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Weitblick und Innovation

75 JAHRE RAS - Wechselseitiges Vertrauen bildet die Erfolgsgrundlage der RAS Reinhardt Maschinenbau GmbH, um immer wieder innovative Blechbearbeitungsmaschinen auf den Markt zu bringen

Das Interview:

Der Sindelfinger Hersteller von Blechbearbeitungsmaschinen feiert dieses Jahr sein 75jähriges Firmenjubiläum. In der Jubiläumschronik heben die Geschäftsführer Willy und Rainer Stahl hervor, dass ein solcher Anlass ein Grund zum Feiern ist. Die 75 Jahre waren geprägt von Fleiß, Schaffenskraft, und Ausdauer. Werte, die altmodisch klingen mögen und doch so modern sind. Willy Stahl hebt hervor: "Wir blicken zurück auf ein vertrauensvolles Miteinander mit unseren Kunden, Vertretern, Lieferanten, mit Verbänden und Institutionen und natürlich mit unseren Mitarbeitern. Partnerschaftliches Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung sind eine Grundeinstellung für unser Handeln. Auf diesem soliden Fundament aufbauend, lässt sich Zukunft gestalten."

Wenn Sie auf die Vergangenheit zurückblicken, was waren wichtige Meilensteine in der Firmengeschichte?
Rainer Stahl: Mutig war sicherlich schon die Gründung der Firma durch unseren Großvater, Wilhelm Reinhardt. Er hat seine mechanische Werkstatt am 29. Mai 1939 eröffnet. Im September des gleichen Jahres begann der Zweite Weltkrieg. Es war sicher nicht einfach, die Firma durch diese schwierige Zeit zu bringen. Richtungsweisend war 1947 der Umzug aus der Stadtmitte in Sindelfingen weit vor die damaligen Tore der Stadt. Am heutigen Standort entstanden eine neue Fertigungshalle mit Büro- und Wohnhaus. Eine Weichenstellung war auch der Bau der Fertigungshallen in Wildberg-Effringen im Jahr 1967 in der anfänglich nur die Teile unserer Maschinen aus dicken Stahlplatten ausgeschnitten wurden und wo heute unsere gesamte Teilefertigung angesiedelt ist. Einschneidend für die Entwicklung der Firma war 1981 der Tod des Firmengründers Wilhelm Reinhardt. Unser Vater und unser Onkel Rolf Reinhardt führten das Unternehmen weiter. Als 1985 überraschend auch unser Onkel stirbt, haben unsere Eltern die Firmenanteile gekauft um das Erbe fortzuführen. Bedeutend und richtungsweisend war auch die die Gründung unserer Verkaufs- und Serviceorganisation in den USA im Jahr 1992.

RAS präsentiert sich mit dem Slogan "Schneiden, Biegen, Formen". Welche Bereiche decken Sie damit ab?
Willy Stahl: Als Familienunternehmen mit 230 Beschäftigten produzieren wir Maschinen für die Blechbearbeitung. Unsere Kunden stellen mit unseren Maschinen Blechteile her. Sie schneiden die Bleche mit Tafelscheren zu und bringen sie mit unseren Schwenkbiegemaschinen in Form. Schwenkbiegen kann man sich vorstellen wie Papierfalten. Man legt das Papier auf den Tisch, schiebt es bis zur Tischkante, drückt es mit den Fingern gegen die Tischfläche und biegt es dem Daumen nach oben oder unten. Genau dasselbe machen wir mit unseren Schwenkbiegemaschinen und Biegezentren nur etwas schneller und genauer – und eben mit Blech.
Wir suchen immer wieder neue Anwendungsfelder für das Schwenkbiegen. Unsere Langbiegemaschinen verarbeiten Blechteile bis zu 8 Meter Länge zur Verkleidung von Industriehallen. Das RAS MiniBendCenter biegt automatisch Kleinteile, wie man sie etwa in Laborgeräten, Kaffeemaschine, Automaten oder der Waage im Supermarkt findet. Unsere automatischen Biegezentren biegen Blechteile für Schaltschränke, Metallmöbel, Feuerschutztüren, Klimageräte, Aufzüge und Kücheneinrichtungen. Im Bereich "Formen" fassen wir mehrere Kleinmaschinen zusammen, die vorwiegend von Luftkanalbauern, Spenglern und Isolierern verwendet werden.

