erdreich abgesenkt. Es entstand für den Nebenraumtrakt eine zweigeschossige Lösung.
Nachhaltiges Titanzinkdach
Genauso nachhaltig und optisch eingegliedert zeigt sich das Dach in werkseitig vorbewittertem Titanzink der Marke NedZink Nova. Das qualitativ hochwertige, nach DIN EN 988 hergestellte Titanzink lässt sich hervorragend den Baugegebenheiten anpassen und zu individuellen Profilen umarbeiten. In diesem Fall verleihen großformatige Schindeln (ca. 600 x 400 mm) dem Objekt einen schuppenartigen Witterungsschutz. Die Schindeln wurden vom Handwerksbetrieb T+H Ackermann Metalldachtechnik GmbH aus Nürtingen projektbezogen hergestellt und auf der Sheddachfläche, die einen Wechsel an diversen Neigungs-bereichen aufweist, fachgerecht montiert. Kehlbereiche wie auch Neigungswechsel wurden vor Ort angepasst. Die belüftete Dachkonstruktion zeigt sich technisch sehr durchdacht und beinhaltet, von der Gebäudeinnenseite betrachtet, folgenden Aufbau:
- gelochte Gipskartonplatten mit aufkaschiertem Akustikvlies
- ballwurfsichere Unterkonstruktion aus C-Profilen 60/27 mm
- schallabsorbierende Mineralfaserplatten 40 mm
- Rippendeckenkonstruktion aus Furnierschichtholz
- Dampfsperre
- Dämmplatten aus mineralischer Dämmung 200 mm
- Hölzer 8 x 20 cm und diffusionsoffene Holzfaser-Unterdeckplatten
- Unterspannbahn
- Belüftungsebene inkl. Lattung 40 x 60 mm
- sägeraue Holzschalung 24 mm
- diffusionsoffene Unterdeckbahn inkl. strukturierter Trennlage
- Titanzink-Metallbedachung NedZink Nova (1,0 x 600 x 400 mm)
Raffinierte Details wie die vertieft angeordneten Vorsprung- und Traufprofile ermöglichten die glattflächige Montage der Schindeln. Aufwendig gestalteten sich auch die Anschlussbereiche inklusive individueller Anpassung der Schindelzuschnitte, da durch die verschnittenen Dach-flächen verschiedenste Gehrungen realisiert werden mussten. Die geknickten Teilflächen der Dacheindeckung verleihen der Sheddachhalle ein unverwechselbares Erscheinungsbild.
Dachentwässerung und nachhaltige Dachflächen
Die Entwässerung wurde, für den Betrachter nicht sichtbar, mittels großzügiger, innen liegender Rinnen realisiert. Dabei sind Materialzuschnitte von 1,0 x 700 bis 1000 mm zum Tragen gekommen. Nur so konnten Breiten in der Rinnensohle größer 350 mm zur sicheren Ableitung des Niederschlagswassers umgesetzt werden. Um das Risiko von Schnee und Eisschanzenbildung in der Entwässerungsebene zu umgehen, sind zusätzliche Rinnenheizungen mit eingebunden worden.
Auf Durchdringungen der im Doppelstehfalzsystem ausgeführten Metallbedachung sollte verzichtet werden. Entsprechend sind die Photovoltaikelemente auf einer klassischen NedZink-Nova-Stehfalzbedachung mit Spezialklemmen für den Falzbereich aufgebracht worden. Hierzu wurde eine projektbezogene statische Bemessung angefertigt und ein sehr enger Haftabstand im Bereich der Photovoltaikmodule vorgesehen. Die unmittelbar angrenzenden, sich unterhalb der Metalldachflächen befindlichen Flachdächer wurden mit einer zweilagigen bituminösen Abdichtung versehen. Eine geplante Dachbegrünung soll später den natürlichen, ökologischen Charakter der Sporthalle widerspiegeln. Der Neubau ist zudem so konzipiert worden, dass die Anforderungen der EnEV 2014 für den Jahres-Primärenergiebedarf um 30 % und die maximalen U-Werte um 20 % unterschritten werden. Dies ist ein schönes Projektbeispiel, wie sich Nachhaltigkeit, optische Eingliederung in den Bestand und hochwertige Baustoffe miteinander kombinieren lassen.
Bautafel
Projekt:Zweifach-Sporthalle Stuttgart-Riedenberg
Bauherr:Landeshauptstadt Stuttgart
Architektur:Cheret Bozic Architekten BDA DWB – Stuttgart
Fachbetrieb:T+H Ackermann Metalldachtechnik GmbH – Nürtingen
Material:NedZink Nova vorbewittert (ca. 12 000 kg)