Ein Klempnertag wird für Klempner gemacht. Für Meister und für Gesellen. Für Handwerker, die aus glatten Metalltafeln hochwertige Gebäudehüllen herstellen und diese auch montieren. Sie sind es, die mit ihren Wortmeldungen, Einschätzungen und Anregungen maßgeblich dazu beitragen können, dass sich eine Veranstaltung weiterentwickelt. Aber: Ohne bewusst agierende Veranstalter, die gut zuhören und das Gehörte entsprechend umsetzen, schwindet jede Aussicht auf Erfolg. Erstaunlich ist, wie perfekt das Netzwerken und die Zusammenarbeit zwischen Basis und Verbandsspitze dieses Mal funktionierte. Organisation und Ausrichtung des 19. Klempnertages lagen somit auf einem entsprechend hohen Niveau. Der Direktvergleich mit vorangegangenen Veranstaltungen verdeutlicht dies – zeigt auf, dass konstruktive Kritik vom ZVSHK angenommen und zur Optimierung der Veranstaltung genutzt wurde; dass breite Unterstützung aus den Reihen der Teilnehmer die Qualität des Klempnertages zusätzlich steigerte; dass die Verantwortlichen um ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Müller, Referent Klempnertechnik Michael Kober, Bundesfachgruppenleiter Ulrich Leib und die Mitglieder der Bundesfachfgruppe an einem Strang zogen. Zufriedene Teilnehmer sind die unweigerliche Folge. Kurz: Alle haben alles richtig gemacht!
Schnittige Wortmeldungen
Entsprechend positiv äußern sich die Teilnehmer der Veranstaltung. So verkündet die freie Spenglermeister Vereinigung Bayern (SMV) in einer Wortmeldung: „Der 19. Klempnertag war bombig, seine neue Aufmachung super, die Organisation toll und die Moderation von Thomas Neger sensationell. Die Vorträge waren top und auf der Ausstellerbörse konnten die bedeutendsten Industrievertreter aus der Branche angetroffen werden. Nirgends kann man besser Kontakte pflegen und sein Netzwerk ausbauen als auf dem Klempnertag in Würzburg.“ Und SMV-Mitglied Josef Schachner ergänzt: „Es war nicht nur der beste Klempnertag seit Jahren, sondern einer, den zu toppen schwierig sein dürfte!“
Stefan Zolynski aus Schwäbisch Gmünd konnte sich folgende Aussage nicht verkneifen: „Kinder, lernt nicht, sonst müsst ihr später arbeiten. Aber weil uns unsere Arbeit Spaß macht, waren auch wir dieses Jahr wieder beim Klempnertag in Würzburg dabei, um uns über Neuigkeiten zu informieren.“ In Anspielung auf die Podiumsdiskussion zum Thema „Arbeitgebermarke, Arbeitnehmerbindung, Generation Y,Z“ bezog sich Zolynski auf den Künstler Heinrich Rudolf Zille*, der Alltagsthemen sozialkritisch darstellte, doch dazu später mehr.
Überaus pragmatisch meldete sich Klempnermeister Frank Preuss aus Schramberg zu Wort. Er sagte: „Sehr gelungene Veranstaltung! Der Programmpunkt Schnell-mal-was-Neues hat mir besonders gefallen. Über die zahlreichen in nur drei Minuten vorgestellten Produkte konnte man sich noch vor Ort informieren.“ Und Dr.-Ing. Sabina Grund von der Initiative Zink brachte es mit dem Satz : „Die Stimmung und das Interesse der Teilnehmer aus ganz Deutschland sind richtig gut“ auf den Punkt.