75 Jahre Erfolgsgeschichte schreibt Ihr Unternehmen seit der Gründung im Jahre 1939 durch Wilhelm Reinhardt - dies sowohl national als auch international. Was tun Sie dafür, diesen Erfolg zu sichern?
Rainer Stahl: Wir haben gut geschulte, begeisterte und kreative Mitarbeiter. Die Kreativität ist ein sehr wichtiges Gut und wird durch unseren Führungsstil gestützt. Über unsere Organisation denken wir in Prozessen und versuchen somit aus Schnittstellen Nahtstellen zu machen. Wir pflegen eine gute Beziehung zu unserem Betriebsrat. Durch dieses positive Klima entstehen immer wieder neue, kreative Lösungen.
Unsere Teilefertigung haben wir in Wildberg-Effringen angesiedelt. Auf einer Fläche von 12.000 m² arbeiten wir mit einem hochmodernen Maschinenpark in einer sehr hohen Fertigungstiefe. Somit halten wir den größten Teil unserer Wertschöpfung in eigenen Händen. Darüber hinaus arbeiten wir vor allem mit Zulieferanten, aus unserer Hightech-Region Sindelfingen/Böblingen und Calw zusammen.
Des Weiteren sichern wir unseren Erfolg durch einen internationalen Vertrieb von Alaska bis Chile, von Island bis in die Türkei, von den arabischen Emiraten bis Russland, von China bis Indien und von Thailand bis nach Australien. Dort zeigen wir Präsenz auf jährlich etwa zwanzig Messen und Ausstellungen.

RAS möchte "aus Träumen Wirklichkeit werden zu lassen". Wie sehen denn die Träume aus, die Sie verwirklichen wollen?
Willy Stahl: RAS setzt seit einigen Jahren seinen Fokus auf die Technologie des Schwenkbiegens. In diesem Segment haben unsere Mitarbeiter immer wieder hervorragende technische Lösungen entwickelt, die uns Alleinstellungsmerkmale am Weltmarkt sichern. Wir tüfteln jeden Tag daran, immer bessere Lösungen zu entwickeln, damit unsere Kunden noch leistungsfähiger produzieren können. Wir streben nach intelligenten Lösungen, die nicht nur von Spezialisten beherrschbar sind und machen uns heute schon intensive Gedanken darüber, wie unsere Kunden mit weniger Facharbeiter schneller, effizienter und genauer produzieren können.
Ein Beispiel ist die neu entwickelte Ein-Klick-Programmierung. Unsere Kunden kämpfen heute mit kleiner werdenden Fertigungslosen und schnellen Produktwechseln. Da wird es immer wichtiger, auch schnell das Programm zu erstellen, mit dem unsere Maschinen die Biegeteile herstellen können. Mit der Ein-Klick-Programmierung offerieren wir eine Software, bei der es nur eines Mausklicks bedarf, um von der Bauteilzeichnung zu einem lauffähigen Biegeprogramm zu kommen. Wo früher lange Programmierzeiten und hohes Expertenwissen notwendig waren, genügt heute ein Mausklick und man kann mit dem Biegen beginnen.

Das klingt aber sehr fortschrittlich und weitsichtig. Was denken Sie, wo geht die Reise hin und wo sehen Sie RAS in 5 – 10 Jahren?
Willy Stahl: Was in 10 Jahren sein wird, können vermutlich nicht einmal die Zukunftsforscher hinreichend zuverlässig beantworten. Aber eine Richtung ist erkennbar.
Das Thema Facharbeitermangel hatte ich schon erwähnt. Das wird vermutlich einen noch größeren Raum einnehmen, als wir es heute schon verspüren. Rückläufiges Fachwissen heißt aber keinesfalls geringeres Anspruchsdenken. Wer mit seinem Smartphone in jeden Winkel der Welt blicken kann, erwartet eine solche Funktionalität auch von einer Maschine die ein Vielfaches eines Smartphones kostet. Auf der einen Seite sitzen jedoch tausende Entwickler und es bedarf großer Anstrengungen, als mittelständisches Unternehmen hier mithalten zu können. Software wird also ein beherrschendes Thema im Maschinenbau.
Auch die Automatisierung und Verkettung von Maschinen beschäftigt uns immer intensiver. Die Kunden denken weniger darüber nach, wie sie ein Biegeteil ein paar Sekunden schneller herstellen. Sie überlegen vielmehr wie die Zuschnitte zur Biegemaschine gelangen und die Fertigteile weiterfließen. Schon heute nutzen wir intelligente Roboter um unsere Biegezentren mit Werkstücken zu beladen und fertige Biegeteile abzustapeln. Intelligent heißt dabei, dass die Roboter nicht mehr programmiert werden müssen, sondern sich ihren Bewegungsablauf selbst ausrechnen. Auf diesem Feld der Automatisierung, der Software und der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine, aber auch von Maschine zu Maschine wird sich noch einiges tun.


