Auf einem herrlich gelegenen, nach Süden abfallenden Hanggrundstück in Wannweil bei Reutlingen entstand unlängst ein architektonisch reizvolles Einfamilienhaus. Neben dem bewussten und stilvollen Umgang mit Farben und Materialien fällt vor allem eines auf: Das Haus hat keine Regenrinne. Warum dieser Verzicht aus technischer Sicht absolut kein Problem darstellt, wird gleich erläutert. Zunächst sollen jedoch die Gründe, die letztendlich zum Verzicht auf eine klassische Dachentwässerungsanlage führten, dargelegt werden: Der Bebauungsplan ließ auf diesem Grundstück kein Flachdachgebäude zu, was eigentlich der ursprüngliche Wunsch der Bauherren war. Nach Gesprächen mit den Behörden verständigte man sich dann auf eine Symbiose aus Satteldach mit untergeordnetem Flachdachgebäudeteil. Bedingung war allerdings, dass der Anteil des Satteldachs im Vordergrund stehen musste. Diese Vorgabe wurde durch die Dach- und Fassadengestaltung mit Aluminium der Marke Prefa zusätzlich unterstrichen. Die exakt angeordneten anthrazitfarbenen Stehfalzscharen legen sich wie ein Band über Satteldach und Fassade. Dabei entsteht der Eindruck, als würde das mit demselben Material eingerahmte Flachdach mit Satteldach und Fassade verschmelzen. Um den optischen Effekt zu verstärken, wurde bewusst auf eine innenliegende Kastenrinne verzichtet. Anfallendes Regenwasser wird stattdessen direkt an der Fassade entlang in die bodengleiche Entwässerungsrinne bzw. auf das angrenzende Flachdach geleitet. Die Dachfläche geht somit nahtlos in die Wandfläche über.
Reduzierte Details aus Flaschnerhand
Die Flaschnerarbeiten wurden vom Fachbetrieb Wurster aus Bempflingen im baden-württembergischen Ermstal ausgeführt. In enger Abstimmung mit dem Architekturbüro Gaißer aus Gomaringen und Prefa-Fachberater Jochen Köhler wurden zahlreiche Details entwickelt. Die aus farbbeschichtetem Aluminium (Prefalz P.10 Anthrazit) profilierte Stehfalzeindeckung an Fassade und Dach wurde auf einer hinterlüfteten Holzschalung montiert. Die einzelnen Scharen verlaufen vom Fußpunkt der Fassade bis zur Traufe und von dort aus weiter zum First. Das Besondere ist: Alle Zuluftöffungen befinden sich an den Fassaden-Sockelpunkten – entweder in Bodennähe oder unmittelbar über der Kiesschüttung der Flachdächer. Damit die Geometrie des Baukörpers nicht gestört wird, wurde die Firstentlüftung an den Giebeln bewusst zurückgesetzt.
Die Wandanschlüsse der Aluminiumbekleidung wurden sehr filigran ausgebildet. Anstatt an hinterlüftete und entsprechend wuchtige Holzunterkonstruktionen anzuschließen, kamen Putzanschlussschienen von M.A.S.C. zum Einsatz. Die „Universal Klempnerschiene“ eignet sich für alle Metalle. Das Produkt erleichtert die Anschlussarbeiten und minimiert den Zeitaufwand bei der Montage. Angeschlossene Bleche und Profile können sich in der Schiene frei ausdehnen, sodass weder Metallprofile noch Putzflächen durch Dehnungsbewegungen Schaden nehmen. Die Flaschner von Wurster haben die Schiene auch an den Sockelanschlüssen der Balkonflächen eingesetzt.
Trickreiche Architektur
Die frontale Wandfläche der Flachdachgarage wurde mit Echtholz-Fassadenplatten so bekleidet, dass man das Garagentor in geschlossenem Zustand kaum erkennt. Dieser Trick unterstreicht die kubische Bauweise und erzeugt zudem den Eindruck, als würde sich das Flachdach-Gebäudeteil regelrecht in das Satteldachgebäude hineinschieben. Die Straßenseite des Gebäudes wurde bewusst sehr geschlossen gehalten, wodurch einerseits energetische Vorgaben optimal erfüllt werden und andererseits die Privatsphäre geschützt bleibt. Talseitig und nach Südwesten ausgerichtet, wurde die Fassade maximal geöffnet, damit man den traumhaften Ausblick in jedem Raum genießen kann. Der überdachte Balkon bietet bei Sonne und Regen ausreichend Schutz, wodurch er ganzjährig genutzt werden kann. Im Untergeschoss befinden sich lichtdurchflutete Kinderzimmer sowie der Zugang zur großzügigen Gartenterrasse. Der Wohn-Ess-Bereich mit offener Küche befindet sich im Erdgeschoss – über eine Sichtbetontreppe erreicht man die vom Erdgeschoss bis zum First hin geöffnete Galerie im Obergeschoss.
Fazit
Flaschnermeister Harald Wurster und sein Team sind ebenso zufrieden wie Prefa-Techniker Jochen Köhler, Architekt Bernd Gaißer und natürlich die Bauherrschaft. Die Materialkombination von Prefalz-Aluminium, Putzfassade und Echtholz-Fassadenplatten ist überaus harmonisch. Durchdachte Flaschnerdetails sowie die Entscheidung für das dunkle Prefa-Material tragen maßgeblich zur gelungenen Umsetzung des architektonischen Gedankens bei und beweisen: Der Werkstoff Metall eignet sich perfekt zur Gestaltung von Dächern und Fassaden – auch und besonders an Einfamilienhäusern.
Neubau eiunes Einfamilienhauses in Wannweil bei Reutlingen
- Massive Bauweise: Stahlbetonkonstruktion und Mauerwerk
- Aluminium-Falzfassade, hinterlüftet
- Aluminium-Stehfalzdach, hinterlüftet
- Aluminium-Brüstungsabdeckungen und -Wandanschlüsse
- Material: Prefalz P.10 Anthrazit
- Holz-Alu-Fenster mit Dreifachverglasung und großformatigen Schiebetüren
- Luft-Wasser-Wärmepumpe kombiniert mit Fußbodenheizung in allen Geschossen
- Designböden, Kaminofen, zentrale Staubsaugeranlage
- Das Haus wurde als Effizienzhaus 70 erstellt