Schneidig moderiert
Viele von uns erinnern sich noch an Zeiten, als so mancher Teilnehmer des Klempnertages die Inhalte der wichtigsten Branchenveranstaltung über einen Kamm scherte. Will heißen: Die Unterschiede zwischen den einzelnen Klempnertagen waren kaum noch spürbar. Das in die Jahre gekommene Veranstaltungskonzept galt als wenig unterhaltsam und es folgte zu allem Überfluss einem immer gleichen und somit berechenbaren Ablauf. Die Referententische auf der Bühne erinnerten an den Internationalen Frühschoppen, der von 1953 bis 1987 im deutschen Fernsehen live zu sehen war. Altmodisch und werbelastig ging das Programm oft am tatsächlichen Informationsbedarf vieler Klempner vorbei und die staubtrockene Fachinformationsweitergabe tat ihr Übriges dazu. Doch genug mit der Rückspiegelbetrachtung:
Pünktlich betritt Klempnermeister Thomas Neger aus Mainz die von besagten Referententischen befreite Bühne und eröffnet den 19. Deutschen Klempnertag. „Der Elferrat wurde abgeschafft“, sagt er und hat die Lacher auf seiner Seite. Überhaupt ist dem aus zahlreichen Fernsehproduktionen wie „Karneval hoch drei“ bekannten Entertainer die Moderation des Klempnertages wie auf den Leib geschneidert. Souverän kündigt er die Gäste an, stellt Fragen, wenn sich die Referenten missverständlich ausdrücken, oder gibt den auf großer Bühne manchmal unsicher auftretenden Fachleuten entsprechende Hilfestellung und Hinweise. Charmant, niemals überheblich und immer mit einer Portion Humor führt er durch die Veranstaltung. Man spürt förmlich, wie viel Spaß „unser Thomas“ dabei hat, und als er sein Honorar am Veranstaltungsende dem Europäischen Klempner- und Kupferschmiedemuseum in Karlstadt spendet, wird er mit tosendem Applaus belohnt.
Schnittmenge
An dieser Stelle muss unbedingt auf die Vorabendveranstaltung im Europäischen Klempner- und Kupferschmiedemuseum in Karlstadt hingewiesen werden. Der ZVSHK lud zum Come-togehter ins Museum ein und brachte so seine Verbundenheit mit der Branche zum Ausdruck. Die Schnittmenge zwischen Museumsstiftung und ZVSHK war schon immer vorhanden. In den letzten zwei Jahren ist sie jedoch spürbar größer geworden. Der Grund ist schnell erklärt: Einerseits finden in regelmäßigen Abständen ZVSHK-Veranstaltungen wie das D.A.CH.S.-Treffen oder die Bundesfachgruppensitzung im Museum statt. Andererseits haben aktive Mitglieder der Museumsstiftung die Ausstellung umgewandelt – haben aus einem „Parkplatz“ für ausrangierte Lötlampen, Blechscheren, Maschinen und Klempnerwerkzeuge ein attraktives Branchen-Informationszentrum gemacht. Lötlampen und uralte Holzhämmer werden selbstverständlich immer noch gezeigt, doch ergänzend dazu erklären jetzt multimediale Informationstafeln grundlegende Arbeitstechniken und folglich auch den Umgang mit den wichtigsten Klempnerwerkzeugen. Das Museum reflektiert also nicht nur die Geschichte unseres stolzen Handwerks, sondern es informiert Laien und Spezialisten lückenlos über
- die Entwicklung der Menschheit im Umgang mit Metallen
- den Einsatz verschiedener Metalle in der Architektur
- Baumetalle und deren Legierungen
- den Bau von Ornamenten
Brandneu ist ein modern gestalteter Infobereich, der die Karrierechancen eines Klempners oder Spenglers auf ansprechenden Bildtafeln darstellt. Durch die großzügige finanzielle Unterstützung des Internationalen Interessenbunds Baumetalle (iib) konnte der Bereich sehr ansprechend und informativ gestaltet werden. Speziell an junge Museumsbesucher gerichtet, sollen die zur Verfügung stehenden Hinweise deren Berufswahl erleichtern. Ein Sitzbereich in Form eines Lowboards lädt Jugendliche zum Verweilen ein – dient gleichzeitig als Rückzugsort, an dem „alte Dachhasen“ über ihren Beruf erzählen können. Ergänzend dazu erzeugen Infoflyer und Energydrinks mit dem Aufdruck „Ich lern Spengler …läuft.“ Spengler-Emotionen. Mehr dazu erfahren Sie in der kommenden BAUMETALL-Ausgabe oder direkt im Museum bei Karin Glassen unter Tel. (0 93 53) 99 63 30.