Wie binden Sie hierbei Ihre Geschäftspartner und Mitarbeiter in diese Zukunftsgestaltung mit ein?
Rainer Stahl: Zunächst einmal sind unsere Mitarbeiter unser wichtigstes Gut, denn alleine kann man die tollsten Ideen niemals umsetzen. Im Gegenteil, durch den offenen Austausch mit unseren Mitarbeiter entstehen immer wieder neue Ideen. Wir lernen auch von unseren Kunden, Lieferanten und unseren Vertriebspartnern und generieren daraus neue Konzepte und Lösungen.
Wir arbeiten aktiv in verschiedenen regionalen und überregionalen Verbänden und Institutionen mit, um unsere Erfahrungen zu diskutieren und aktuelle Strömungen auszuloten. Uns ist ein regelmäßiger Kontakt mit den Schulen wichtig, um neue Talente zu entdecken, sie auszubilden und zu fördern.

Sie haben gerade auch die Ausbildung angesprochen. Man liest in der Presse derzeit, dass viele Firmen ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen können. Wie ist die Situation bei RAS und was tun sie dafür, die ausreichende Anzahl an Auszubildenden zu finden?
Rainer Stahl: Unsere Ausbildungsquote liegt bei etwas über 10%. d.h. wir bilden leicht über unserem eigentlichen Bedarf aus. In unserem Ausbildungszentrum vermitteln wir den Beruf des Industriemechanikers in Produktions-, Geräte- und Feinwerktechnik. Diese 3 ½ jährige Ausbildung erfolgt im dualen System in enger Zusammenarbeit mit der Gottlieb-Daimler-Schule in Sindelfingen.
Des Weiteren kann man sich bei RAS für ein Studium an der Dualen Hochschule bewerben. Hier arbeiten wir mit der Fakultät Technik zusammen. Wir bieten die Studiengänge Maschinenbau und Informationstechnik an.
Einmal jährlich laden wir junge technikbegeisterte Mädchen zum Girls Day ein.
Seit über 25 Jahren werden in Baden-Württemberg Programme zur Berufsorientierung an Realschulen und an Gymnasien angeboten. Auch wir machen bei dieser 5-tägigen Berufsorientierung mit. Die jungen Schüler erhalten einen praktischen Einblick in die verschiedenen Abteilungen eines Maschinenbau-Unternehmens.
Wir bieten eine Förderung für ausgewählte Mitarbeiter an, wenn diese sich berufsbegleitend zum Techniker weiterbilden und wir betreuen und begleiten Techniker- und Bachelorarbeiten.

Über die ferne Zukunft haben wir ja schon gesprochen. Sie haben uns erzählt, wo die Reise hingeht. Was dürfen wir von RAS in nächster Zeit erwarten?
Willy Stahl: Wenn sie fragen was Aktuelles vor der Tür steht dann ist die Euroblech in Hannover im Oktober das Präsentiertablett für die Branche. Auf dieser Messe zeigen alle Hersteller ihre Neuheiten, die bis dahin als Geheimnis streng gehütet werden. Dort werden wir eine Weltneuheit präsentieren. Die neue Maschine heißt ProfileCenter ist ein vollautomatisches Biegezentrum zum flexiblen Biegen von Profilen, wie man sie etwa bei Türzargen, Fensterbänken oder Kabelkanälen antrifft. Sie dürfen gespannt sein!

 

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