Panoramablick auf eine atemberaubende Landschaft, magische Sonnenuntergänge und ein Sternenhimmel, der zum Greifen nah scheint, machen immer mehr karge und einstmals unwirtliche Bergwipfel zu Hotspots. Während die schroffen Felsen und extremen Wetterverhältnisse früher lediglich Alpinisten in die Berge lockten, werden diese – zumindest in der Hochsaison – zunehmend zu Massenausflugszielen. Und die neuen Zielgruppen erwarten zeitgemäßen Komfort.
Weit über 700 Schutzhütten stehen allein in den Alpen, viele davon wurden vor über 100 Jahren gebaut. Neben der Zeit haben Frost, Wind, UV-Strahlung sowie Auswirkungen des Klimawandels wie auftauende Permafrostböden massiv an ihnen genagt. Darüber hinaus werden sie auch veränderten gesetzlichen Vorgaben zu Umweltschutz, Brandschutz oder Statik oftmals nicht mehr gerecht. Mit enormem Aufwand werden sie deshalb entweder sukzessive renoviert oder direkt durch einen Neubau mit modernster Technik ersetzt.
Standfest am Abgrund
Viele Hütten im Hochgebirge werfen sich wortwörtlich in Schale: Ihre Holzkonstruktion ist mit einer Wetterhülle aus Metall ummantelt. Hier punktet Edelstahl Rostfrei mit seiner maximalen Witterungsbeständigkeit und hochwertigen Ästhetik. Zudem kann der nichtrostende Stahl am Ende seiner Lebenszeit nahezu vollständig ohne Qualitätseinbußen recycelt werden.
Das am Mont Blanc in 3817 m Höhe gelegene Refuge du Goûter verdankt seine ovale Form und Lage am äußersten Rand des schneebedeckten Kamms der herausfordernden Topografie und Witterung. Nur zur Hälfte steht die Hütte auf dem Felsen, der andere Teil schwebt frei über dem Abgrund und verleiht der energieautarken Unterkunft ihre spektakuläre Wirkung. Die Holzkonstruktion wird durch eine 50 cm dicke Dämmung aus Holzwolle vor der hier herrschenden extremen Kälte geschützt. Um den Temperaturen von unter minus 40 °C und Orkanböen mit Geschwindigkeiten von über 250 km/h dauerhaft die Stirn bieten zu können, erhielt der vierstöckige Kuppelbau eine Haut aus Edelstahl Rostfrei. Dank der guten Verformbarkeit und hohen Festigkeit des Materials konnte für die vollflächige Bekleidung der elliptischen Form eine geringere Materialstärke gewählt werden.
Lawinenbeständig mit wenig Material
Die Höllentalangerhütte ist im Wettersteingebirge auf 1387 m Höhe ein beliebter Ausgangspunkt für Bergsteiger. Ihr flach geneigtes Pultdach ist ebenso wie der gesamte übrige Baukörper so konzipiert, dass Lawinen eine möglichst geringe Angriffsfläche haben. Die Herausforderung bei der Tragwerkplanung bestand darin, mit möglichst wenig Material Schneelasten von bis zu 10,5 kN/m² standzuhalten. Auf die wärmegedämmte, hinterlüftete Holzunterkonstruktion des Dachs mit 30 mm dicker Schalung und zweilagiger Abdichtung wurde deshalb eine 600 m2 große Doppelstehfalzdeckung aus Edelstahl aufgebracht. Auch für die Fenster- und Sockelanschlussbleche wählten die Architekten diesen Werkstoff.
Eine der beliebtesten Berghütten der Schweiz ist die Tracuit-Hütte im Herzen der Walliser Alpen. Auf 3256 m im Val d‘Anniviers gelegen, ist sie selbst bei guten Wetterverhältnissen nur von erfahrenen Bergsteigern nach über vierstündigem Fußmarsch erreichbar. Optisch erscheint sie als vertikale und horizontale Verlängerung der Felswand. Drei Fassadenseiten und das Dach sind mit hochglänzendem Edelstahl bekleidet. Über die 0,8 mm dicken rollgeformten Trapezprofile auf dem Dach wird Regenwasser gesammelt. Die großflächig verglaste Südfassade lässt Licht und Wärme in den Speisesaal und bietet einen imposanten Blick auf die Walliser Bergwelt.
Für den modernen Hüttenbetrieb gerüstet
Auf 1756 m Höhe antwortete die Neue Bamberger Hütte in den Kitzbüheler Alpen mit umfangreichen Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen auf gestiegene Anforderungen. Ein aufgesetztes Zusatzgeschoss in Holzbauweise mit ausgebautem Dachgeschoss vergrößerte die Nutzfläche um 80 %. Aus Gründen der Nachhaltigkeit erhielt die Gebäudehülle neben einer neuen Holzschalung eine Wärmedämmung und das Dach wurde vollflächig mit Edelstahl Rostfrei gedeckt.
Die 1895 am Südhang des Grand Muverans in 2582 m Höhe aus Holz gebaute Cabane Rambert in den Waadtländer Alpen wurde bereits 1950 durch eine Steinhütte ersetzt. Um die heutigen Erwartungen an einen modernen Hüttenbetrieb zu erfüllen, erhielt das Gebäude einen dreigeschossigen Anbau in Holzrahmenbauweise, dessen Fassaden rundum mit poliertem Edelstahl bekleidet wurden – ebenso wie das Trogdach, das Regen- und Schmelzwasser sammelt. Um eine homogene, edle Optik zu gewährleisten, wurden auch die Fenster und Türen der Cabane Rambert mit dem glänzenden Werkstoff bekleidet. Wie viele weitere vorbildliche Beispiele schafft so auch diese Hütte den Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie, zwischen Funktion, Komfort und Nachhaltigkeit.