Nur Klempner und Damenschneider …
… können dreidimensional denken, sagt man. Welch enormes Fachwissen Klempner dazu brauchen, wird oft unterschätzt. Es reicht von zeichnerischen Fähigkeiten über Metallkunde und den richtigen Umgang mit Spezialwerkzeugen bis hin zu betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten. Ein guter Klempnertag informiert über alle genannten Bereiche und weit darüber hinaus. Genau das taten die Referenten und Aussteller des Klempnertages 2018.
Entsprechend zukunftsweisend war die Eröffnungsrede von ZVSHK-Vizepräsident Michael Hilpert. Seine Botschaft war eindeutig: Die Ausbildung muss nicht nur attraktiver, sondern darüber hinaus deutlich intensiviert werden. Hilpert nahm Bezug auf die aktuelle Nachwuchssituation und plädierte an die rund 4000 deutschen Klempnerbetriebe, mehr Verantwortung zu übernehmen. Seine Forderung untermauerte er mit Schlagzeilen aus Presseberichten wie: „Keiner will Fleischer oder Klempner werden“ oder „Bauherren müssen oft monatelang auf Maurer oder Klempner warten“. Außerdem forderte Hilpert seine Zuhörer auf, möglichst viele Geschäftsprozesse in die digitale Welt zu überführen. Dadurch entstehende Freiräume könnten dann z. B. zur Ausbildungsoptimierung genutzt werden.
Mit Sätzen wie „Wasserschäden kennen keine Kernarbeitszeiten“ oder „Wenn Not am Mann ist, wenn es durchregnet, sind wir da!“ zeigte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer klare Kante. In seiner Rede wies er immer wieder ins politische Berlin. Dort, so Wollseifer, sei das anders. Dort wird sich mit der Regierungsbildung Zeit gelassen. Das Handwerk hingegen handelt! Wollseifer plädiert für Bürokratieabbau, der für Handwerker wichtig sei, um Zeit, Nerven und Geld zu sparen. Und er analysiert Auf-gabenlisten und Wahlversprechen von CDU und SPD aus Sicht des Handwerks. Dann geht er zum demografischen Wandel über – weist in diesem Zusammenhang auf die Digitalisierung und den damit zusammenhängenden Run der Jugendlichen auf die Studienplätze hin. Wollseifer: „Genau deswegen ist es wichtig, dass in Berlin verhandelt wird. Deswegen ist es wichtig, dass in Berlin vor allem im Sinne des Handwerks gut verhandelt wird, denn Handwerk benötigt Infrastrukturen mit schnellem Internet in allen Regionen – auch im ländlichen Raum.“ Klar ist, dass sich die Welt immer schneller verändert. Klar ist zum Glück aber auch, dass Klempner trotz Digitalisierung weiterhin benötigt werden. „Wir brauchen also keine Angst zu haben“, sagt Wollseifer, der dennoch darauf hinweist, dass die Förderung von Aus- und Weiterbildungskosten zukünftig verbessert werden müsse. In seiner Rede unterstreicht der Präsident des Zentralverbandes des Handwerks die Wichtigkeit unermüdlichen Werbens um junge Schulabgänger. Entsprechend unerlässlich ist in diesem Zusammenhang auch die ständige Werbung für das Handwerk im Allgemeinen und für die Klempner im Besonderen.
„Das Handwerk schaut nicht darauf, wo jemand herkommt“, versichert Wollseifer, „sondern darauf, wo jemand hinwill!“ Angriffe gegen den Meisterbrief wehrt er daher entschieden ab. Stattdessen lässt der oberste Handwerker Deutschlands die Teilnehmer des Klempnertages wissen, dass zulassungsfreie Berufe schon bald wieder unter die Meisterpflicht fallen könnten. Genau diese Forderung möchte Wollseifer im Koalitionsvertrag eingebunden wissen. Um das zu erreichen, muss das Handwerk geschlossen auftreten und mit einer Stimme sprechen.
Massschneider
Klempnermeister Peter Neß und Architekt Bjørn Hoffmann aus Berlin eröffneten die Vortragsreihe. Der innovative Klempnerfachbetrieb hat sich auf die Ausführung von Metallfassaden spezialisiert. „Weil Dünnblechfassaden fast immer Sonderanfertigungen sind“, sagt Neß, „sind sie zwar schwer zu kalkulieren – bieten aber auch viele Chancen.“ Neß empfiehlt, bei der Planung maßgeschneiderter Gebäudehüllen eng mit dem Architekten zusammenzuarbeiten. „Ziel muss es sein, die Vorstellungen des Architekten wirtschaftlich umzusetzen. Der Bau von Fassadenmustern und Modellen kann dabei hilfreich sein.“ Hoffmann verdeutlichte anhand zahlreicher Projektfotos, wie die Zusammenarbeit zwischen Architekt und Handwerker funktionieren kann. Er zeigte individuell entwickelte Details und hob die Vorteile handwerklich hergestellter Sonderbauteile hervor. Vor allem schätzt Hoffmann die Flexibilität und die kurzen Lieferzeiten, die Neß dank Know-how und technischer Ausstattung garantieren kann. Ob es sich lohnt, ständig in neue Blechbearbeitungsmaschinen zu investieren, ist für Neß keine Frage. Wer Passteile schnell benötige, auf Bautoleranzen professionell reagieren und vor allem nicht zum reinen Montagebetrieb werden möchte, komme um den Einsatz entsprechender Maschinen nicht herum, weiß er.
Der nächste Fachvortrag zeichnete ein gänzlich anderes Bild des Klempnerberufes. Am Beispiel der Dachsanierung der Befreiungshalle Kelheim präsentierte Josef Peter Münch zahlreiche Ausführungsdetails. Sowohl die Vorbereitung als auch die Ausführung der Klempnerarbeiten wurde durch die Profis um Klempnermeister Peter Mehler perfekt erledigt (BAUMETALL berichtete in Ausgabe 5/2013). Dazu benötigten sie rund 1500 m2 Tecu-Patina. Das große Doppelstehfalzdach aus vorpatiniertem 0,8-mm-Kupfer liegt perfekt auf der hinterlüfteten Vollholzschalung auf. Das kegelstumpfförmige Dach ist 24° geneigt. Die Länge der konischen und aus einzelnen Tafeln zusammengefügten Scharen beträgt etwa 8 m, die gesamte Dachlänge von der Glaskuppel bis zur Traufe etwa 16 m. Die im Abstand von fast 95 cm angeordneten Querfalze wurden rückseitig ausnahmslos im Wig-Schweißverfahren verschweißt und sind somit absolut wasserdicht. Insgesamt wurden ca. 2800 Wig-Schweißnähte an den Querfalzen hergestellt. Münchs tiefe Einblicke in die Konstruktion des Daches sowie die Anschlüsse an Dachlaterne oder Rinne wurden von den Teilnehmern des Klempnertages wohlwollend aufgenommen.
Den nächsten Schnitt im Veranstaltung sprogramm setzte Edelstahlprofi Marc Metzler (Battisti GmbH). Fundiert informierte er über die Unterschiede verschiedener Edelstahlsorten und nannte entsprechende Einsatzmöglichkeiten. Metzler sprach über verzinnten Edelstahl, über verschiedene Härtegrade und über das Korrosionsverhalten.
Dann betrat Ulrich Leib (ZVSHK-Bundesfachgruppenleiter Klempnertechnik) das Podium. Er stellte die neue ZVSHK-Richtlinie „Metallanschlüsse an Putz, Außenwärmedämmung und Wärmedämmverbundsysteme“ vor. Das mit zahlreichen Skizzen, Detailvorschlägen und Piktogrammen gestaltete Merkblatt ist ein hervorragender Leitfaden. Es sollte in jedem Fachbetrieb griffbereit sein. Ab sofort ist die Richtlinie für alle Interessenten beim ZVSHK zum attraktiven Preis erhältlich.
Menü statt Schnittchen
Auch bei Klempnern geht die Liebe durch den Magen. Von der guten Qualität des Mittagsmenüs überrascht, machte der Besuch der Infobörse doppelt Spaß. Die wichtigsten Aussteller der Metallhalbzeughersteller, Zubehörlieferanten und Betriebsausstatter waren vor Ort und präsentierten ihre Produkte. Dann ging es Schlag auf Schlag weiter. Prof. Dr. Peter Schierz (Rheinische Fachhochschule Köln) referierte über neue Wege für einen erfolgreichen Verkauf. Dabei gab er tolle Hinweise zur klaren Kundenberatung. Basisleistungen wie eine einwandfreie Handwerksleistung würden vom Kunden als selbstverständlich betrachtet. Daher sei es wichtig, positiv aufzutreten und immer Klartext zu sprechen. Ziel müsse es sein, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und entsprechende Begeisterungsfaktoren zu liefern. Schierz’ Tipp lautet daher: „Wer bei der Arbeit Spaß hat, ist in der Lage, dem Kunden Spaß zu machen!“
Im Anschluss referierte Sabine Kurze (ZVSHK-Referentin Onlinekommunikation) über die schöne Onlinewelt. Sie wies auf die Onlinebausteine hin, die der ZVSHK seinen Mitgliedern bereitstelle. Mustertexte, Fotos, Filme und mehr stünden im Baukastensystem zur Verfügung und könnten auf der ZVSHK-Internetseite heruntergeladen werden, um etwa auf der eigenen Website um Nachwuchs zu werben. Ferner können die Bausteine zur Gestaltung der Firmenhomepage verwendet werden.
Genau diesem Thema widmete sich Birgit Jünger (ZVSHK-Referentin Marketing). Sie zeichnete ein düsteres Bild von unbesetzten Stellen, von Nachwuchsengpässen und von Azubis, die ihre Ausbildung abbrechen. Dann berichtete sie vom schlechten Image des Handwerks und dem der Klempner. Als Gegenmaßnahme empfahl Jünger die vor zwei Jahren erstmals vorgestellte ZVSHK-Imagekampagne „Zeit zu starten“. In der Zwischenzeit war der ZVSHK nicht untätig. Die Kampagne wurde massiv beworben – wurde in unterschiedlichen Onlinekanälen veröffentlicht und stand sogar als Anzeige in der „Bild“. Entsprechende Videos, Flyer und anderes Infomaterial könne auf Ausbildungsbörsen, im Internet oder bei Bewerbungsgesprächen genutzt werden. Die Kampagne richtet sich an Jugendliche, die einen Praktikumsplatz oder einen Ausbildungsplatz suchen.
Zum Thema passend fand erstmals eine Podiumsdiskussion auf dem Klempnertag statt. Der etwas sperrige Titel lautete: „Arbeitgebermarke – Arbeitnehmerbindung – Generation Y,Z“. Auf dem Podium saßen Zuzana Blazek (Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung www.kofa.de), Birgit Jünger (ZVSHK-Referentin Onlinekommunikation), Michael Kober (ZVSHK-Referent Klempnertechnik), Andreas Müller (ZVSHK-Hauptgeschäftsführer), Prof. Dr. Peter Schierz (Rheinische Fachhochschule Köln) und Jens Wagner (stellv. ZVSHK-Bundesfachgruppenleiter Klempnertechnik). Kober berichtete davon, dass die Ausbildungsleistung um 16,5 % zurückgegangen sei. Der 1984 Geborene können sich als Teil der Generation Y zwar noch dunkel an eine Welt ohne Internet erinnern – die Generation Z könne dies nicht. Ihr stünde die Welt offen, denn alle Informationen seien überall abrufbar. In der Folge muss ein Arbeits- oder Ausbildungsplatz attraktiver sein als früher. Blazek mahnte ein neues Denken in der Unternehmenskultur an und sagte: „Eigentlich müssen sich die Unternehmen mit Attraktivität bei den Arbeitnehmern bewerben.“ Mit Sätzen wie „Zufriedene Mitarbeiter sind die Headhunter der Zukunft“ oder „Der Punkt ‚Karriere bei Fachbetrieb XY‘ fehlt fast immer auf den Internetseiten der Klempnerfachbetriebe“, polarisierte sie die Zuhörer, die mit zahlreichen Wortmeldungen reagierten. Als dann auf dem Podium von Feelgood-Managern in Fachbetrieben gesprochen wurde, tat sich ein Graben zwischen Podium und Zuhörern auf. Handwerker sprechen eben eine einfachere Sprache. Vielleicht muss darauf beim nächsten Mal geachtet werden. Klempnermeister und Fachgruppenleiter Robert Smejkal reagiert mit einem Leserbrief, den Sie in vorliegender Ausgabe auf Seite 18 finden.
Zweiter Abschnitt
Tag zwei des Klempnertages begann mit dem Besuch der Infobörse. Dort stellte Hans-Peter Rösch von der Stuttgarter Robert-Mayer-Schule eine einfache, aber effektive Möglichkeit zur statischen Berechnung von Attikahaltern vor. Die zur Montage von Abdeckprofilen erforderlichen Einzelhalter testete er an einem Spezialmodell mithilfe entsprechender Gewichte. Den so definierten Versagenspunkt überträgt Rösch in die Windlasttabelle. Details dazu beschrieb er in BAUMETALL 8/2017. Die Eröffnung der zweiten Vortragsreihe begann mit der Vorstellung des Poliers im Klempnerhandwerk. Christoph Theelen (ZVSHK-Referent Bildung) wies auf Karrieremöglichkeiten für Klempner hin. Der Polier soll als Bindeglied zwischen Gesellen und Meister angesiedelt werden.
Auch Christoph Theelen erhielt (ebenso wie alle anderen Referenten) für seine Mühe eine von Herzblutspengler Berthold Zürn gestaltete Schneidunterlage aus Buchenholz. In der Silhouette des Eckrings und mit Spenglerwappen versehen symbolisiert das Vesperbrett die gute Zusammenarbeit zwischen Verband und dem Klempnerhandwerk. Infos zu diesem einzigartigen „Brettchen“ erteilt der ZVSHK.
Als nächster Programmpunkt stand der BAUMETALL-Treff auf dem Podium. Dessen Thema „Die jungen Wilden – zu Neuem gehört viel Mut“ befasste sich mit dem brandneuen BAUMETALL-Format UNSER BETRIEB/EUER BETRIEB . Getestet haben es Micheal Kirchen (Ferisol, Berbourg) Michael Messerschmidt (Nakra, Fambach) und Mirko Siegler (Sima-Bau, Bürstadt). Mit dem Ziel, voneinander zu lernen, begleiteten sich die drei Fachbetriebsinhaber an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Sie stellten sich dabei gegenseitig ihre Fachbetriebe vor und gewährten tiefe Einblicke in Bereiche wie
- Büro, Organisation und Angebotswesen
- Einkauf und Arbeitsvorbereitung
- Werkstattorganisation und Fertigung
- Logistik und Montage
- Rechnungswesen
- Auftragsnachbearbeitung
- Teamführung
- Mitarbeitermotivation u. v. m.
Die einzelnen Punkte dokumentierten sie anhand eines von BAUMETALL entwickelten Durchführungsleitfadens. Ergänzend hielten sie einzelne Situationen mit Fotos und kleinen Handyvideos fest. Zur Auswertung holten sie sich Unterstützung von Betriebsberaterin Barbara Beyer. Euphorisch berichteten die drei über das Gelernte und was sich zwischenzeitlich in den Betrieben verändert hat. Die spontan auf die Bühne gerufene Beyer bestätigte den enorm hohen Nutzwert des neuen Formates. Gemeinsam ermutigten sie die Kollegen im Saal, es ihnen gleichzutun. Weitreichende Informationen zu UNSER BETRIEB/EUER BETRIEB sind im Internet auf www.baumetall.de/UBEB sowie auf Seite 54 in dieser BAUMETALL-Ausgabe zu finden.
Neues Schnittmuster
Ebenso wie der Beitrag des BAUMETALL-Treffs fand auch der Programmpunkt „Schnell mal was Neues“ großen Zuspruch. Innerhalb von drei Minuten konnten die Aussteller der Infobörse ihre Neuheiten vorstellen. Spannung erzeugten dabei eine rückwärts laufende Stoppuhr und Moderator Thomas Neger, dessen Aufgabe es war, ausschweifende Redner von der Bühne zu pfeifen. Eine in nur zehn Tagen auf Streifenfundamenten zu errichtende Systemhalle von Domico, eine Schwenkbiegemaschine zur einfachen Schindelherstellung von Schechtl, der brandneue Planungsordner von Krehle das Siding.X von Prefa oder die bauaufsichtliche Zulassung der Clipfix-Systemhafte von Rheinzink waren nur einige der kurzweilig vorgestellten Neuheiten.
Genau so macht Klempnertag Spaß, lautete die übereinstimmende Meinung der Teilnehmer. Der Wechsel zwischen Fachreferaten unterschiedlicher Themen und kurzen Informationen lockert auf und steigert die Aufnahmebereitschaft bei komplexen Themen wie dem Folgenden.
Johannes Binder (Klempnermeister, Ingolstadt) und Prof. Jörn Lass (Fachhochschule Rosenheim, Studienrichtung Gebäudehülle) informierten über den Studiengang und darüber, dass weiterhin Sponsoren gesucht würden. Dann schilderten sie Fortschritte des an der Fachhochschule durchgeführten Forschungsvorhabens zum Tragverhalten von Haften in Doppelstehfalzdächern. Zielsetzung sei die Entwicklung eines Berechnungsprogramms zur exakten Ermittlung der erforderlichen Befestigung. Das ist sinnvoll, denn das Projekt gibt wichtige Auskunft zur Befestigung von Anschlagpunkten sowie von Solaranlagen. Zukünftig soll der Verleger die Haftauswahl frei bestimmen können – Voraussetzung dazu sei allerdings die Bereitstellung der erforderlichen Angaben seitens der Hafthersteller. Erste Versuche wurden als Zugversuch, Schubversuch und Dauerschwingversuch durchgeführt. Dabei wurden Befestigungsbild, Versatzmoment und das Durchknöpfen (Abreißen des Nagelkopfes) dokumentiert. Ferner wurde der Einfluss statischer Belastungen in die Falzgeometrie getestet. Die Nachweiskette ist komplex, denn sie umfasst Einwirkung von außen, Dachaufbau, Falzklemme, Dachhaut, Haft und Befestigungsmittel.
Schneider auf Platz zwei, Gläschig auf eins
Wenn Klempner Luftaufnahmen anfertigen, geht es oft darum, Arbeiten zu dokumentieren oder eventuelle Schäden zu begutachten. Genau darüber sprach Drohnenpilot und BAUMETALL-Treff-Mitglied Frank Preuss aus Schramberg. Er wies explizit darauf hin, was Drohnenpiloten seit 2018 beachten müssen. Umfassende Gesetzesänderungen und neue Verordnungen machen z. B. einen Drohnenführerschein erforderlich. Außerdem müssen alle Fluggeräte haftpflichtversichert sein.
Über ganz andere Fotos informierten Harald Baisch (Prokurist des Handelshauses Barth) und Andreas Buck. Gemeinsam stellten sie die beliebtesten Gebäude des Fotowettbewerbs „Zeig mir dein Haus und ich sag dir, wer du bist“ vor. Im Wettbewerb waren über 100 Fotos metallbekleideter Häuser und Werkstätten zu sehen. Exakt 3581 Nutzer haben abgestimmt. Sie wählten das Wohnhaus der Spenglerfamilie Pollak aus Retz in Österreich auf den dritten Platz. Das mit Reynobond-Platten und anthrazitfarbenem Aluminium bekleidete Traumhaus wurde bereits in BAUMETALL 7/2017 vorgestellt. Platz zwei belegte der Fachbetrieb Schneider + Sohn aus Waldshut-Tiengen. Das Wohnhaus begeistert mit einer Gebäudehülle aus Aluminium. Den ersten Preis sicherte sich Fachbetrieb Gläschig aus Villingen-Schwenningen. Das neue Betriebsgebäude besticht mit einer Aluminiumfassade.
Insgesamt war die Veranstaltung ein großer Erfolg. BAUMETALL beglückwünscht die Veranstalter zu einem Klempnertag, an den man sich noch lange erinnern wird. Besondere Erwähnung hat das große Engagement des „neuen“ Referenten Klempnertechnik, Michael Kober, und die perfekte Organisation rund um Anne Schumachers Team verdient. Schumachers erste Klempnertag-Organisation fand übrigens 1983 in Hanau statt. Der Klempnertag 2018 war ihr letzter, denn im kommenden Jahr verabschiedet sie sich in den verdienten Ruhestand.
Andreas Buck